Lübbensteine

Lübbensteine
Vollständig rekonstruiertes Nordgrab (B, Spr. 815)

Vollständig rekonstruiertes Nordgrab (B, Spr. 815)

Lübbensteine (Niedersachsen)
Koordinaten 52° 13′ 51″ N, 10° 59′ 12,8″ OKoordinaten: 52° 13′ 51″ N, 10° 59′ 12,8″ O
Ort Helmstedt, Niedersachsen, Deutschland
Entstehung 3500 v. Chr.
Sprockhoff-Nr. 815–816
Skizze von Grab B, 1896
Unvollständiges Südgrab (A, Spr. 816)
52° 13′ 46,6″ N, 10° 59′ 12,7″ O

Die Lübbensteine sind zwei Megalithanlagen aus der Jungsteinzeit nahe der niedersächsischen Kreisstadt Helmstedt in Deutschland, deren Entstehung in die Zeit um 3500 v. Chr. datiert werden kann. Sie sind Ganggräber, eine Bauform jungsteinzeitlicher Megalithanlagen, die aus einer Kammer und einem baulich abgesetzten, lateralen Gang bestehen. Die Form ist primär in Dänemark, Deutschland und Skandinavien, sowie vereinzelt in Frankreich und den Niederlanden zu finden.

Lage

Die beiden Steingräber liegen westlich von Helmstedt auf dem St. Annenberg. Die Stätte befindet sich an der Bundesstraße 1 in Richtung Königslutter, etwas abseits auf einem erhöhten Plateau mit einem Parkplatz. Die beiden Gräber liegen etwa 130 m voneinander entfernt. Grab B (Sprockhoff-Nr. 315) ist das nördliche, Grab A (Sprockhoff-Nr. 316) das südliche.

Großsteingräber

Die Lübbensteine sind die südlichsten Großsteingräber der Jungsteinzeit in Norddeutschland. Da in den anschließenden Mittelgebirgen derartige Baumaterialien fehlten, wurden vergleichbare Anlagen aus Steinmauern und/oder Holz errichtet. Die Lübbensteine gerieten früh in das Interesse der Wissenschaft, was sich auf ihr Material (lokale Braunkohle-Quarzite) und ihre exponierte Lage über der Stadt Helmstedt zurückführen lässt.

Unterschutzstellung und Funde

Die erste Beschreibung von Hermann Conring (1606–1681) stammt von 1665. Dem Einschreiten von Professoren der ehemaligen Helmstedter Universität (bis 1810) ist es zu verdanken, dass ein Steingrab dem Schicksal vieler Megalithanlagen entging. Gelehrte wie Fritz Grabowski förderten die frühen Untersuchungen und verhinderten eine Verwertung der Steine als Baumaterial. Um 1700 kam es zur ersten quasi-archäologischen Ausgrabung der Grabstätte. Die erste wissenschaftliche Untersuchung wurde 1935/1936 durchgeführt. In den Grabkammern konnten keine Knochenfunde gemacht werden, da bei Grabungen in früheren Jahrhunderten alle Spuren beseitigt wurden.

Die Lübbensteine sind ein Geopunkt des Geoparks Harz – Braunschweiger Land – Ostfalen und namensgebend für die Landmarke 26 des Geoparks.[1]

Gestaltung

Die nördliche Anlage ließ sich gut rekonstruieren, da noch 40 der ursprünglich 45 Steine vorhanden waren. Sie ist ein sieben Meter langes und 1,8 Meter breites Ganggrab, bestehend aus zwölf Trag- und fünf Decksteinen, das in einer rechteckigen Einfassung aus ursprünglich 26 Randsteinen liegt. Ein Gangsteinpaar (ohne Deckstein) verbindet die Kammer mit der Lücke in der 14 Meter langen und fünf Meter breiten Einfassung.

