Italica

Überblick über die „Neustadt“ (nova urbs)
Das Amphitheater von Italica
Amphitheater
Büste eines jungen Mannes
Mosaik mit der Darstellung einer Alten

Italica (spanisch Itálica) war eine römische Stadt in Hispanien; ihre Ruinen liegen in Santiponce, etwa zehn Kilometer nördlich von Sevilla (Hispalis) am Guadalquivir.

Geschichte

Im Verlauf des Zweiten Punischen Kriegs ließ Publius Cornelius Scipio Africanus im Jahr 206 v. Chr. nach der Schlacht von Ilipa eine turdetanische Siedlung als Lager für verwundete römische Soldaten beziehen und zu einem Militärposten ausbauen. Appian von Alexandria schildert den Vorgang in seinen Iberischen Kriegen (Buch VII, Kapitel 38) folgendermaßen: "... kurz vor der 144. Olympiade (206 v. Chr.), schickten die Römer jährlich Prätoren nach Spanien zu den eroberten Nationen als Gouverneure oder Superintendenten, um den Frieden zu wahren. Scipio hinterließ ihnen eine kleine Truppe, die für ein Friedensinstitut geeignet war, und ließ seine kranken und verwundeten Soldaten in einer Stadt nieder, die er Italica nach Italien benannte". Die später unter dem vollem Namen "Colonia Aelia Augusta Italica" bekannte Siedlung stellte einen frühen Ausgangspunkt der Romanisierung der Iberischen Halbinsel dar. Spätestens seit Gaius Iulius Caesar hatte Italica den Status eines Municipiums.

Die Nähe zur Römerstadt Hispalis (Sevilla) hat zu Überlegungen Anlass gegeben, dass Italica eine Art Beamtenstadt war, wohingegen Hispalis in erster Linie als Handels- und Wirtschaftsmetropole fungierte. Die Bedeutung Italicas zeigt sich dadurch, dass die Familien der römischen Kaiser Trajan und Hadrian dort beheimatet waren. Unter letzterem wurde die Stadt zur Colonia (Colonia Aelia Augusta Italica oder Colonia Victrix Italicensis) erhoben und durch Anlage der nova urbs weiter ausgebaut. Trotz dieser Blüte konnte sich die Stadt nicht dauerhaft wirtschaftlich und politisch behaupten und verlor in der Folgezeit an Einfluss.

Die Westgoten nutzten Italica vermutlich als Festung, später wurde die Stadt Sitz eines Bischofs. Mit dem Angriff der Mauren (711) auf die iberische Halbinsel setzte sich der Niedergang der Stadt weiter fort.

Die verlassene Stadt diente lange Zeit als Steinbruch. Erste Ausgrabungen begannen im 18. Jahrhundert, im 19. Jahrhundert wurde die Stätte in einen archäologischen Park (parque arqueológico) umgewandelt.

Ausgrabungen

Große Teile der prähadrianischen Stadt sind unter dem Ortskern des heutigen Santiponce verborgen. Das unter Hadrian angelegte Viertel ist hingegen weitgehend erschlossen und zu besichtigen. Die wesentlichen Sehenswürdigkeiten Italicas sind:

  • das Amphitheater, das mit einer Länge von 160 Metern und einem Fassungsvermögen von 25.000 Zuschauern das drittgrößte römische Amphitheater ist;
  • die Mosaikfußböden der Wohngebäude der gesellschaftlichen Elite;
  • das Traianeum, ein dem Kaiser Trajan gewidmeter Tempel
  • die Statuen der Venus, Diana und des Trajan (die Originale befinden sich im Archäologischen Museum in Sevilla, vor Ort sind nur Kopien);
  • die teilweise freigelegten öffentlichen Thermen;
  • das rekonstruierte römische Theater in Santiponce.

Trivia

Der spanische Komponist Joaquín Rodrigo komponierte 1980 ein Stück für Solo-Gitarre “Un Tiempo fue Itálica famosa” („Einst war Italica berühmt“), mit dem er an Italica erinnert.

Der Ort diente auch als Drehort der Drachengrube aus dem Finale der 7. Staffel der Serie Game of Thrones.

Literatur

  • Antonio García y Bellido: Colonia Aelia Augusta: Itálica. Madrid 1960.
  • Ulrich-Walter Gans: Die sogenannte Nova Urbs von Italica – eine ‚griechisch-hellenistische‘ Stadtanlage tief im Westen des römischen Reiches? In: Göttinger Forum für Altertumswissenschaft 6 (2003), S. 129–139, (PDF; 1,5 MB)
  • Walter Trillmich und Annette Nünnerich-Asmus (Hrsg.): Hispania Antiqua – Denkmäler der Römerzeit. von Zabern, Mainz 1993, ISBN 3-8053-1547-3.
  • Michael Grant: Die römischen Kaiser – Von Augustus bis zum Ende des Imperiums. Bastei-Lübbe. Bergisch Gladbach 1996

Weblinks

Commons: Italica – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Jona Lendering: Italica. In: Livius.org (englisch)

Koordinaten: 37° 26′ 30″ N, 6° 2′ 44,8″ W

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