Pherekydes von Athen

Pherekydes von Athen ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value)), auch Pherekydes von Leros, war ein antiker griechischer Geschichtsschreiber und Genealoge des 6. Jahrhunderts v. Chr. Nach Hekataios von Milet war er einer der ersten bekannten griechischen Prosaschriftsteller und Geschichtsschreiber überhaupt. Wie Akusilaos von Argos wird er zu den Logographen gerechnet.

Sein Hauptwerk, die Historiai (Historien), entstand im frühen 5. Jahrhundert v. Chr.[1] Es enthielt in zehn Büchern attische Genealogien der Zeit der Heroen (erwähnt werden unter anderem Achilleus und Aias) bis in die Nähe der eigenen Gegenwart. Er war um eine Systematisierung der Götter- und Heroenwelt bemüht. Wenngleich sich Pherekydes hauptsächlich mit Mythographie beschäftigte, war sein Werk auch für die Entwicklung der Geschichtsschreibung bedeutend, da er in den Historien diese Schilderungen mit historischen Figuren und Ereignissen verknüpfte. Mythos und Geschichte wurden so zu einer Erzählung.

Das Werk ist bis auf eine größere Zahl von Fragmenten heute verloren. Die Darstellungsweise war einfach. Pherekydes beabsichtigte anscheinend nicht, eine „rationalistisch bereinigte“ Mythologie zu erstellen, sondern gestaltete beispielsweise das Thema um Jason und die Argonauten durchaus erzählerisch. Er stellte die „Einwirkung des eifersüchtigen Gottes“ auf die Entscheidung der Heroen und Menschen als hauptsächlich geschichtsbewegendes Element und damit die (zwar beeinflusste und gelenkte) menschliche Entscheidung heraus, was durchaus eine Neuerung gegenüber einem rein gottesgelenkten Geschichtsbild darstellte. Gemäß antiker Einordnung kann man Pherekydes zwar nicht als Geschichtsschreiber im eigentlichen Sinn bezeichnen. Durch die erwähnte Heraufführung der Vorgeschichte bis in die eigene Zeit wird er aber traditionell als ein solcher behandelt.

Pherekydes verfasste mehrere Katasterismen, von denen jener über die Hyaden besonders bemerkenswert ist, weil er der erste ist, der das Sternbild mythologisch erklärt.

Textausgaben

Die Fragmente sind gesammelt in Felix Jacobys Die Fragmente der griechischen Historiker (Nr. 3) sowie bei Robert Louis Fowler.[2] Die Fragmente auf der Basis der Edition von Fowler sind (einschließlich einer englischen Übersetzung von William S. Morrison) verfügbar in Brill’s New Jacoby (Nr. 3).

Literatur

  • Paul Dräger: Stilistische Untersuchungen zu Pherekydes von Athen. Ein Beitrag zur ältesten ionischen Prosa. Steiner, Stuttgart 1995, ISBN 3-515-06676-4.
  • Robert Louis Fowler: Early Greek Mythography. Oxford University Press, Oxford 2000.
  • Hans Gärtner: Pherekydes, Nr. 1. In: Der Kleine Pauly. Band 4, 1972, Sp. 729.
  • Richard Laqueur: Pherekydes 3. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XIX,2, Stuttgart 1938, Sp. 1991–2025.
  • Otto Lendle: Einführung in die griechische Geschichtsschreibung. Von Hekataios bis Zosimos. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1992, ISBN 3-534-10122-7, S. 22–25.
  • Alfons Uhl: Pherekydes von Athen: Grundriß und Einheit des Werkes, Diss. München 1964

Weblinks

Anmerkungen

  1. Otto Lendle: Einführung in die griechische Geschichtsschreibung. Von Hekataios bis Zosimos. Darmstadt 1992, S. 22.
  2. Robert Louis Fowler: Early Greek Mythography. Bd. 1, Oxford 2000, S. 272–364.

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