Kastell Burghöfe

Kastell Burghöfe
Alternativname Summuntorium
Limes Obergermanisch-Rätischer Limes, Strecke 13
Donau-Iller-Rhein-Limes
Datierung (Belegung) tiberisch-claudisch bis
erste Hälfte 5. Jahrhundert
Einheit Vexillation der Legio III Italica, Equites stablesiani iuniores
Bauweise a) Holz-Erde (1. Jhr.)
b) Stein (spätes 3. Jhr.)
Erhaltungszustand oberirdisch ist nichts erhalten
Ort Burghöfe bei Druisheim, Mertingen
Geographische Lage 48° 38′ 52,5″ N, 10° 49′ 17,7″ OKoordinaten: 48° 38′ 52,5″ N, 10° 49′ 17,7″ O hf
Vorhergehend Kastell Bürgle (Pinianis)
Anschließend Kastell Burgheim (Parrodunum)
Vorgelagert Kastell Munningen (nordwestlich)
Die Lage des Kastells an der Donau

Kastell Burghöfe, lateinisch Submuntorium und auch Summuntorium, war ein römisches Kastell bei Burghöfe in der heutigen Gemeinde Mertingen im Landkreis Donau-Ries in Bayerisch-Schwaben. Das Kastell wurde in der römischen Provinz Raetia gegründet und lag rund 35 Kilometer nördlich von deren Hauptstadt Augusta Vindelicum (Augsburg). Oberirdisch sind heute keine Reste der Befestigung mehr sichtbar.

Name und Quellen

Die erste Nennung findet sich unter dem Namen Summuntorium im 3. Jahrhundert im Itinerarium Antonini.[1] In der spätantiken Notitia dignitatum werden das Kastell unter dem Namen Submuntorium und die dort stationierten Truppeneinheiten, eine Abteilung der Legio III Italica unter einem Präfekten sowie die Equites stablesiani iuniores, angeführt.[2]

Forschungsgeschichte

Im Jahr 1906 identifizierte der Archäologe Friedrich Winkelmann (1852–1934) Burghöfe mit dem antiken Submuntorium.[3] Anschließend beschäftigte sich Paul Reinecke im Jahr 1920 erstmals ausführlich mit dem Fundplatz.[4] Eine erste Ausgrabung fand 1925 durch Ludwig Ohlenroth statt, die Bearbeitung durch Günter Ulbert wurde 1959 publiziert.

Seit 1982 wurde das Kastellareal durch intensive Befliegungen luftbildarchäologisch beobachtet, um ein umfassendes Bild der erkennbaren archäologischen Strukturen für die Forschung auswertbar zu machen. Das zum Kastell gehörende Lagerdorf, der Vicus, blieb jedoch offenbar aufgrund der hohen Sedimentation durch erodierendes Material von der erhöht liegenden Garnison unentdeckt.

In den Jahren 2001 und 2003 führte das Institut für Vor- und frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie der Universität München in enger Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege großflächige geophysikalische Untersuchungen mittels verschiedener Methoden durch. Ziel war es, einen umfassenden Gesamtplan der militärischen Anlagen sowie der zivilen Strukturen des Lagerdorfes anzulegen. Nachdem das zu prospektierende Gelände seit 2001 größtenteils als Brache genutzt wurde, stand einer uneingeschränkten Nutzung nichts im Wege. Nun gelang es, den gesuchten Vicus in einer Mulde zwischen dem Kastell und der nächsten Anhöhe zu dokumentieren. Da die älteren Luftbilder vom Garnisonsort teils viele Details wiedergaben, die den geophysikalischen Methoden verborgen blieben, wurde der angestrebte Plan aus einer Kombination der verschiedenen Untersuchungstechniken erstellt.

Eine im August 2001 angesetzte Testgrabung brachte wichtige Ergebnisse. Danach konnte ab Mai 2003 ein zunächst zweijähriges Forschungsprojekt angesetzt werden, das unter der Projektleitung des Archäologen Michael Mackensen stand.[5] Nach 2003 wurde auch in den Sommern 2004 und 2007 auf einer Fläche von über 900 Quadratmetern gegraben. Zusätzlich fand 2005 eine Feldbegehung statt. Die Abschlusspublikation dieser Grabungskampagnen wurden 2009 und 2013 vorgelegt.

