Maughold-Stein

Maughold-Stein
Maughold-Stein: Abzeichnung der Inschriften

Der Maughold-Stein ist eine Steinplatte sowohl mit einer Runeninschrift als auch mit Ogham-Zeichen, die im Jahr 1900 während ausgedehnter Reparaturarbeiten in der Wand der Pfarreikirche von Maughold, Isle of Man, gefunden wurde.[1] Diese Steinplatte wurde dann im Dezember 1900 dem Historiker Philip Moore Callow Kermode[2] vom Pfarrer der Kirche überbracht.[3]

Fundbeschreibung

Die Steinplatte ist 33 cm lang, 33 cm breit und 6,4 cm dick. Die einzelnen Runen sind jeweils um die 3,8 cm hoch. Die Breite und die Tiefe der Einritzungen betragen jeweils etwa 0,8 mm.[4] Die Runeninschrift, die aus einem Satz und den ersten 15 (statt der 16) Zeichen der jüngeren Runenreihe besteht, ist mit den Kurzzweigrunen des jüngeren Futhark eingeritzt. Die Wörter des Satzes werden statt durch die sonst meistens verwendeten senkrecht verlaufenden Punkte durch kleine Kreuzchen getrennt. Auf das auf dem Stein letzte Zeichen (l) der fast kompletten Runenreihe folgt unmittelbar ein kleines Kreuz als Schlusszeichen der gesamten Runeninschrift. Somit kann das sonst übliche letzte Zeichen des jüngeren Futhark, das ein mit dem Gaumen gebildetes R ist (palataler Laut), also nicht abgebrochen gewesen sein. Der Schreiber hatte es wahrscheinlich bewusst weggelassen, da das Palatal-R wegen des sprachlichen Lautwandels inzwischen überflüssig geworden war.[5]


Runeninschrift:

ᛁᚢᛆᚿ᛬ ᛓᚱᛁᛌᛐ᛬ ᚱᛆᛁᛌᛐᛁ᛬ ᚦᛁᛌᛁᚱ᛬ ᚱᚢᚿᚢᚱ
(ᚠ)ᚢᚦᚭᚱᚴᚽᚿᛁᛆᛌᛐᛓᛘᛚ᛭

Übertragung:

(i)uan: brist: raisti: þisir: runur
(f)uþorkhniastbml+

Übersetzung des Satzes:

Johannes, (der) Priester, ritzte diese Runen.

Ogham-Inschrift:

Unterhalb der Runenschrift befinden sich auf der Steinplatte die ersten zwei Fünfergruppen (alitirisch aichmi). Die einzelnen Zeichen sind sehr deutlich und gerade geritzt.
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Übertragung:

BLFSNHDTCQ oder auch BLVSNHDTCQ

Datierung

Der Priester Iuan ritzte auch die Runen einer Inschrift eines anderen Steins, die beim Keeill Woirrey[6] im Parish Maughold gefunden wurde und auf nach 1148 datiert werden konnte.[7] So ist die Runenschrift sehr wahrscheinlich ab oder nach der Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden, was in der Forschung unbestritten ist.[8]

Sehr unstimmig dagegen beurteilt die Fachwelt die Einritzung der Oghamzeichen. Die Datierungen reichen von 820 bis 1190.[9] Ziemlich einig ist sich aber die Forschung, dass die Ogham-Einritzung zeitlich weit vor der Anfertigung der Runeninschrift entstanden sein muss.[10]

Fundverbleib

Früher war der Fund im Manx Museum in Douglas, der Hauptstadt der Insel Man, zu besichtigen. Heute befindet sich der Fund im Cross House[11] in Maughold.[12]

Besonderheit

Der Maughold-Stein ist einer von nur zwei bekannten Steinen, der Inschriften auf demselben Stein sowohl in Ogham als auch in Runen aufweist. Lediglich der Ogham-Runenstein von Killaloe, der in Irland entdeckt wurde, weist noch sowohl eine Runeninschrift als auch eine Ogham-Inschrift auf.[13]

Literatur

  • Philip M. C. Kermode: Manx Crosses. Bemrose & Sons, East Central London / Derby 1907, (Digitalisat).
  • Philip M. C. Kermode: Note on the Ogam and Latin Inscriptions from the Isle of Man, and a recently found Bilingual in Celtic and Latin. In: Proceedings of the Society of Antiquaries of Scotland. Band 45, 1910/1911 (1911), S. 437–450.
  • Raymond I. Page: Runes and Runic Inscriptions. Collected Essays on Anglo-Saxon and Viking Runes. Reprint. Boydell, Woodbridge 1998, ISBN 0-85115-387-9 (Nachdruck der Ausgabe von 1995).
  • Dirk H. Steinforth: Die skandinavische Besiedlung auf der Isle of Man. Eine archäologische und historische Untersuchung zur frühen Wikingerzeit in der Irischen See (= Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 92). de Gruyter, Berlin u. a. 2015, ISBN 978-3-11-044327-1 (Zugleich: Göttingen, Georg-August-Universität, Dissertation, 2013).
  • Sabine Ziegler: Die Sprache der altirischen Ogam-Inschriften (= Historische Sprachforschung. Ergänzungsheft. 36). Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1994, ISBN 3-525-26225-6 (Zugleich: Erlangen, Nürnberg, Universität, Dissertation, 1991; Digitalisat).

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Philip M. C. Kermode: Note on the Ogam and Latin Inscriptions from the Isle of Man, and a recently found Bilingual in Celtic and Latin. In: Proceedings of the Society of Antiquaries of Scotland. Band 45, 1910/1911 (1911), S. 437–450, hier S. 440.
  2. Philip Moore Callow Kermode – Leben und Werk.
  3. Philip M. C. Kermode: Manx Crosses. East Central London / Derby 1907, S. 213.
  4. Philip M. C. Kermode: Manx Crosses. East Central London / Derby 1907, S. 214.
  5. Raymond I. Page: The Manx Rune-Stones. (1983). In: Raymond I. Page: Runes and Runic Inscriptions. Collected Essays on Anglo-Saxon and Viking Runes. Reprint. Boydell, Woodbridge 1998, S. 225–244, hier S. 236.
  6. Dirk H. Steinforth: Die skandinavische Besiedlung auf der Isle of Man. Eine archäologische und historische Untersuchung zur frühen Wikingerzeit in der Irischen See (= Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 92). de Gruyter, Berlin u. a. 2015, S. 283.
  7. Philip M. C. Kermode: Manx Crosses. East Central London / Derby 1907, S. 212–214, mit Foto.
  8. Neben den bereits erwähnten P. M. C. Kermode (1855–1932) und Dirk H. Steinforth vertreten auch Peter Damian McManus und Raymond Ian Page (1924–2012) diese Datierung von nach 1248 als Entstehungszeit der Runeninschrift.
  9. Basil R. S. Megaw kommt im Jahr 1950 auf 1190 als Jahr der Ogham-Beschriftung, Alfred Marshall Cubbon (1924–2012) entscheidet sich 1982 für das Jahr 820 (1971 kommt er auf die Zeitspanne 766–933) und Kenneth Hurlstone Jackson (1909–1991) gibt 800–899 an.
  10. Im Gegensatz dazu der britische Sinologe Andrew Christopher West (* 1960) auf seiner Netzseite The Ogham Stones of the Isle of Man.
  11. Cross House: Beschreibung mit Fotos – in englischer Sprache.
  12. Angaben zum Fundverbleib.
  13. Macalister, S. 59, auch Fußnote 1

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