Beim südlichen Grab fehlten zum Untersuchungszeitpunkt bereits mehr als die Hälfte der Steine. Von den 20 gefundenen Steinen konnte man allenfalls sieben der Kammer zuordnen. Insgesamt scheint sie in allen Abmessungen dem Nordgrab entsprochen zu haben. 2001 erfolgte eine erneute Sanierung der Anlage.

Offen ist die Frage, ob es nicht eine dritte Anlage gab. Ein wahrscheinlich zur Anlage gehörender Siedlungsplatz konnte in etwa 700 Meter Entfernung an einem verlandeten See ausgemacht werden.

Siehe auch

Literatur

  • Monika Bernatzky: Monumente der Steinzeit. Großsteingräber zwischen Dorm, Elm und Lappwald. Die Lübbensteine bei Helmstedt, Lehrpfad 'Baustelle Großsteingrab' in Groß Steinum, Großsteingräber zwischen Marienborn und Groß Steinum. Landkreis Helmstedt, Helmstedt 2006, ISBN 978-3-937733-20-3.
  • Monika Bernatzky: Megalithgräber: Die Lübbensteine bei Helmstedt. In: Fritz J. Krüger (Hrsg.): Wanderungen in die Erdgeschichte, Band 19, Braunschweiger Land. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München 2006, ISBN 3-89937-066-X, S. 106–109.
  • E. Blume: Helmstedt – Lübbensteine (= Wanderblätter für die Umgegend Magdeburgs. Heft 14/15). Allg. Verein zur Förderung der Jugendpflege, Magdeburg 1923.
  • Ernst Andreas Friedrich: Die Lübbensteine bei Helmstedt. In: Wenn Steine reden könnten. Band I, Landbuch-Verlag, Hannover 1989, ISBN 3-7842-0397-3, S. 39–40.
  • Michael Geschwinde: Die Lübbensteine und die Planungen einer Thingstätte für Helmstedt im Dritten Reich. In: Rainer Schomann et al. (Hrsg.): Unter der GrasNarbe. Freiraumgestaltungen in Niedersachsen während der NS-Diktatur als denkmalpflegerisches Thema. Dokumentation der Tagung vom 26.-29. März 2014 in Hannover (= Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen. Band 45). Imhof, Petersberg 2015, ISBN 978-3-7319-0279-9, S. 117–120.
  • Fritz Grabowsky: Die Lübbensteine bei Helmstedt. In: Globus. Band 65, Nr. 23, 1894.
  • Hans-Jürgen Häßler: Die Lübbensteine bei Helmstedt In: Heinz Schirnig (Hrsg.): Großsteingräber in Niedersachsen. Lax, Hildesheim 1979, ISBN 3-7848-1224-4.
  • Dieter Matthes: Die Lübbensteine und die Universität Helmstedt. Eine unbekannte Studentenzeichnung von 1799 sowie neue Quellen zur älteren Forschungsgeschichte des Helmstedter Großsteingrabes. Wolfenbüttel 1997.
  • Karl Plumeyer: Die Lübbensteine bei Helmstedt. In: Land und Leute. Geschichtsblätter des Heimatbundes Grafschaft Schaumburg. 19. Juni 1969.
  • Querner: Einige Worte über die berühmten Lübbensteine auf dem St. Annen- oder Corneliusberge vor Helmstedt. In: Braunschweigisches Magazin. Band 49, 1836, S. 221–224 (Online).
  • Richard Schmidt: Die Lübbensteine im Schäfergedicht Enoch Gläsers. In: Braunschweigisches Magazin. 1918, S. 47–48.
  • Ernst Sprockhoff: Atlas der Megalithgräber Deutschlands. Teil 3: Niedersachsen – Westfalen. Rudolf-Habelt Verlag, Bonn 1975, ISBN 3-7749-1326-9, S. 87–88.
  • Günter Thaerigen: Die Ausgrabung und Wiederherstellung der Lübbensteine bei Helmstedt. In: Mannus. Band 30, Heft 2, 1938, S. 172–191.

Weblinks

Commons: Lübbensteine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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