Iñupiat
Iñupiat sind indigene Ureinwohner, die im äußersten Nordwesten des nordamerikanischen Kontinents in den Northwest Arctic und North Slope Boroughs und in der Beringstraßenregion in Alaska leben. Inupiaq, ihre ursprüngliche Sprache, ist ein Inuit-Dialekt aus der Familie der Eskimosprachen.
Die rund 4000 Iñupiat werden nach den Hauptdialektgruppen in zwei größere Gruppen aufgeteilt:[1][2]
- Seward Iñupiat (Nordwest-Alaska)
- Nordalaska Iñupiat (Nordalaska und äußerster Nordwesten Kanadas)
Die Nordalaska-Iñupiat, die am Nordpolarmeer leben und von der Jagd auf Meeressäuger, insbesondere dem Grönlandwal lebten,[3] werden auch als Taremiut bezeichnet. Sie leben in sechs Dörfern und in Utqiaġvik. Die im Inland im Ort Anaktuvuk Pass lebenden Nordalaska-Iñupiat jagen vor allem Karibus und werden Nunamiut genannt.
Die Iñupiat lebten als halbnomadische Fischer und Jäger traditionell in kleinen, nicht hierarchisch organisierten Gruppen, die sechs bis zwölf Familien umfassten. Die Gruppen benannten sich nach der Region, in der sie lebten und unterschieden sich durch ihren Dialekt.
Religion
Sie glaubten ursprünglich an eine beseelte Tierwelt (→ Religionen der Eskimovölker), bei der die Misshandlung eines Tieres nachteilige Konsequenzen für den Jäger hatte. 1890 begann die christliche Missionierung an den Küsten Alaskas und bereits 1910 ersetzte das Christentum unter den Inupiat und darüber hinaus bei den Eskimos bis zum Mackenziedelta die alte ethnische Religion, obwohl es nur sehr wenige Übereinstimmungen zwischen den beiden Glaubenssystemen gab und trotz der Widerstände einiger Schamanen. Zuerst handelte es sich allerdings um eine christlich-synkretistische Religionsform, die noch viele traditionelle Elemente enthielt. Später ist eher von einer Indigenisierung zu sprechen, bei dem die fremde Religion immer mehr zu etwas „Eigenem“ wurde. Heute zeugen nur noch folkloristisch gewandelte Bräuche, überlieferte Mythen und wenige Rituale vom alten Glauben.[4]
Kulturwandel und Kunuuksaayuka als PC-Spiel
Obwohl die traditionelle und subsistenzorientierte Lebensweise der Iñupiat auch heute noch eine wichtige Rolle spielt und staatlich gefördert wird, findet auch in den abgelegensten Regionen Alaskas ein Kulturwandel durch den Kontakt mit der modernen Welt statt. Da die jahrhundertealte, mündlich überlieferte Mythologie und die eigene Sprache auszusterben drohen, hat das erste indigene Computerspielunternehmen „Upper One Games“ ein Jump ’n’ Run-Videospiel namens Never Alone (Kisima Inŋitchuŋa) entwickelt. Das Spiel basiert auf der traditionellen Überlieferung Kunuuksaayuka, in der sich ein Inupiat-Mädchen auf die Suche nach den Ursachen für einen apokalyptischen Blizzard begibt, der das Überleben ihres Volkes bedroht. Spielerisch lernen die Kinder damit viele Aspekte ihrer Kultur kennen. Das Spiel wurde bereits mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.[5]
Literatur
- Tobias Haller, Annja Blöchlinger, Markus John, Esther Marthaler, Sabine Ziegler (Hrsg.): Fossil Fuels, Oil Companies, and Indigenous Peoples. Strategies of Multinational Oil Companies, States, and Ethnic Minorities : Impact on Environment, Livelihoods, and Cultural Change. LIT Verlag, Münster 2007, S. 194ff. ISBN 3-8258-9798-2
- Rosita Worl: Inupiat Arctic Whalers. In: Richard B. Lee, Richard Heywood Daly: The Cambridge encyclopedia of hunters and gatherers. Cambridge University Press, 1999, Kapitel 1.1.8. ISBN 0-521-57109-X
Einzelnachweise
- ↑ Inupiay. Alaska Native Language Center der Universität Fairbanks, abgerufen am 16. Januar 2017.
- ↑ Tobias Haller, Annja Blöchlinger: Fossil Fuels, Oil Companies, and Indigenous Peoples. Strategies of Multinational Oil Companies, States, and Ethnic Minorities : Impact on Environment, Livelihoods, and Cultural Change, LIT Verlag, Münster 2007, ISBN 3-8258-9798-2, S. 194.
- ↑ Peoples and Cultures of the Circumpolar World I - Module 3: People of the Coast. University of the Arctic, abgerufen am: 21. Juli 2015.
- ↑ Ernest S. Burch jr.: The Inupiat and the Chrisianization of Arctic Alaska. Etudes/Inuit/Studies, Laval, Pavillon Lemieux, Universite, Quebec (Kanada). S. 81–108.
- ↑ Monika Seiller: „Never Alone – Kisima Ingitchuna“. In: Coyote, Indianische Gegenwart, Nr. 27. Jahrgang – 105, Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V., München, Frühjahr 2015, ISSN 0939-4362, S. 29–30.