Matronae Andrusteihiae
Die Andrusteihiae sind Matronen, die durch vier Inschriften auf Votivsteinen des 2. und 3. Jahrhunderts aus Bonn und Köln überliefert sind.
Auffindung und Beschreibung
Fundort Bonn
„Matronis/ Andrusteihis/ Iuli Romulus/ et Peregrinus/ s(olverunt) l(ibentes) m(erito)“[1]
In der damaligen Gemeinde Godesberg wurde im Jahr 1867 ein kleiner Altar aus Kalkstein gefunden (27 × 15 × 6 cm) mit üblichen Gestaltungsmerkmalen wie Sockel, Gesims, Giebel und Voluten.
„Matronis/ Andrus/teihabus/ Bella/ v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)“[2]
Fundort Köln
- Eine Spolie, die unter unbekannten Umständen 1835 beim Weyertor (Köln-Lindenthal) gefunden wurde. Der Altarstein wurde vermutlich zur Verbauung in der mittelalterlichen Stadtmauer oder im Kloster Weiher durch das Abschlagen des Sockels und der Voluten eckig behauen.
„Matronis/ Andruste/hiabus/ L(ucius) Silvinius/ Respectus / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)“[3]
- Ein 1949 unter unbekannten Umständen gefundenes Fragment aus Kalkstein der linken, oberen Ecke eines Altars mit teilweise erhaltenem Giebel, auf dessen Schmalseite in einem gerahmten Feld ein Baum mit zwei Vögeln abgebildet ist.
„Mat[ronis]/ And[ruste]/hiab[us“[4]
Beiname
Der nicht schlüssig deutbare Name wird in der Forschung von der Bildungsweise mit dem Stammesnamen der cisrhenanischen Condruser (analog zum Beleg der Candrusteihiae) in Verbindung gebracht sowie besonders durch die lateinisch-fränkische Bezeichnung der Antrustio. In beiden Bildungen findet sich als Element germanisch trausta (englisch trust) für Vertrauen oder Treue. Ebenfalls kann das keltische *drus-, *drust- vorliegen mit der Bedeutung unter anderen eines „festen Vertrags“. Eine Übernahme aus dem Keltischen spricht nicht einer Beibehaltung eines spezifisch germanischen Verständnisses oder der Auffassung einer Bedeutung und besonderen Funktion der Matronen für die germanisch geprägten Verehrer entgegen.
Siehe auch
Literatur
- Géza Alföldy: Epigraphisches aus dem Rheinland II. In: Epigraphische Studien 4, 1967, S. 20 (Nr. 4); S. 20 Karte.
- Xavier Delamarre: La structuration verticale de l’espace chez les Anciens Celtes et les déesses rhénanes Matronae Andrusteihae. In: Andreas Hofeneder, Patrizia de Bernardo Stempel (Hrsg.): Théonymie celtique, cultes, interpretatio / Keltische Theonymie, Kulte, interpretatio. X. Workshop F.E.R.C.AN., Paris 24.–26. Mai 2010.‘‘ (= Mitteilungen der Prähistorischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Band 79). Verlag der ÖAW, Wien 2013, ISBN 978-3-7001-7369-4, ISSN 0065-5376, S. 97–99.
- Brigitte Galsterer, Hartmut Galsterer: Die römischen Steininschriften aus Köln (I Köln²). (= Kölner Forschungen 10), unter Mitwirkung von Stefan Breuer, Bettina Goffin, Michael Herchenbach, Stefan Meusel, Sabine Schmall und Stefan Schrumpf. Philipp von Zabern, Mainz 2010, ISBN 978-3-8053-4229-2, S. 123 Nr. 120.
- Siegfried Gutenbrunner: Die germanischen Götternamen der antiken Inschriften. Max Niemeyer, Halle/S. 1936, S. 193., Nr. 15.
- Hans Kuhn, Reinhard Wenskus: Antrustio. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 1, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1973, ISBN 3-11-004489-7, S. 360 f.
- Hans Lehner: Die antiken Steindenkmäler des Provinzialmuseums in Bonn. F. Cohen, Bonn 1918, S. 124., Nr. 259.
- Herbert Nesselhauf, Hans Liebs: Dritter Nachtrag zum CIL XIII. Inschriften aus den germanischen Provinzen und dem Treverergebiet. In: Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 40, 1959, Nr. 145, 213.
- Herbert Nesselhauf: Neue Inschriften aus dem römischen Germanien und den angrenzenden Gebieten. In: BRGK 27, 1937, S. 51–134
- Günter Neumann: Condrusi, § 1. Sprachliches. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 5, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1984, ISBN 3-11-009635-8, S. 78 f.
- Hermann Reichert: Lexikon der altgermanischen Namen, Band I, II. (= Thesaurus Palaeogermanicus, Band 1,1; 1,2). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1987, 1990, ISBN 3-7001-0931-8, ISBN 3-7001-1718-3, Band I S. 48, Band II S. 460.
- Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie (= Kröners Taschenausgabe. Band 368). 3., völlig überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2006, ISBN 3-520-36803-X, S. 22, 267 ff.
- Theo Vennemann: Morphologie der niederrheinischen Matronennamen. In: Edith Marold, Christiane Zimmermann (Hrsg.): Nordwestgermanisch (= Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde). Band 13. de Gruyter, Berlin u. a. 1995, ISBN 978-3-11-014818-3, S. 272–291, hier 278 (kostenpflichtig Germanische Altertumskunde Online bei de Gruyter).
Weblinks
- Epigraphische Datenbank Heidelberg:
- Frontalfoto von CIL 13, 7995
- Fotos von CIL 13, 8212
- Fotos von AE 1931, 23
- Foto von AE 1956, 245
- Einträge im F.E.R.C.A.N Projekt: „Keltische Götternamen in den Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior“