Landesmuseum Zürich
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- Erbaut in den 1890er Jahren
- Museum in Zürich
- Archäologische Sammlung in der Schweiz
- Kulturgut von nationaler Bedeutung im Kanton Zürich
- Gegründet 1898
- Landesmuseum Zürich
- Bauwerk des Historismus in Zürich
Das Landesmuseum Zürich (bis 2009: Schweizerisches Landesmuseum) ist das meistbesuchte historische Museum der Schweiz. Es wurde am 25. Juni 1898 eröffnet.[1] Seit Januar 2010 ist es Teil des Schweizerischen Nationalmuseums (SNM). Diese Institution umfasst drei kulturgeschichtliche Museen und ein Sammlungszentrum. Sie untersteht dem Eidgenössischen Departement des Innern.
Geschichte & Architektur
Obwohl über Jahre hinweg nach der Bundesstaatsgründung von 1848 noch nicht klar schien, dass die Schweiz überhaupt ein Landesmuseum bauen würde, setzte sich im Jahr 1891 auf Bundesebene der Kanton Zürich gegen die anderen Bewerberstädte Basel, Bern und Luzern für den Standort eines neuen Nationalmuseums durch.[2] Das Landesmuseum wurde demnach 1898 in einem neu erbauten burgähnlichen Gebäude von Gustav Gull nordwestlich der Haupthalle des Hauptbahnhofs beim heutigen Platzspitzpark in Zürich eröffnet. Eugène Ruffy leitete am 25. Juni 1898 die Festlichkeiten zur Einweihung des Landesmuseums: In 20 Bildern, vergleichbar mit den Zünften des heutigen Sechseläutens, wurden die Kantone dargestellt. Jeder Kanton führte einen «allegorischen Wagen» mit sich, durch den eine Besonderheit des Kantons dargestellt wurde. Angeführt wurde der Zug von einem «Prachtwagen der Helvetia», den Abschluss bildete ein Wagen mit «Turica, der Beschützerin der Kunst».[3] Zürich hatte mit dem Projekt «Märchenschloss» einen Wettbewerb gegen andere Schweizer Städte gewonnen. Das Gebäude kombiniert verschiedenste Architekturstile und ist daher seit seiner Entstehung umstritten.
Die Eidgenössische Kommission für Denkmalpflege äusserte sich jedoch in einem Gutachten vom 27. November 1897 mit folgenden Worten:
- «Mit dem Landesmuseum als Einzelbau reagiert Gustav Gull architektonisch genau auf die gestellte Aufgabe. Die gewählte Form einer «mittelalterlichen Schlossanlage» reflektiert Geschichte und macht den Komplex leicht als Museumsbau erkennbar. Der Bau für die nationale Geschichte bildet ein wesentliches Gegengewicht zum Hauptbahnhof, damals wie heute Knotenpunkt des fortschrittlichen, in die Zukunft weisenden öffentlichen Verkehrs. Mit ihrem Haupthof öffnet sich die Anlage zur Parkanlage des Platzspitz, die sie markant zur Stadt hin abschliesst. Mit konsequentem Aufbau um den Haupthof und den Eingangshof, mit einer straffen Grundrisskonzeption, welche bewusst Ausnahmesituationen einsetzt, und mit markanten vertikalen Akzenten wird das Museum kraftvoll verwirklicht, Ausdruck des selbstbewussten Bundesstaats.»[4] Der für den Bau verwendete Tuffstein stammt aus Libingen (SG).[5]
Das im Grundriss erkennbare G könnte sich auf den ersten Buchstaben des Namens des Architekten beziehen.[6]
Heinrich Angst war von 1892 bis 1903 der erste Direktor des Schweizerischen Landesmuseums. Sein Nachfolger wurde sein Vizedirektor Hans Lehmann. Dieser war von 1904 bis 1936 Direktor. Sein Vizedirektor wurde Josef Zemp.
