Museum der Stadt Butzbach
Museum der Stadt Butzbach. Außenansicht mit historischem Solms-Braunfelser Hof rechts und Kopie einer Jupitergigantensäule im Vordergrund. | |
Daten | |
---|---|
Ort | Butzbach |
Art |
stadthistorisches Museum
|
Betreiber |
Stadt Butzbach
|
Leitung |
Maya Großmann
|
Website | |
ISIL | DE-MUS-031014 |
Das Museum der Stadt Butzbach ist ein stadthistorisches Museum in Butzbach im Wetteraukreis in Hessen.
Geschichte
Das Museum wurde 1894/95 als Altertümer- und Trachtenmuseum gegründet. Im Jahr 1900 wurde der Butzbacher Geschichtsverein gegründet, der das Museum jahrzehntelang betreute. Seit 1977 wird das Museum hauptamtlich von der Stadt betreut.
Zwischen 1907 und 1991 befand sich das Museum in der gotischen Michaeliskapelle. 1990–1993/94 entstand auf einem Areal zwischen den beiden Butzbacher Schlössern (Landgräfliches Schloss Butzbach und Solmser Schloss) ein zeitgemäßes Museumsgebäude, bestehend aus dem historischen Altbau des Solms-Braunfelser Amtshaus aus dem 15. Jahrhundert[1] und einem angefügten Neubau.[2] Das Museum enthält mehrere Räume für Sonderausstellungen sowie einen Vortragsraum. Angeschlossen an das Museum sind die Räume des Butzbacher Stadtarchivs.
Sammlung
Die Sammlung wird von der seit der Gründung des Museums einsetzenden Sammlungstätigkeit geprägt. Hier sind besonders die Trachten des 18.–20. Jahrhundert zu nennen, die durch die Übernahme in die Museumsbestände erhalten werden konnten.
Römerzeit
Der Keller im historischen Gebäudeteil ist größtenteils den archäologischen Beständen der Römerzeit vorbehalten. Das Kastell Butzbach war ein bedeutender Truppenstandort am Wetterau-Limes als Teil des Obergermanisch-Raetischen Limes. Auf dem Butzbacher Stadtgebiet befand sich weiterhin das Kleinkastell Degerfeld.
Im Boden des großen Ausstellungsraumes ist ein Modell des 3,3 ha großen Kohortenkastells Hunneburg eingelassen. In den Vitrinen werden zahlreiche Funde aus dem Kastell und dem Lagerdorf (Vicus) ausgestellt, darunter besonders große Mengen Keramik. In einem hinteren Raum wurde der Vorratskeller eines römischen Töpfers rekonstruiert. Ergänzt wird die Ausstellung durch Steindenkmäler. Hervorzuheben ist ein kleiner Mercurius-Altar, der 1913 beim Abbruch der alten Griedeler Kirche entdeckt wurde.[3]
Stadtgeschichte
Sechs Räume im ersten Obergeschoss führen durch die Geschichte des 1321 zur Stadt erhobenen Butzbach. Die Ausstellung beginnt mit einer Kopie des Epitaphs Philipps VIII. von Falkenstein aus der Markuskirche. Neben einem Stadtmodell und weiteren Stadtansichten sind die Modelle mehrerer Großbauten sehenswert, darunter zweier Kirchen, des Landgräflichen Schlosses sowie des festungsartigen Schlosses Philippseck bei Münster. Ein Schwerpunkt der Ausstellung ist damit die Zeit Butzbachs als Residenz der hessen-darmstädtischen Nebenlinie unter dem Landgrafen Philipp III. von Hessen-Butzbach. Philipp galt als gelehrter Landesherr, der die Wissenschaft förderte. Im Schloss ließ er eine Sternwarte einrichten und hatte zweimal Johannes Kepler zu Besuch.[5] Diese bedeutende geschichtliche Epoche Butzbachs wird illustriert durch Skizzen von Valentin Wagner, der sich 1631/32 in Butzbach aufhielt.[4] Die Ausstellung wird ergänzt durch Originalmöbel, Bilder, Waffen sowie kleinere Inszenierungen.
Volkskundliche Abteilung
Die volkskundliche Abteilung im zweiten Obergeschoss zeigt Wetterauer und Hüttenberger Trachten. Aus der anfänglichen Ausrichtung des Museums und weiterer jahrzehntelanger Sammlungstätigkeit erklärt sich der außerordentlich reiche Trachtenbestand des Museums. In der Ausstellung werden verschiedene Lebenssituationen (Taufe und Geburt, Spinnstube, Bäuerlicher Alltag, Hochzeitszug, Tod und Trauer sowie Landgängerei und Auswanderung) der damaligen Zeit nachgestellt.
Handwerk und Gewerbe im alten Butzbach
Die Abteilung „Handwerk und Gewerbe“ befindet sich im Neubau des Museums. Sie stellt ortsansässige Handwerkszweige (Weber, Blaufärber, Gerber, Töpfer, Holzhandwerker, Metallhandwerker) dar und beleuchtet dabei die in der Stadt Butzbach vorherrschende Organisation des Handwerks in Zünften.
Butzbach im Zeitalter der Industrialisierung
Ebenfalls im Neubau befindet sich die großflächige Ausstellung zur Industrialisierung. Schwerpunkte bilden hier die Elektrifizierung, die 1848 gegründete Butzbacher Zeitung sowie ortsansässige Industriebetriebe wie eine Nudelfabrik, eine Fabrik für landwirtschaftliche Geräte, eine Brauerei (Gambrinus-Brauerei Melchior), Farbenfabrik, Chemische Reinigung, Lokomotivfabrik sowie Schleifmittelwerke. Ein großes Überblicksmodell zeigt die umfangreichen Fabrikanlagen des ehemals größten ortsansässigen Betriebs (Bamag-Meguin).
Einzigartig ist in dieser Sammlung das Miniaturschuhmuseum des Butzbacher Industrieschuhmachermeisters Richard Fenchel im ersten Obergeschoss des Neubaus. Über 200 Miniaturmodelle vom steinzeitlichen Fellschuh bis zum Astronautenschuh erläutern die „Kulturgeschichte des europäischen Schuhs“.
Literatur
- Monika Eschner: Museen in Hessen. Ein Handbuch der öffentlich zugänglichen Museen und Sammlungen im Lande Hessen. 4. völlig neu überarbeitete und erweiterte Auflage. Hessischer Museumsverband, Kassel 1994, ISBN 3-9800-508-8-2, S. 163f.
- Dietwulf Baatz: Butzbach FB. Heimatmuseum. In: D. Baatz, Fritz-Rudolf Herrmann (Hrsg.): Die Römer in Hessen. 3. Auflage. 1989. Lizenzausgabe. Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-58-9, S. 248.
Weblinks
- www.butzbach.de Offizielle Website des Museums
Einzelnachweise
- ↑ Zum historischen Gebäude siehe Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Färbgasse 16. Ehem. Rentamt der Grafen von Solms-Braunfels In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
- ↑ Geschichte des Museums (Memento vom 20. September 2008 im Internet Archive)
- ↑ CIL 13, 11949
- ↑ 4,0 4,1 Dieter Wolf: Butzbach. Eine kleine fürstliche Residenz im Dreißigjährigen Krieg. In: Holger Th. Gräf und Helga Meise (Hrsg.): Valentin Wagner. Ein Zeichner im Dreißigjährigen Krieg. Ausstellungskatalog Hessisches Landesmuseum Darmstadt 2003, ISBN 3-921254-92-2, S. 61–70.
- ↑ siehe dazu Siegfried Rösch: Landgraf Philipp III. von Hessen-Butzbach und Johannes Kepler. Wetterauer Geschichtsblätter, Band 24. Friedberg, Hessen 1975, S. 99–108.
Koordinaten: 50° 25′ 58,9″ N, 8° 40′ 24,9″ O