Hugin und Munin
Hugin und Munin sind in der nordischen Mythologie die beiden Raben Odins, der auch den Beinamen Hrafnáss „Rabengott“ trägt.
Etymologie
Hugin (isländisch: Huginn) gehört zum altnordischen Verb huga „denken“, das stammverwandte Substantiv hugi „Gedanke, Sinn“ ist seinerseits die Grundlage für den Namen Hugin.[1] Munin (isländisch: Muninn) gehört zum altnordischen Verb muna „gedenken, sich erinnern“.[2]
Alter und Bedeutung
Falls die Darstellung des Reiters mit zwei Vögeln auf der Helmplatte von Vendel und die Darstellung von Reiterfiguren in Verbindung mit einem oder mehreren Vögeln auf skandinavischen Goldbrakteaten Odin mit seinen Raben zeigt, wären die Raben als Begleit- oder Helfertiere des Gottes bereits für die Völkerwanderungszeit belegt. Schriftlich ist die Verbindung Odins mit Raben in skaldischen Kenningar des 10. Jahrhunderts greifbar. Die Namen Hugin und Munin tauchen jedoch erst in der Überlieferung der Lieder-Edda und der Snorra-Edda auf.
Eine mit der Bedeutung ihres Namens übereinstimmende Funktion schreibt ihnen Snorri Sturluson zu: „Zwei Raben sitzen auf seinen [Odins] Schultern und sagen ihm alles ins Ohr, was sie sehen und hören. Sie heißen Hugin und Munin. Bei Tagesanbruch entsendet er sie, um über die ganze Welt zu fliegen, und zur Frühstückszeit kehren sie zurück. Von ihnen erfährt er viele Neuigkeiten.“
Vergleichbar steht im Lied Grímnismál:
- Hugin und Munin müssen jeden Tag
Über die Erde fliegen.
Ich [Odin] fürchte, dass Hugin nicht nach Hause kehrt;
Doch sorg ich mehr um Munin.
Hugin und Munin bei Richard Wagner
In Wagners Götterdämmerung kommen in dem Bericht der Waltraute, der an Brünnhilde gerichtet ist, (im 1. Aufzug, 3. Szene) die Raben Wotans vor. Wie die Nornen haben auch sie bei Wagner keine Namen.
Das Sgraffito von Robert Krausse an der Fassade von Wagners Haus Wahnfried in Bayreuth zeigt in der Mitte Wotan mit seinen Raben. (Das Bild ist ein Ausschnitt aus dem großen Sgraffito).
Moderne Bezüge
Hugin und Munin finden sich heute im Logo der Universität Tromsø in Nordnorwegen. Auf dem Campus der Universität sind zwei zentrale Straßen nach ihnen benannt.
Einzelnachweise
- ↑ Gerhard Köbler: Altnordisches Wörterbuch, *hā–hǫtuðr, 4. Auflage, 2014
- ↑ Gerhard Köbler: Altnordisches Wörterbuch, mā–mǫtunautr, 4. Auflage, 2014
Literatur
- Heinrich Beck, Bernhard Maier: Huginn und Muninn. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 15, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2000, ISBN 3-11-016649-6, S. 200–202. (online)
- Jan de Vries: Altgermanische Religionsgeschichte. 3 Bände. 3. Auflage. Verlag de Gruyter, Berlin 1970.
- Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie (= Kröners Taschenausgabe. Band 368). 3., völlig überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2006, ISBN 3-520-36803-X.