Klytia (Geliebte des Apollon)

Klytia (modelliert von Hiram Powers um 1867)

Klytia ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value), auch Klytie, lateinisch Clytia) ist in der griechischen Mythologie die Geliebte des Apollon. Klytia taucht mit einer eigenen Geschichte erstmals bei dem römischen Dichter Ovid auf.[1] Laut einem griechisch schreibenden Anonymus unbekannter Zeitstellung war sie Tochter des Königs Orchomenos,[2] der mit dem Orchamos ihrer bei Ovid überlieferten Erzählung zu identifizieren ist.[3]

Möglicherweise wurde ihr Name von der gleichnamigen Tochter des Okeanos übernommen, sofern sie nicht mit dieser identisch zu denken ist.

Clytia bei Ovid

Der römische Dichter Ovid erwähnt Clytia in seinem 4. Buch der Metamorphosen:[1] Apollon habe die von ihm zuvor geliebte Clytia verschmäht und sich Leukothoe, der Tochter des Königs Orchamos und der Eurynome, zugewandt. Die eifersüchtige Clytia unterrichtete den strengen Vater Orchamos über die Affäre seiner Tochter. Um die Schande zu tilgen, ließ Orchamos seine Tochter Leukothoe bei lebendigem Leib begraben. Danach suchte Clytia wiederum Apollons Liebe zu gewinnen; aber dessen Herz war gegen sie wegen des Verrats verhärtet. Daraufhin setzte sich Clytia nackt auf einen Felsen nieder, aß und trank nichts, starrte in die Sonne und beklagte ihr Unglück. Nach neun Tagen verwandelte sich ihr Herzeleid in gelbe und braune Farben; sie wurde zu einer „Sonnenblume“, die ihre Blüte stets nach Apollons Sonnenwagen dreht.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Da die heutigen Sonnenblumen der Gattung Helianthus erst 1530 aus Amerika eingeführt wurden und in der Antike unbekannt waren, meint die Ovidsche Erzählung eine andere Pflanzengattung. Allerdings bleibt ungewiss, ob Ovid überhaupt eine bestimmte Pflanze vor Augen hatte.[4] Ovid schreibt,[5] Klytia habe sich teils in ein ‚blutleeres Kraut‘ (exsangues […] in herbas) verwandelt, hätte einen roten Teil gehabt und das Gesicht mit einer dem ‚Veilchen äußerst ähnlichen‘ Blume (violaeque simillimus […] flos) bedeckt. Zu den Pflanzen, die man aufgrund dieser Beschreibung mit der Verwandlung Klytias in Verbindung bringen wollte, zählen Arten der Sonnenwende, deren Name wörtlich aus dem griechischen Heliotropion übersetzt ist, weil sie sich auffällig nach dem Sonnenlauf dreht. Zudem werden das rote Sonnenröschen,[6] das Alpenveilchen,[7] vor allem aber die Wegwarte in diesem Zusammenhang genannt.[8]

Marmorbüste

Im Britischen Museum zu London befindet sich eine antike weibliche Büste aus Marmor, die im 19. Jahrhundert durch Nachbildungen sehr populär wurde. Weil man glaubte, der Kranz, aus dem die Büste herauswächst, setze sich aus Blütenblättern der Sonnenblume zusammen, erhielt die Skulptur den Namen Klytias, der nach Ovid in eine Sonnenblume verwandelten Verehrerin Apollons. Vermutet wurde auch, dass es sich um eine Porträtbüste aus römischer Zeit handeln könne, die entweder Antonia minor, die Tochter des Marcus Antonius und der Octavia Minor, oder Agrippina maior zeigt. Der Archäologe Stefan Lehmann kommt in einer Untersuchung des Jahres 2016 zu dem Ergebnis, dass es sich bei der Marmorbüste um ein Werk aus dem 18. Jahrhundert handelt, das möglicherweise aus der Hand des englischen Bildhauers Joseph Nollekens (1737–1823) stammt.[9]

Literatur

  • Hans von Geisau: Klytia 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XI,1, Stuttgart 1921, Sp. 893 f. (Digitalisat).
  • Otto Höfer: Klytia 3. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,1, Leipzig 1894, Sp. 1245 f. (Digitalisat).
  • Stephan Lehmann: Goethes allerliebste Klytia – Metamorphosen einer Frauenbüste (= Kataloge und Schriften des Archäologischen Museums der Martin-Luther-Universität. Band 6). Halle (Saale) 2016, ISBN 978-3-95741-046-7.
  • Katharina Waldner: Klytia, Klytie 3. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 6, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01476-2, Sp. 612.

Weblinks

Commons: Klytia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Ovid, Metamorphosen 4,206–270; deutsch-lateinische Ausgabe des Ovid-Textes auf gottwein.de.
  2. Anton Westermann: Mythographi Graeci. Braunschweig 1843, S. 348 Zeilen 5–10 (Digitalisat); siehe auch Ernst Maass: Commentatio mythographica Teil 2 (= Index scholarum in Universitate litteraria gryphiswaldensi per semestre aestivum anni 1894). Greifswald 1894, S. 13 f.
  3. Otto Höfer: Orchomenos 4. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 3,1, Leipzig 1902, Sp. 939 (Digitalisat).
  4. Wilhelm Mannhardt: Klytia (= Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge. Heft 239). Habel, Berlin 1875, S. 22; insgesamt vergleiche etwa Carus Sterne: Der Heliotropismus und die Künstler. In: Westermanns Monatshefte. Band 28, 1870, S. 438–444, hier S. 440–442.
  5. Ovid, Metamorphosen 4,262–269.
  6. Johann Heinrich Dierbach: Flora mythologica, oder Pflanzenkunde in Bezug auf Mythologie und Symbolik der Griechen und Römer. Sauerländer, Frankfurt am Main 1833, S. 163.
  7. Wilhelm Mannhardt: Klytia (= Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge. Heft 239). Habel, Berlin 1875, S. 22 f.
  8. Carus Sterne: Der Heliotropismus und die Künstler. In: Westermanns Monatshefte. Band 28, 1870, S. 438–444, hier S. 441.
  9. Stephan Lehmann: Goethes allerliebste Klytia – Metamorphosen einer Frauenbüste. 2016.

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