Harut und Marut

Harut und Marut (arabisch هاروت وماروت) sind zwei im Koran namentlich erwähnte Engel.

Die koranische Erzählung

Harut und Marut lehren, laut Koran, die Menschen in Babel die Zauberei. Diese dient beispielsweise dazu, Eheleute zu entzweien. Harut und Marut schärfen den Menschen dabei allerdings ein, dass sie eine Versuchung seien und die Menschen nicht ihren Glauben verlieren sollten. Der Koranvers (2:102) lautet:

Und sie folgten dem, was die Satane unter der Herrschaft Salomos (den Menschen) vortrugen. Nicht Salomo war ungläubig, sondern die Satane, indem sie die Menschen in der Zauberei unterwiesen. Und (sie folgten dem) was auf die beiden Engel in Babel, Hārūt und Mārūt, (vom Himmel) herabgesandt worden war. Und sie unterwiesen niemanden (in der Zauberei), ohne zu sagen: "Wir sind nur eine Versuchung (für die Menschen). Werde darum nicht ungläubig! Und so erlernten sie von ihnen das (Mittel), womit man zwischen einem Mann und seiner Gattin ein Zerwürfnis hervorruft. Und sie schädigen damit niemanden, es sei denn mit Gottes Erlaubnis. Und sie erlernten, was ihnen schadet und nicht nützt. Und sie wussten wohl, dass derjenige, der so etwas einhandelt, am Jenseits keinen Anteil hat. Sie haben sich fürwahr auf einen schlechten Handel eingelassen. Wenn sie (es) doch wüssten!

Islamische Exegese

Die islamische Exegese erklärt die Anwesenheit der beiden Engel in Babel wie folgt: Die Engel machen abfällige Bemerkungen über die Sündhaftigkeit der Menschen. Gott fordert die Engel heraus, es besser zu machen, und entsendet Harut und Marut zum Test auf die Erde. Sie haben den Auftrag, Sünden wie Vielgötterei, Mord, Unzucht und Weingenuss zu widerstehen, verfallen jedoch den Reizen einer Frau und töten den Zeugen ihres Vergehens. Vor die Wahl gestellt, ihre Strafe in der Hölle oder auf der Erde zu verbüßen, entscheiden sie sich für die Erde und verweilen unter Qualen in Babel.

Nach Ansicht islamischer Kommentatoren liegt der Sinn der Koransure darin, den Menschen den Unterschied zwischen einfacher Zauberei und göttlicher Macht zu verdeutlichen.[1] Die Geschichte der sündhaften Engel verdeutlicht zudem, welche Schwierigkeiten es den Menschen bereitet, wenn sie versuchen ihren Trieben zu widerstehen, weil selbst Engel unter den gleichen Umständen an dieser Herausforderung scheitern können.[2]

Herkunft

Vorbild und Quelle der Legende gefallener Engel sind verschiedene biblische (2. Brief des Petrus: 2,4; Brief des Judas: 6) und außerbiblische Überlieferungen wie die apokryphen Henoch-Bücher[3] oder der Midrasch Abkir.[4] Namensgeber Haruts und Maruts sind zwei Amschaspand des Zoroastrismus: Haurvatāt (Integrität) und Ameretāt (Unsterblichkeit). Es ist unklar, wie es zur Synthese zoroastrischer und jüdisch-christlicher Überlieferungen gekommen ist und auf welchem Weg diese nach Arabien gelangten.

Literatur

  • Georges Vajda: Harut Wa-Marut. In: Bernard Lewis, Victor Louis Ménage, Charles Pellat, Joseph Schacht (Hrsg.): The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Band 3. Brill, Leiden 1971.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Adel Theodor Khoury, Ludwig Hagemann, Peter Heine: Islam-Lexikon A-Z. Geschichte, Ideen, Gestalten. Herder, Freiburg/B. 1999, ISBN 3-451-04036-0, S. 162.
  2. Patricia Crone: The Book of Watchers in the Qurʾān. In: Exchange and Transmission across Cultural Boundaries: Philosophy, Mysticism and Science in the Mediterranean (Proceeding of a Workshop in Memory of Prof. Shlomo Pines, the Institute for Advanced Studies, Jerusalem.) 28. Februar bis 2. März 2005, S. 11
  3. Josef Horovitz: Koranische Untersuchungen (Studien zur Geschichte und Kultur des islamischen Orients; Bd. 4). De Gruyter, Berlin 1926, S. 146–148.
  4. Georges Vajda: Harut Wa-Marut. In: Bernard Lewis u. a. (Hrsg.): The Encyclopaedia of Islam. New Edition, Band 3. Brill, Leiden

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