Quechan
Die Quechan (auch Kwtsan, Kwtsaan, engl. Aussprache: ‘Kwuh-tsan’), veraltet oft Yuma, sind Indianer im Südwesten der USA und leben am Ufer des Colorado River in Arizona. Laut ihren Überlieferungen schuf Kwikumat alle Yuma-sprachigen Stämme, wie die Quechan, Kumeyaay, Cocopa, Halchidhoma und Maricopa, die alle vom heiligen Berg Avikwamé (‘Spirit Mountain’, nahe Laughlin, Nevada)[1] auf die Erde herabstiegen und sich in ihren jeweiligen Stammesgebieten niederließen – nur die Quechan benutzten zum Abstieg einen speziellen Weg, Xam Kwatcán (‘another going down’) genannt. Auf Grund dieser Tatsache nannten sie sich Quechan (‘Jene, die auf einen anderen Weg herabstiegen’). Ihre Sprache heißt Quechan und gehört zu den Cochimí-Yuma-Sprachen.
Wohngebiet
Sie lebten in der Gegend, wo der Gila River in den Unterlauf des Colorado mündet; ihre Nachbarn waren die Mohave im Norden und die Cocopa im Süden. Das grüne Tal des unteren Colorado ist von einer trockenen Wüste umgeben und wurde früher, vor dem Bau der großen Staudämme, jährlich von Hochwasser überflutet und eine große Menge Schlamm abgelagert, war also fruchtbares Ackerland. Heute bewohnen sie das etwa 176 km² große Fort-Yuma-Reservat an der Grenze zwischen Arizona und Kalifornien.
Geschichte
Die frühesten Kontakte zu den Spaniern bestanden aus einem kurzen Besuch von Hernando de Alarcón, der 1540 den Colorado mit einem Schiff flussauf segelte. Pater Eusebio Francisco Kino wohnte 1698 in den Dörfern der Quechan auf seiner Reise nach Kalifornien.
Im Jahr 1779 schickten die Franziskaner (OFM) Pater Francicsco Garcés zusammen mit einer Militär-Eskorte zu den Quechan, um Missionsstationen zu errichten. Die Indianer hatten zugesichert, friedlich zu bleiben, wenn sie als Gleichberechtigte behandelt würden und widersetzten sich diesem Versuch, sie zu unterwerfen. Sie waren nicht bereit, ihr Land oder ihre Unabhängigkeit gegen zweifelhafte Wohltaten einer neuen Religion aufzugeben. Im Jahr 1781 zerstörten sie die Mission, die in der Nähe der heutigen Stadt Yuma lag, und töteten die Priester und einige Soldaten. Außer der Einführung von neuen Feldfrüchten hatte der Kontakt zu den Spaniern keinerlei Einfluss auf die Kultur der Quechan.
Die Entdeckung von Gold in Kalifornien hatte zur Folge, dass Tausende von Goldsuchern auf ihrem Weg nach Kalifornien das Land der Quechan überschwemmten. Die Migranten stahlen Feldfrüchte aus den Gärten der Indianer, während die Quechan Güterzüge beraubten. Trotzdem blieb die Lage relativ friedlich. Einige findige Quechan bauten sogar eine Fähre über den Colorado und stellten den Weißen einen Fährdienst zur Verfügung. Schon vor der Ankunft der Spanier war ihr Wohngebiet am Colorado ein strategischer Punkt. Der Fluss ist hier relativ schmal und gab den Quechan die Möglichkeit, den Handel zwischen dem Landesinneren und der Pazifik-Küste zu kontrollieren.
Jedem Versuch, auf ihrem Land zu siedeln, begegneten die Quechan mit Widerstand. Die ersten Probleme gab es, als die Amerikaner eine Fähre in Konkurrenz zu den Indianern bauen wollten. Um 1850 forderten die Amerikaner Schutz von den Quechan, als ein militärischer Außenposten in Camp Yuma errichtet wurde. Die kleine Abteilung beschränkte die Feindseligkeiten auf ein Mindestmaß, versagte aber dabei, die Weißen an der Besetzung von Indianerland zu hindern.
Bald brachen Feindseligkeiten aus und 1852 wurden die Quechan von der Armee unterworfen. Das geschah weniger durch Kriegshandlungen, sondern mehr durch Zerstörung der indianischen Felder und Siedlungen. 1884 wurde ein Reservat eingerichtet, das größtenteils aus trockenem und für die Landwirtschaft ungeeignetem Boden bestand.
Lebensweise und Kultur
In früherer Zeit lebten die Quechan im Herbst, Winter und Frühling in sechs Siedlungen oder Rancherias, die auf dem höheren Ufer lagen und somit vom Hochwasser nicht erreicht werden konnte. Nachdem das letzte Hochwasser im Frühling abgeflossen war, schwärmten die Familien aus, um Mais, Bohnen, Squash und Getreide in den Rissen des trocknenden Schlamms zu pflanzen oder zu säen. Wilde Pflanzen, besonders Mesquite-Bohnen, und Fisch ergänzten ihren Nahrungsbedarf.
Jede Rancheria hatte ihren eigenen Führer und bestand aus mehreren hundert Personen. 1774 schätzten die Spanier, dass in der größten Siedlung Xuksil bis zu 800 Quechan lebten. Für größere Kriegszüge und für Ernte- und Trauer-Rituale versammelten sich die Bewohner aller Rancherias. Jeder gehörte außerdem zu einem patrilinearen Klan, die Bezeichnungen wie Mais, Schlange oder Frosch trugen. Männer konnten keine Frau aus ihrem eigenen Klan heiraten. Die meisten Quechan kennen auch heute noch ihre Klan-Zugehörigkeit, obwohl sich viele nicht mehr darum kümmern.
Die Quechan glaubten (und glauben noch heute) an eine besondere persönliche Kraft, die durch Träume entsteht. Die Stärke im Krieg und die Bedeutung der Trauer waren gemeinsame Themen bei der Trauer-Zeremonie, Karuk genannt, die ein Scheingefecht und die Verbrennung von Bildnissen gestorbener Angehöriger beinhaltete. Diese Zeremonie wird heute nur noch selten abgehalten. Die Quechan bemühen sich aktuell darum, dass ihr rituelles Wissen nicht unwiederbringlich verloren geht.
Demografie
Garcés schätzte 1776 die Bevölkerungszahl auf 3.000 Quechan. Eine Schätzung von M. Leroux aus dem frühen 19. Jahrhundert ergibt ebenfalls 3.000 Angehörige, während das United States Indian Office für das Jahr 1910 nur 655 angibt, für 1929 insgesamt 826 und für 1937 848 Quechan. Die Zahlen von heute belaufen sich auf 2.182 Stammesangehörige.
Einzelnachweise
Literatur
- William C. Sturtevant (Hrsg.): Handbook of North American Indians. Smithsonian Institution Press, Washington D.C.
- Alfonso Ortiz (Hrsg.): Southwest. Vol. 9, 1979, ISBN 0-16-004577-0.
- Alfonso Ortiz (Hrsg.): Southwest. Vol. 10, 1983, ISBN 0-16-004579-7.