Baugeschichte

In tiberisch-claudischer Zeit entstand hier ein erstes Kastell (Auxiliarlager) des obergermanisch-rätischen Limes auf einem Hochterrassensporn über der Schmutter, kurz bevor diese in die Donau mündet. An der Schmuttermündung bei Donauwörth lag in römischer Zeit der nördliche Endpunkt der Via Claudia Augusta. Um 300 wurde etwas östlich davon ein Kastell des spätantiken Donau-Iller-Rhein-Limes errichtet, das bis in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts belegt war. Im Mittelalter stand an dieser Stelle die Burg Turenberc.[6]

Funde

Aus Burghöfe stammen eine Reihe von Steinfunden, darunter eine 1921 gefundene fragmentarische Statue des Mercurius[7], ein 1968 entdeckter Votivaltar für Apollon[8] sowie ein Miniatur-Votivaltar für Mars.[9] Hinzu kommen eine Reihe von Steininschriften[10] sowie ein auf das Jahr 140 datiertes bronzenes Militärdiplom.[11]

Die Zahl der bei Geländebegehungen aufgelesenen Bronzekleinfunde geht in die Tausende.[12]

Literatur

  • Michael Mackensen: Halbsiliquen des Honorius und des Odovacar aus Submuntorium/Burghöfe (Bayerisch-Schwaben). In: Bayerische Vorgeschichtsblätter 83, 2018, S. 77–84.(Digitalisat)
  • Michael Mackensen: Neue Evidenz zur Ausrüstung der equites stablesiani iuniores im spätrömischen Kastell Submuntorium/Burghöfe (Bayerisch-Schwaben). In: Bayerische Vorgeschichtsblätter 82, 2017, S. 171–184. (Digitalisat)
  • Michael Mackensen: Ein Solidusanhänger des Iulianus II. aus Submuntorium/Burghöfe. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter 82, 2017, S. 185–189. (Digitalisat)
  • Michael Mackensen, Florian Schimmer (Hrsg.): Der römische Militärplatz „Submuntorium“, Burghöfe an der oberen Donau. Archäologische Untersuchungen im spätrömischen Kastell und Vicus 2001–2007 (= Münchner Beiträge zur Provinzialrömischen Archäologie 4). Reichert, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-89500-821-4.
  • Regina Franke: Eine neue Bronzeschale mit hochgewölbten Henkeln (Form Bienert 58) aus Burghöfe an der oberen Donau. In: Eckhard Deschler-Erb, Philippe Della Casa (Hrsg.): New Research on Ancient Bronzes. Acta of the XVIIIth International Congress on Ancient Bronzes. (= Zurich Studies in Archaeology 10). 2015, S. 203–209.
  • Regina Franke: Militärische Ausrüstungsgegenstände, Pferdegeschirr, Bronzegeschirr und -gerät (= Römische Kleinfunde aus Burghöfe 3; = Frühgeschichtliche und Provinzialrömische Archäologie, Materialien und Forschungen 9). Leidorf, Rhaden/Westfalen 2009, ISBN 3896465384.
  • Christian Later: Der mittelalterliche Burgstall ‚Turenberc‘/Druisheim. Archäologische Untersuchungen 2001-2007 am römischen Militärplatz ‚Submuntorium‘/Burghöfe an der oberen Donau. (= Münchner Beiträge zur Provinzialrömischen Archäologie 2). Reichert, Wiesbaden 2009, ISBN 3895007161.
  • Florian Schimmer, Regina Franke: Untersuchungen im westlichen Vorfeld des spätrömischen Kastells Submuntorium (Burghöfe), Gemeinde Mertingen, Landkreis Donau-Ries, Schwaben. In: Das archäologische Jahr in Bayern 2007. Theiss, Stuttgart 2008, S. 89–90.