Sanierung und Erweiterungsbau
Aufgrund zunehmender Platznot sollte das Landesmuseum Zürich nach mehreren vergeblichen Anläufen[7] erstmals erweitert werden. Das Basler Architekturbüro Christ & Gantenbein wurde 2002 nach einem zweistufigen Architekturwettbewerb mit der Sanierung des bestehenden Gull-Baus sowie der Planung eines modern gestalteten Erweiterungsbaus, vom Bundesamtes für Bauten und Logistik, beauftragt.[8]
Der Entwurf mit seinen spitzen Winkeln, dem zickzackförmigen Grundriss, der langen Treppe und seiner zum Altbau kontrastierenden geschlossenen Fassade vereint Alt und Neubau. Der Grundriss des Neubaus, welcher an zwei Stellen an den Altbau anschliesst ermöglicht erstmal einen richtigen Rundgang durch das gesamte Museum.[9]
2006 begannen die Sanierungsarbeiten des Bahnhofflügels im Kostenumfang von 45 Millionen Franken und wurden im Februar 2009 abgeschlossen. Der Bahnhofflügel konnte am 1. August 2009 mit zwei neuen Dauerausstellungen eingeweiht werden.[10]
Für den Erweiterungsbau erteilte das Hochbaudepartement der Stadt Zürich am 3. Juni 2008 die Baugenehmigung.[11] Gegen die Abtretung des notwendigen Landes und die gesprochenen Gelder durch die Stadt Zürich wurde im Dezember 2009 das Referendum ergriffen. Die Abstimmung darüber fand am 13. Juni 2010 statt.[12] Das Stimmvolk bewilligte das Bauvorhaben. Über den geplanten Erweiterungsbau des Landesmuseums Zürich kam es zu einer kantonalen Abstimmung. Gegen den Kantonsratsbeschluss hatte das Komitee «Standpunkt Landesmuseum» im Juni 2010 das Referendum ergriffen.[13] Am 13. Februar 2011 votierte der Kanton Zürich für einen Kantonsbeitrag von 20 Millionen Franken aus dem Lotteriefonds.[14]
Der Spatenstich für den Erweiterungsbau erfolgte am 2. März 2012[15]. Der Grundstein für den Erweiterungsbau wurde am 30. April 2013 gelegt. Am 31. Juli 2016 wurden die neuen Teile des Landesmuseums mit Platz für Ausstellungen, einer Bibliothek, einem Auditorium einem Shop und einer Gastrozone eröffnet.[16] Die Gesamtkosten für den Erweiterungsbau und die Sanierung des Kunstgewerbeschulflügels beliefen sich auf 111 Millionen Franken. Davon bezahlte der Bund 76 Millionen. Der Kanton Zürich steuerte 20 Millionen, die Stadt Zürich 10 Millionen und private Gönner 5 Millionen Franken bei.[17]
Die Sanierung des Hof-, West- und Ostflügels dauerten von 2014 bis 2019.[18] Am 3. August 2020 konnte der Ostflügel mit dem grossen Eingangsturm dem Museum übergerben werden. Die neuen Ausstellungsräume konnte bespielt und den Besuchern übergeben werden. Im August 2020 konnte nach einer 20-jährigen Planungs- und Bauphase die Sanierung und Erweiterung Landesmuseum Zürich abgeschlossen werden. Die Sanierungskosten für den Hof-, West- und Ostflügels betrugen 95 Millionen Franken.[19] Die Gesamtkosten für die 20-jährige Planungs- und Bauphase der Sanierung und Erweiterung des Landesmuseums Zürich betrugen somit rund 250 Millionen Franken.
Ausstellungsschwerpunkte
Dauerausstellungen
Das Museum beherbergt die grösste kulturgeschichtliche Sammlung der Schweiz und zeigt in den sechs permanenten Ausstellungen Schweizer Geschichte von den Anfängen bis heute:
- «Geschichte Schweiz» Die Dauerausstellung zur Schweizer Geschichte beschreibt auf 1000 m² das Werden der Schweiz über einen Zeitraum von 550 Jahren. Der Gang durch die Jahrhunderte beginnt am Ende des Mittelalters und endet mit den Herausforderungen für die demokratischen Institutionen der Gegenwart. Die Ausstellung inszeniert den Weg vom Staatenbund zum Bundesstaat als ein Ringen um Zugehörigkeiten. Zudem sprengt sie eine zeitliche Grenze, die für historische Museen oft ein Tabu ist. Sie wagt den Blick auf die Geschichte der Gegenwart.[20]
- «Die Sammlung» Die Ausstellung zeigt über 7000 Exponate aus der eigenen Sammlung und beleuchtet das handwerkliche und kunsthandwerkliche Schaffen der Schweiz über einen Zeitraum von rund 1000 Jahren. Die Ausstellungsräume sind ebenfalls wichtige Zeitzeugen und verbinden sich mit den Objekten zu einer historisch dichten Atmosphäre, die ein tiefes Eintauchen in die Vergangenheit erlaubt.[21]
- «Mit fliegendem Teppich durch die Geschichte» Die Ausstellung kombiniert Wissensvermittlung mit kindergerechten Aktivitäten. Die stimmungsvoll gestaltete Kulisse bietet Raum für eine fantasievolle Zeit im Museum und die hochwertigen Originalobjekte sind wichtige Zeitzeugen der globalen Kulturgeschichte. Für Kinder ab 4 Jahren.[22]
