Porolissum

Koordinaten: 47° 10′ 45,1″ N, 23° 9′ 26,4″ O

Veralteter Rekonstruktionsversuch des Haupttors (Porta praetoria) am Kastells Porolissum. Das Bauwerk war tatsächlich ein Stockwerk höher, der Zinnenabstand war weiter und es fehlt das die Wehrmauer und Türme umlaufende Gesims.
Plan des Kastells Porolissum

Porolissum ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value)) war eine antike römische Siedlung im nordwestlichen Dakien. Ihre Überreste liegen auf dem Gebiet der heutigen Ortschaft Moigrad-Porolissum in der Gemeinde Mirșid im Kreis Sălaj in Rumänien.

Geschichte

Karte: Rumänien
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Porolissum
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Rumänien

Porolissum wurde von den Römern 106 nach der Eroberung Dakiens gegründet. Da sich der Ortsname Porolissum aus dem Lateinischen nicht erklären lässt, vermutet man, dass sich an dieser Stelle eine ältere dakische Siedlung mit einem ähnlich klingenden Namen befand. Die Römer errichteten vermutlich zuerst mehrere hölzerne, durch einen Limeswall verbundene Kastelle, in denen etwa 5000 Mann Auxiliartruppen stationiert waren.

Die Kastelle wurden später durch ein größeres Stein-Kastell auf dem Pomet-Hügel ersetzt. Dieses umfasste etwa 6,7 Hektar[1] und besaß vier Tore. Porolissum wurde 124 Verwaltungssitz der neu gebildeten Provinz Dacia Porolissensis, der sie den Namen gab. An den Abhängen des Pomet-Hügels entstand in den nächsten Jahrzehnten eine Zivilsiedlung (lat. vicus). Diese erhielt 157 ein steinernes Amphitheater, das Raum für etwa 5000 bis 8000 Zuschauer bot. Nachdem Septimius Severus (193–211) sie zum municipium erhob,[2] wurde sie in Municipium Septimium Porolissense umbenannt und das Amphitheater sowie mehrere Tempel wurden renoviert. 214 besuchte Caracalla die Stadt, zu diesem Zeitpunkt hatte diese, inklusive der Auxiliartruppen etwa 20.000 Einwohner. Auch nach dem Abzug der Römer im Jahre 271 blieb die Stadt bewohnt, bis sie gegen Ende des 10. Jahrhunderts aufgegeben wurde und in Vergessenheit geriet. Im 19. Jahrhundert wurde sie wiederentdeckt.

In Porolissum waren unter anderem die cohors I Ulpia Brittonum civium Romanorum, die sich im Dakerkrieg ausgezeichnet hatte,[3] die cohors II Nervia Brittonum milliaria (seit 133 n. Chr. nachgewiesen[4]) und eine Einheit palmyrenischer Bogenschützen[5] (seit 120 n. Chr. nachgewiesen[4]) stationiert. Letztere sind seit der Regierungszeit Hadrians in der Provinz Dacia Superior nachgewiesen, entsprechende Militärdiplome wurden in den Kastellen Porolissum, Românași, Jibou, Cășei (Samum) und der Zivilsiedlung von Tibiscum gefunden.[6] Es wird angenommen, dass diese Einheit 114, in Vorbereitung auf die Partherkriege angeworben wurde.[7]

Denkmalschutz und Präsentation

Die gesamte archäologische Stätte und das archäologische Ensemble mit allen zeitlichen Bauphasen, im Speziellen das Kastell, das Amphitheater und die antike Zivilstadt stehen nach dem 2001 verabschiedeten Gesetz Nr. 422/2001 als historische Denkmäler unter Schutz und sind mit dem LMI-Code SJ-I-s-A-04909 in der nationalen Liste der historischen Monumente (Lista Monumentelor Istorice) eingetragen.[8] Zuständig ist das Ministerium für Kultur und nationales Erbe (Ministerul Culturii și Patrimoniului Național), insbesondere das Generaldirektorat für nationales Kulturerbe, die Abteilung für bildende Kunst, die Nationale Kommission für historische Denkmäler sowie weitere dem Ministerium untergeordnete Institutionen.

