Lebor Gabála Érenn

Das Lebor Gabála Érenn ['lʴevor gəvaːla 'eːrʴeɴ] („ Das Buch von den Einnahmen Irlands“, „Das Buch der Landnahmen Irlands“, neuirisch Leabhar Gabhála Éireann) ist ein vermutlich im 9. Jahrhundert entstandenes und im 11. Jahrhundert kompiliertes Sammelwerk in mittelirischer Sprache aus verschiedenen Erzählungen und Gedichten, die eine mythische Geschichte Irlands erzählen. Das Lebor ist in zwei unterschiedlichen Versionen überliefert, zuerst im Lebor Laignech („Das Buch von Leinster“) und im Leabhar Mór Leacain („Das große Buch von Lecan“).

Werksgeschichte

Das Lebor Gabála Érenn beruht auf einer Kombination von biblischen Erzählungen, Fragmenten antiker Autoren, lokalen Überlieferungen und vieler gelehrter Erfindungen. Es ist auch als Buch der Invasionen bekannt und stützt sich unter anderem auf die folgenden Werke:

  • Augustinus, De Civitate Dei, 413–426
  • Orosius, Historiae adversum paganos, 417
  • Eusebius von Caesarea, Chronicon, lateinische Übersetzung Temporum liber, 379
  • Isidor von Sevilla, Etymologiae, 7. Jahrhundert

Ziel der Verfasser war es, einheimische historische Überlieferungen mit der Bibel und den Weltchroniken zu verbinden. Sie greifen auf sehr heterogene Materialien zurück, die teilweise bis ins 7. Jahrhundert zurückgehen könnten. So wurde eine frühe Fassung schon im Lebor Dromma Snechta („Das Buch von Druim Snechta“) angenommen. Das Buch der Invasionen wurde unter anderem von Geoffrey Keating für seine Foras feasa ar Éirinn („Wissensgrundlage über Irland“, meist kurz „Geschichte Irlands“ genannt) und von den Autoren der Annála Ríoghdhachta Éireann („Annalen der vier Meister“) als Quelle genutzt.

Geschildert wird die Abfolge der Besiedlungen oder Eroberungen der Insel. Meist werden sechs Etappen unterschieden: Zuerst kam Cessair, dann Partholon und Nemed, die Firbolg, die Túatha Dé Danann und schließlich die Milesier, die als die eigentlichen Vorfahren der irischen Gälen genannt werden. In der Form des Euhemerismus sollen diese Gestalten der vorchristlichen Mythologie als historische Personen dargestellt werden. Bis ins späte 17. Jahrhundert hinein wurde das Lebor Gabála Érenn als historische Realität angesehen, dann allerdings immer mehr als Geschichtsklitterung eingestuft.[1]

Literatur

  • Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2609-3.
  • Bernhard Maier: Lexikon der keltischen Religion und Kultur (= Kröners Taschenausgabe. Band 466). Kröner, Stuttgart 1994, ISBN 3-520-46601-5, S. 203 f.
  • Ingeborg Clarus: Keltische Mythen. Der Mensch und seine Anderswelt. Walter Verlag 1991, ppb-Ausgabe Patmos Verlag, Düsseldorf, 2000, 2. Auflage, ISBN 3-491-69109-5; S. 69 f.
  • Bianca Ross: Britannia et Hibernia: nationale und kulturelle Identitäten im Irland des 17. Jahrhunderts. Heidelberg, Winter 1998, S. 115.
  • John Carey: The Irish national origin legend: synthetic pseudo-history. Cambridge 1994
  • Rudolf Thurneysen: Zum Lebor Gabála. Zeitschrift für celtische Philologie 10, 1915, S. 384–395.

Ausgaben

  • R. A. Stewart Macalister (Hrsg.): Lebor Gabála Érenn. The book of the taking of Ireland; Dublin: Published for the Irish Texts Society by the Educational Council of Ireland, 1938.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. S. 471 f.

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