Hort auf St Ninian’s Isle
Der Hort auf St Ninian’s Isle, einer etwa 72 ha großen Gezeiteninsel der Shetlands in Schottland, wurde in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts deponiert und 1958 im Boden der St. Ninian’s Kirche unter einer Platte wiederentdeckt.
Die Kirche wurde noch im frühen 18. Jahrhundert genutzt. Stürme und Sand vom größten Tombolo der Britischen Inseln haben sie zerstört und den noch bis 1850 genutzten Friedhof verschüttet. Die Kenntnisse über die Position der Kirche gingen verloren. Anlässlich des ersten Wikinger-Kongresses 1951 schlug William Douglas Simpson (1896–1968) eine Suche vor, die 1955 begann. 1958 entdeckte dann ein Schuljunge, der bei der Suche mithalf, eine Holzkiste unter einer Steinplatte, die mit einem Kreuz markiert war.[1] Der Inhalt übertraf alle Erwartungen.
Der 28-teilige Hort besteht aus:
- zwölf silbernen Ringfibeln
- acht silbernen Schalen
- drei silbernen fingerhutförmigen Fassungen unbekannter Funktion
- zwei silbernen Ortbändern
- einem silbernen Löffel
- einem silbernen Messer
- einem silbernen Knauf
Der Silberhort lag in einer Kiste aus Lärchenholz. Die Schalen lagen auf dem Kopf und die Broschen und anderen Objekte schienen hastig versteckt worden zu sein. Der Schatz, der einige vergoldete Stücke enthält, ist das besterhaltene Beispiel piktisch-schottischer Silberschmiedearbeiten aus dieser Zeit.
Es gab Stücke für den weltlichen Gebrauch, wie eine Reihe unterschiedlicher Ringfibeln (einige von ihnen als Halbfabrikate) und verschiedene Ortbänder von Schwertscheiden. Für religiöse Zeremonien und Rituale könnten die fingerhutförmigen Objekte, Löffel und Schüsseln verwendet worden sein. Inmitten der Objekte lag der Kieferknochen eines Schweinswales als einziger nicht-metallischer Gegenstand[2]. Einige Stücke wie die schweren Ring-Ketten oder Halsbänder, von einigen Wissenschaftlern als „Machtsymbole piktischer Häuptlinge“ angesehen, sind von unsicherer Bedeutung. Die Broschen zeigen eine Vielzahl typisch piktischer Formen. Zwei der Ortbänder und ein Schwertknauf scheinen angelsächsische Stücke zu sein, wahrscheinlich im späten 8. Jahrhundert in Mercia gemacht. Eines hat eine Inschrift mit einem Gebet in altenglischer Sprache. Einer der "Fingerhüte" zeigt eine dreifache Spirale. Waffen gehörten zum Austausch von Geschenken zwischen angelsächsischen und piktischen Herrschern und infolgedessen zu den Gegenständen, die sich im frühen Mittelalter am weitesten verbreiteten. Der Hort befindet sich im National Museum of Antiquities of Scotland in Edinburgh.
Literatur
- Andrew C. O’Dell: St Ninian’s Isle Treasure. A Silver Hoard Discovered on St. Ninian’s Isle, Zetland on 4th July, 1958 (= Aberdeen University Studies Series. Nr. 141, ZDB-ID 416434-9). Oliver & Boyd, Edinburgh u. a. 1960.
- David M. Wilson: Saint Ninian' Isle Treasure. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 26, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2004, ISBN 3-11-017734 X, S. 143–145. (Artikel abgerufen über das kostenpflichtige GAO bei De Gruyter Online)
Weblinks
- Eintrag zu Hort auf St Ninian’s Isle in Canmore, der Datenbank von Historic Environment Scotland (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ http://www.nms.ac.uk/explore/collections-stories/scottish-history-and-archaeology/st-ninians-isle-treasure National Museums Scotland
- ↑ A. O'Dell, The St Ninian's Isle Silver Hoard. Antiquity XXXIII, 1959, sah den Schweinswalknochen in einer kirchlichen Verbindung.
Koordinaten: 59° 58′ 17,4″ N, 1° 20′ 29,9″ W