- «Ideen Schweiz» Was hält eine Gemeinschaft zusammen? Dieselbe Sprache, äussere Feinde oder Wirtschaftsinteressen – das könnte einem vielleicht als erstes dazu einfallen. Doch all dem geht etwas voraus: gemeinsame Ideen, die überliefert werden von Generation zu Generation und so die Gemeinschaft prägen. Diese Ideen werden zur Identitätskarte eines Kollektivs und bilden schliesslich das Fundament des nationalen Selbstverständnisses. Für die Ausstellung wurden vier Schriften von Autoren ausgewählt, welche mit ihren Ideen beigetragen haben, das Bild der heutigen Schweiz zu zeichnen: Henri Dunant, Jean-Jacques Rousseau, Jean Calvin und Petermann Etterlin.[23]
- «Einfach Zürich» Stadt und Kanton Zürich haben eine lange und bewegte Geschichte. Diese wird in einer Dauerausstellung des Vereins Einfach Zürich[24] im Landesmuseum gezeigt. Vom Modell einer Pfahlbauerhütte über die Bircherraffel bis zur Fahne einer Jugendbewegung beleuchtet die Schau Zürichs vielfältige Vergangenheit und reichert die zahlreichen historischen Objekte mit filmischen Installationen und modernster Technologie an. Dies ermöglicht den Besuchern ein multimediales Erlebnis.[25]
- «Archäologie Schweiz» Pfahlbauer, Kelten, Römer, Alamannen sind uns ein Begriff. Ihre Hinterlassenschaften, Errungenschaften und Weltvorstellungen werden in der Ausstellung «Archäologie Schweiz» präsentiert. Rund 1’400 Exponate führen den Besuchenden die wichtigsten Etappen der Geschichte des Menschen vor Augen. Die Ausstellung präsentiert ausserdem die Domestizierung von Wildtieren und Pflanzen durch den Menschen auf dem Gebiet der heutigen Schweiz. Frühe bildliche Darstellungen, Meisterwerke der ersten Goldschmiede, Jagdwerkzeug aus Stein, Holz und Tierknochen und Alltagsobjekte der Ur- und Frühgeschichte sind im Neubau des Landesmuseums in einer beeindruckenden Szenographie zu sehen. Animierte Projektionen und interaktive Forschungsstationen ergänzen die Ausstellung und laden Erwachsene und Kinder zu einer faszinierenden Reise in die Vergangenheit ein.[26]
Wechselausstellungen
Mehrmals pro Jahr werden Wechselausstellungen zu kulturgeschichtlichen Themen gezeigt. Dazu gehört unter anderem die jährlich gezeigten Ausstellungen der Gewinner des Journalistenpreises «Swiss Press Photo» und «World Press Photo».[27]
Weitere Dienstleistungen
Zu den weiteren Angeboten des Landesmuseums zählen eine Fachbibliothek, ein umfangreiches Bildarchiv, ein Studienzentrum sowie regelmässig veröffentlichte Publikationen. Das Angebot wird mit zahlreichen Vermittlungsangeboten für ein Laien- sowie für ein Fachpublikum ergänzt.
Filme
- Museums-Check mit Markus Brock: Landesmuseum Zürich. 30 Min. Erstausstrahlung: 15. Dezember 2019.[28]
- National Museum Zurich, European Museum of the Year (EMYA) 2020 Nominee
Literatur
- Hanspeter Draeyer: Das Schweizerische Landesmuseum Zürich: Bau- und Entwicklungsgeschichte 1889–1998. Herausgegeben vom Schweizerischen Landesmuseum, Zürich 1999, ISBN 3-908025-26-5. (=Band 6 Bildband-Reihe)
- Hans Lehmann: Aus der Gründungsgeschichte des Schweizerischen Landesmuseums, Teil 1, Teil 2. In: Schweizer Illustrierte. Band 2, 1898
- Joya Indermühle, Christina Sonderegger: Das Landesmuseum in Zürich. Herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Zürich 2016, ISBN 978-3-03797-247-2
- Bundesamt für Bauten und Logistik BBL: Renovation Schweizerisches Landesmuseum Zürich, 2016-2019, Historische Zimmer. Bern, 2019, ISBN 978-3-906211-61-9
- Bundesamt für Bauten und Logistik BBL: Schweizerisches Landesmuseum Zürich, Erweiterung, 2010-2016. Bern, 2016, ISBN 978-3-906211-13-8
- Bundesamt für Bauten und Logistik BBL: Renovation Schweizerisches Landesmuseum Zürich, Bahnhofflügel, 2006-2009. Bern, 2012, ISBN 978-3-905782-16-5
- Hochparterre, Themenheft: Spuren der Zeit. Zürich, 2019
Weblinks
- Literatur von und über Landesmuseum Zürich im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Landesmuseum Zürich
- Sammlung Online des Schweizerischen Nationalmuseums
- Geschichtsblog des Schweizerischen Nationalmuseums
- Jahresberichte (1892–2008) des Schweizerisches Landesmuseum Zürich In: E-Periodica
- Geschäftsberichte des Schweizerischen Nationalmuseums ab 2009 In: E-Periodica
Einzelnachweise
- ↑ Die Einweihung des Schweizerischen Landesmuseums
- ↑ Geschichte - Landesmuseum Zürich. Abgerufen am 29. Oktober 2020.
