Matronae Alagabiae

Die Alagabiae sind Matronen, die in einer Weiheinschrift des 2./3. Jahrhunderts[1] n. Chr. aus Haus Bürgel bei Düsseldorf überliefert sind.

Auffindung und Inschrift

Der Stein wurde im Innenbereich des Nordtores der Anlage in der Ringmauer neben dem rechten, östlichen Torpfeiler als Verbauung gefunden. In Bürgel wurden des Weiteren Votivsteine für die Matronen Aufaniae und Aviaitihenae gefunden.

„Matroni[s] / Alagabiabus / Iul(ia) Pusua / pro se et Iuli(i)s f(iliis) / Peregrino / Sperato / Severo / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito) [2]

Beiname und Deutung

Der auffällige und durchsichtige Name ist durch das Stammwort des zweiten Glieds germanisch *gabiō = „Geberin“ geprägt, das als Bildungselement im Matronennamenkatalog des Weiteren in den Belegen der Gabiae = „die Geberinnen“ und als Kompositionsglied bei Garmangabis = „die reichlich oder das gewünschte Gebende“ vorliegt sowie im Namen der Göttin Friagabis.[3] Für Günter Neumann bilden die Alagabiae spezifisch für die Matronen eine Gruppe, deren Name durch ein feminines Nomen Actionis geprägt ist, das formal ein Rektionskompositum ist und das Beschenken von Menschen bezeichnet (zum Vergleich: griechisch Πανδώρα (Pandora) = „Allgeberin“). Zu dieser Gruppe zählt er neben den Alagabiae und Gabiae die Arvagastiae = „die freigiebig Bewirtenden“. Dieser Bildungstyp weicht ab von üblichen Matronenamen mit einer topischen Ableitung von einer Stelle, einem Gewässer oder Ortsnamen.

Das erste Glied des Namens ist nach Neumann ein Adjektivstamm zu ala = „all“, der entweder als von geban abhängiges Akkusativobjekt fungieren kann oder adverbial bestimmbar ist, wie Neumann unter Vergleich mit althochdeutsch alawaltenti = „alles beherrschend“ und dessen Verhältnis gegenüber alabezziro = „in jeder Hinsicht besser“ darlegt. Daraus folgert er, dass bei einer Deutung des Namens entweder als „die Alles-Gebenden“ oder als „die in umfassender Weise Gebenden“ lediglich ein geringer semantischer Unterschied vorliege. Des Weiteren weist Neumann darauf hin, dass ala- häufig im germanischen Personennamenschatz belegt ist, wie beispielsweise durch Alwin, Alawid oder Alarich.

Zu Alagabiae gehört die analoge keltische Form Ollogabiae,[4] wobei nach Helmut Birkhan unklar ist, ob Alagabiae eine germanisierte Bildung nach keltischer Vorlage ist oder die Ollogabiae eine keltisierte Form der germanischen Vorlage. Neumann löst die Situation auf, indem er quantitativ das Gewicht für das Germanische sieht, da -gabi im germanischen Onomastikum häufiger bezeugt ist als im keltischen.

Siehe auch

Literatur

  • Géza Alföldy: Epigraphisches aus dem Rheinland II. In: Epigraphische Studien 4 (= Beihefte der Bonner Jahrbücher. Band 25). Böhlau, Köln/Graz 1967, S. 22 (Nr. 23); S. 20 Karte.
  • Helmut Birkhan: Germanen und Kelten bis zum Ausgang der Römerzeit. (= Philologisch Historische Klasse Sitzungsberichte. Band 272). Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 1970, ISBN 3-205-03653-0, S. 542 f.
  • Siegfried Gutenbrunner: Die germanischen Götternamen der antiken Inschriften. Max Niemeyer, Halle/S. 1936, S. 90 f.
  • Günter Neumann: Die germanischen Matronenbeinamen. In: Matronen und verwandte Gottheiten (= Beihefte der Bonner Jahrbücher. Band 44). Rheinland-Verlag, Köln / Habelt, Bonn 1987, ISBN 3-7927-0934-1, S. 103–132 = Astrid van Nahl, Heiko Hettrich (Hrsg.): Günter Neumann: Namenstudien zum Altgermanischen (= Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Bd. 59). de Gruyter, Berlin u. a. 2008, ISBN 978-3-11-020100-0, S. 253–289; hier 263, sowie S. 47, 407 (kostenpflichtig Germanische Altertumskunde Online bei de Gruyter).
  • Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie (= Kröners Taschenausgabe. Band 368). 3., völlig überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2006, ISBN 3-520-36803-X, S. 7, 328.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Andreas Kakoschke: Die Personennamen in den zwei germanischen Provinzen. Ein Katalog. Band 2,2 - Cognomina MACCAUS-ZYASCELIS. Marie Leidorf, Rahden/Westf. 2008, ISBN 978-3-89646-042-4, S. 239 datiert: 150–300.
  2. CIL 13, 8529
  3. Siegfried Gutenbrunner: S. 90.
  4. CIL 13, 6751, CIL 13, 7280

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