Muršili I.

Muršili I. war von 1604 v. Chr. bis 1594 v. Chr. hethitischer Großkönig.

Quellen

Über Herkunft und Regierungsbeginn Muršilis berichtete ein Text, der gegen Ende des Lebens Ḫattušilis I. verfasst wurde (s. u.) Über die Kämpfe in Syrien und die Eroberung Ḫalpas besitzen wir keine schriftlichen Quellen.

Leben

Muršili wurde durch seinen Großvater Ḫattušili I. als Großkönig eingesetzt, nachdem dieser einige Familienmitglieder von der Thronfolge ausgeschlossen hatte. In einem Text, der zur Zeit des Sterbens Ḫattušilis verfasst wurde, nennt dieser die Gründe für die Einsetzung Muršilis und gibt ihm Ratschläge für Herrschaft und Lebenswandel.

Muršili eroberte das Gebiet zwischen dem Taurus und dem Oberlauf des Tigris, was in etwa dem späteren Kilikien entspricht. Kizzuwatna war für Muršili I. die ideale Ausgangsbasis, um das Reich Jamchad mit der Hauptstadt Halpa (Aleppo) anzugreifen und zu bezwingen, wobei es auch zu Kämpfen gegen die Hurriter kam. Damit kam Nordsyrien unter hethitische Herrschaft.

Stammbaum Muršilis I.[1][2][3]
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ḫattušili I.
 
 
 
Schwester Ḫattušilis I.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Sohn Ḫattušilis I.
 
Labarna
 
weitere Geschwister Labarnas
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Muršili I.
 
Ḫarapšili
 
Ḫantili I.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Tochter Muršilis I.
 
Zidanta I.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ammuna
 
 
 
 
 
 

Seine größte Tat war der Angriff auf Babylon. Den Hethitern gelang es, Babylon im Jahre 1595 v. Chr. (mittlere Chronologie) zu plündern. Mit seinem Angriff beendete Muršili I. die 1. Dynastie von Babylon. Die Beute enthielt auch die Statue des Gottes Marduk, geraubt aus dem Tempel Esagila. Die Chronik des Telipinu[4] berichtet: „Er zog nach Halab und zerstörte es; brachte Gefangene von Halab und dessen Gut nach Ḫattuša, dann zog er aber nach Babylon und zerstörte es, schlug(?) auch die Hurriter und behielt die Gefangenen von Babylon und dessen Gut in Ḫattuša“[5]. Aus diesen spärlichen Angaben wird manchmal rekonstruiert, die Hethiter seien auf dem Rückmarsch andauernden Attacken der Hurriter ausgesetzt und hätten die Statue des Marduk vielleicht in der Gegend von Ḫana (mittlerer Euphrat) zurückgelassen. Nach einer anderen These brachten sie die Statue nach Hatti[6]. Die Ereignisse werden durch die Babylonische Chronik gestützt, die berichtet, dass Babylon unter dem Herrscher Šamšu-ditana geplündert wurde. Nachdem Muršili nach Ḫattuša zurückgekehrt war, besetzen die Kassiten Babylon und begannen ihre 500-jährige Herrschaft. Es wird spekuliert, dass sie mit Muršili verbündet waren und dass sein Feldzug nur deshalb glückte.[7] Es wird aber auch eine kurze Regierung der Meerlanddynastie erwogen, die der Kassitenherrschaft voranging.

Muršili I. wurde gegen 1594 v. Chr. von seinem Schwager Ḫantili I. ermordet.

Literatur

  • Jörg Klinger: Die Hethiter. Beck, München 2007, S. 40–42, 77.

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Jörg Klinger: Die Hethiter, Verlag C.H.Beck oHG, München 2007, ISBN 978-3-406-53625-0
  2. Johannes Lehmann: Die Hethiter, Volk der tausend Götter, C. Bertelsmann Verlag, München 1975, ISBN 3-570-02610-8
  3. Waltraud Sperlich: Die Hethiter, Das vergessene Volk, Jan Thorbecke Verlag GmbH, Ostfildern 2003, ISBN 3-7995-7982-6
  4. auch 2 BoTU 20 II 10–20 (A), KUB 26, Nr. 74 I 8-11 (B)
  5. Benno Landsberger, Assyrische Königsliste und "Dunkles Zeitalter". Journal of Cuneiform Studies 8/2, 1954, 64
  6. J. A. Brinkman, Foreign Relations of Babylonia from 1600 to 625 B. C.: The Documentary Evidence. American Journal of Archaeology 76/3, 1972, 274
  7. Jörg Klinger: Die Hethiter, Beck, München 2007, S. 42


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