Die Funde aus Porolissum befinden sich im Bezirksmuseum Zalau. Vor Ort sind Abgüsse einiger Bauelemente und Inschriften sowie Altäre zu sehen. Die Grundmauern einer Reihe von Gebäuden entlang der Römerstraße (Tempel und Tavernen sowie Privatgebäude) und im Innern der Stadtmauern (Prätorium) sind freigelegt und konserviert. Eine Beschilderung in Rumänisch und Englisch erschließt das Gelände. Das Amphitheater ist teilrekonstruiert, eine Linie aus Zement zeigt die ursprünglich erhaltene Höhe der Mauern an. Seit 2014 werden weitere Gebäude entlang der Römerstraße wieder freigelegt.

Jeden Sommer richtet das Museum Zalau ein Porolissum-Festival aus, in dem Mitarbeiter des Museums sowie anderer Transylvanischer Museen und interessierte Laien römische, dakische und arpadzeitliche ungarische Ausrüstung, Bewaffnung und Taktik demonstrieren und Szenen aus der Geschichte der Stadt nachspielen. Das museumspädagogische Angebot führt in weitere Bereiche römischer Kultur, wie Ernährung und Handwerk ein.

Ausgrabungen und Forschungsgeschichte

Reste eines römischen Hauses

Die ungarischen Archäologen Aladár Radnóti (1913–1972) und László Barkóczi führten im Kriegsjahr 1943 Ausgrabungen am Kastell durch. Erst seit den frühen 1970er Jahren finden erneut wissenschaftliche Untersuchungen statt. Damals kamen rumänische Archäologen erstmals zu anhaltenden Grabungskampagnen nach Porolissum. Während dieser Arbeiten sind sowohl Überreste von militärischen Einrichtungen, als auch Überreste der einstigen Stadt freigelegt worden – darunter öffentliche Bäder, ein Amphitheater und ein Tempel zu Ehren des Liber Pater. Eines der Kastelltore wurde als Besucherattraktion auf den antiken Fundamenten neu errichtet, zeigt jedoch unter anderem mit seinen zu eng gesetzten Zinnen und dem fehlenden umlaufenden Gesims an Tor und Mauer einen veralteten, ungenauen Rekonstruktionsstand.[9] Derzeit konzentriert sich ein rumänisch-amerikanisches Archäologenteam darauf, das Forum der Stadt freizulegen. Im Zentrum des Kastells wird seit 2009 ein unterirdisches Gebäude untersucht, bei dem es sich um ein Mithräum handeln könnte.