- ↑ Programm der Eröffnung, Offizielle Ausgabe, Verlag des Organisations-Comités
- ↑ Standpunkt Landesmuseum (Memento vom 25. Mai 2010 im Internet Archive), abgerufen am 12. März 2008.
- ↑ F. de Quervain und M. Gschwind: Die nutzbaren Gesteine der Schweiz. Hrsg.: Geotechnische Kommission. Hans Huber, Bern 1934, S. 317 ff.
- ↑ G-rundriss des Schweizerischen Landesmuseum
- ↑ Frühere Ausbaupläne für das Landesmuseum
- ↑ Zürcher Architekten gewinnen Wettbewerb für Erweiterung. Ein neues Gesicht für das Landesmuseum. NZZ vom 17. Juli 2002, abgerufen am 9. Oktober 2015.
- ↑ https://www.shop.gsk.ch/de/das-landesmuseum-zuerich.html
- ↑ https://www.shop.gsk.ch/de/das-landesmuseum-zuerich.html
- ↑ landesmuseum.ch (Memento des Originals vom 12. August 2009 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Landesmuseum Zürich: Planung des neuen Landesmuseums, abgerufen am 13. Oktober 2009.
- ↑ Archivierte Kopie (Memento vom 17. Mai 2010 im Internet Archive) Referendums-Komitee NEIN zur Zerstörung des Parks beim Landesmuseum
- ↑ nzz.ch, NZZ vom 22. Juni 2010.
- ↑ Landesmuseum in Zürich wird erweitert, blick.ch, 22. Februar 2011, abgerufen am 12. Oktober 2015.
- ↑ Schweizerisches Landesmuseum Zürich, Erweiterung 2021-2016, Seite 119
- ↑ Landesmuseum Zahlen und Fakten zur Erweiterung in Neue Zürcher Zeitung vom 28. Juli 2016.
- ↑ Schweizerisches Landesmuseum Zürich, Erweiterung 2021-2016, Seite 119
- ↑ Renovation Schweizerisches Landesmuseum Zürich, Historische Zimmer, 2016–2019, Seite 6
- ↑ Renovation Schweizerisches Landesmuseum Zürich, Historische Zimmer, 2016–2019, Seite 116
- ↑ Geschichte Schweiz - Ausstellung im Landesmuseum Zürich - Landesmuseum Zürich. Abgerufen am 28. September 2021.
- ↑ Sammlung im Westflügel - Landesmuseum Zürich - Landesmuseum Zürich. Abgerufen am 28. September 2021.
- ↑ Mit fliegendem Teppich durch die Geschichte - Familienausstellung im Landesmuseum Zürich - Landesmuseum Zürich. Abgerufen am 28. September 2021.
- ↑ Ideen Schweiz - Landesmuseum Zürich - Landesmuseum Zürich. Abgerufen am 28. September 2021.
- ↑ Ausstellung - Einfach Zürich. Abgerufen am 28. September 2021.
- ↑ Einfach Zürich - Landesmuseum Zürich. Abgerufen am 28. September 2021.
- ↑ Archäologie Schweiz - Landesmuseum Zürich. Abgerufen am 28. September 2021.
- ↑ Landesmuseum Zürich: Sonderausstellungen (Memento des Originals vom 30. August 2009 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 13. Oktober 2009.
- ↑ Museums-Check: Landesmuseum Zürich. In: Fernsehserien.de. Abgerufen am 15. November 2020.
Koordinaten: 47° 22′ 45″ N, 8° 32′ 23″ O; CH1903: 683151 / 248175