  • Salvatore Ortisi: Geophysikalische Prospektion und Ausgrabungen in Submuntorium-Burghöfe, Gemeinde Mertingen, Landkreis Donau-Ries, Schwaben. In: Das archäologische Jahr in Bayern 2003. Theiss, Stuttgart 2004, S. 85–89.
  • Sebastian Gairhos, Salvatore Ortisi: Ein spätrömisches Kastell und sein Umfeld – Fortsetzung der Ausgrabungen in Submuntorium-Burghöfe, Gemeinde Mertingen, Landkreis Donau-Ries, Schwaben. In: Das archäologische Jahr in Bayern 2004. Theiss, Stuttgart 2005, S. 105–107.
  • Sebastian Gairhos, Salvatore Ortisi: Erste Ausgrabungen im spätrömischen Grenzkastell Submuntorium/Burghöfe. In: Das archäologische Jahr in Bayern 2001. Theiss, Stuttgart 2002, S. 94–96.
  • Salvatore Ortisi, Philipp M. Pröttel: Die früh- und mittelkaiserzeitlichen Fibeln. (= Römische Kleinfunde aus Burghöfe 2; = Frühgeschichtliche und Provinzialrömische Archäologie, Materialien und Forschungen 6), Leidorf, Rhaden/Westfalen 2002, ISBN 3-89646-535-X.
  • Günter Ulbert: Die römischen Donau-Kastelle Aislingen und Burghöfe (= Limesforschungen 1). Mann, Berlin 1959.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Itinerarium Antonini 250.
  2. Notitia dignitatum occ. 35, 5. 16. 18.
  3. Friedrich Winkelmann: Der Limes. In: Deutsche Gaue 9, 1908, S. 256–257; s. auch Friedrich Winkelmann: Die römischen Grenztruppen der Provinz Rätien und ihre Garnisonen ums Jahr 400. In: Deutsche Gaue 13, 1912, S. 148–149.
  4. Paul Reinecke: Summuntorium. In: Augsburger Rundschau 2, Nr. 45/46, 1920, S. 539–542. 551–552 = Paul Reinecke: Kleine Schriften zur vor- und frühgeschichtlichen Topographie Bayerns. Kallmünz/Opf. 1962, S. 96–15.
  5. Jörg Faßbinder, Salvatore Ortisi: Geophysikalische Prospektion und Ausgrabungen in Submuntorium-Burghöfe, Gemeinde Mertingen, Landkreis Donau-Ries, Schwaben. In: Das archäologische Jahr in Bayern 2003, Theiss, Stuttgart 2004, S. 85–89; hier: S. 85.
  6. Christian Later: Der mittelalterliche Burgstall Turenberc/Druisheim. Archäologische Untersuchungen 2001–2007 am römischen Militärplatz Submuntorium/Burghöfe an der oberen Donau. (= Münchner Beiträge zur Provinzialrömischen Archäologie Bd. 2). Reichert, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-89500-716-3.
  7. Römisches Museum Augsburg Inv. Lap. 109: ubi-erat-lupa.org.
  8. Römisches Museum Augsburg, Inv. 381: AE 1978, 583; ubi-erat-lupa.org.
  9. München, Archäologische Staatssammlung Inv. 1982, 294, ausgestellt im Burgmuseum Grünwald: ubi-erat-lupa.org.
  10. Inschriften aus Burghöfe in der Epigraphischen Datenbank Heidelberg; CIL 3, 6002c.
  11. AE 1998, 1004.
  12. Römische Kleinfunde aus Burghöfe. Verlag Marie Leidorf, Rahden/Westfalen (Publikation der Altfunde vor den Grabungen ab 2001). Bd. 1: Evamaria Schmidt: Figürliche Bronzen und Schmuck. 2000. ISBN 3-89646-532-5; Bd. 2: Salvatore Ortisi: Die früh- und mittelkaiserzeitlichen Fibeln; Philipp M. Pröttel: Die spätrömischen Metallfunde. 2002, ISBN 3-89646-535-X; Bd. 3: Regina Franke: Militärische Ausrüstungsgegenstände, Pferdegeschirr, Bronzegeschirr und -gerät. 2009, ISBN 978-3-89646-538-2.

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