Literatur

  • István Bajusz: Das Militäramphitheater von Porolissum in Dakien (Kreis Salaj, Rumänien). In: Limes XIX. Proceedings of the XIXth International Congress of Roman Frontier Studies held in Pécs, Hungary, September 2003. University of Pécs, Pécs 2005, S. 881–890.
  • Constantin Daicoviciu: Porolissum. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XXII,1, Stuttgart 1953, Sp. 265–270.
  • Nicolae Gudea, Wolfgang Schuller, Kurt Schmidts: Porolissum. Ausschnitte aus dem Leben einer dakisch-römischen Grenzsiedlung aus dem Nordwesten der Provinz Dacia Porolissensis. Schwarzmeer-Studien Nr. 6. Verlag Adolf M. Hakkert, Amsterdam 1998, ISBN 90-256-1127-3.
  • Nicolae Gudea: Porolissum - Schlußstein der Verteidigung Dakiens. In: Hermann Vetters, M. Kandler (Hrsg.): Akten des 14. Internationalen Limeskongresses 1986 in Carnuntum. S. 833–842.
  • Nicolae Gudea, D. Tamba: Heiligtümer und Militär in Porolissum. In: Limes XIX. Proceedings of the XIXth International Congress of Roman Frontier Studies held in Pécs, Hungary, September 2003. University of Pécs, Pécs 2005, S. 471–484.
  • Coriolan Horațiu Opreanu & Vlad-Andrei Lăzărescu: The province of Dacia. In: Dies. (Hrsg.): Landscape Archaeology on the Northern Frontier of the Roman Empire at Porolissum. An interdisciplinary research project. Mega Publishing House, Cluj-Napoca 2016, ISBN 978-606-543-787-6, S. 74–91, (Digitalisat).
  • Ioan Piso: Die Cohors III Campestris in Porolissum. In: Franziska Beutler, Wolfgang Hameter (Hrsg.): Eine ganz normale Inschrift ... und ähnliches zum Geburtstag von Ekkehard Weber. Festschrift zum 30. April 2005. Österreichische Gesellschaft für Archäologie, Wien 2005, S. 325–332.
  • Ioan Piso: Zur Entstehung der Provinz Dacia Porolissensis. In: E. Weber, G. Dobesch (Hrsg.): Römische Geschichte, Altertumskunde und Epigraphik, Festschrift für Artur Betz zur Vollendung seines 80. Lebensjahres. (= Archäologisch-Epigraphische Studien 1). Wien 1985, 471–481.
  • Endre Tóth: Porolissum. Das Castellum in Moigrad. Ausgrabungen von A. Radnóti, 1943. Ungarisches Nationalmuseum, Budapest 1978, ISBN 963-562-435-2.

Siehe auch

Liste der Limeskastelle in Dakien

Weblinks

Commons: Porolissum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Tóth: Porolissum. S. 8.
  2. CIL 3, 7962 = ILS 7130.
  3. Carmen Ciongradi, Emilian Bota, Valentin Voișian: Eine Konstitution für die Hilfstruppen von Dacia Porolissensis aus dem Jahr 128 n. Chr. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 170, 2009, S. 212. jstor.org.
  4. 4,0 4,1 Constantin C. Petolescu: „Palmyreni sagittarii“ dans un nouveau diplôme militaire de la Dacie Supérieure. Latomus 34, 1975, 1021 jstor.org.
  5. Ovidiu Tentea: Some Remarks on Palmyreni Sagittarii. On the first records of Palmyrenes within the Roman army. In: Ioan Piso Viorica Rusu-Bolindeț, Rada Varga, Eugeia Beu-Dachin, Silvia Mustață, Ligia Ruscu (Hrsg.): Scripta Classica. Radu Ardevan Sexagenarii Dedicata. Babeș-Boyali University, Department of Ancient History and Archaeology, Centre for Roman Studies, Cluj-Napoca 2011, S. 371–378 (Volltext).
  6. Ovidiu Tentea: Some Remarks on Palmyreni Sagittarii. On the First Records of Palmyrenes within the Roman Army. In: Ioan Piso Viorica Rusu-Bolindeț, Rada Varga, Eugeia Beu-Dachin, Silvia Mustață, Ligia Ruscu (Hrsg.): Scripta Classica. Radu Ardevan Sexagenarii Dedicata. Babeș-Boyali University, Department of Ancient History and Archaeology, Centre for Roman Studies, Cluj-Napoca 2011, S. 6.
  7. Ovidiu Tentea: Some Remarks on Palmyreni Sagittarii. On the First Records of Palmyrenes within the Roman Army. In: Ioan Piso Viorica Rusu-Bolindeț, Rada Varga, Eugeia Beu-Dachin, Silvia Mustață, Ligia Ruscu (Hrsg.): Scripta Classica. Radu Ardevan Sexagenarii Dedicata. Babeș-Boyali University, Department of Ancient History and Archaeology, Centre for Roman Studies, Cluj-Napoca 2011, S. 7.
  8. Liste der historischen Monumente auf den Internetseiten des Ministeriums für Kultur und nationales Erbe (Memento des Originals vom 10. Juni 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cultura.abt.ro
  9. Anne Johnson (dt. Bearbeitung von Dietwulf Baatz): Römische Kastelle. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1987, ISBN 3-8053-0868-X, S. 81–112.

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