Grab des Tauchers

Malerei auf der Unterseite der Decke, Taucher
Nordwand, Ausschnitt

Das Grab des Tauchers (Tomba del Tuffatore) wurde 1968 von Mario Napoli rund 1500 Meter südlich der Stadtmauer von Paestum entdeckt. Es handelt sich um eine kleine ausgemalte Grabkammer, die um 480/470 v. Chr. datiert wird. Die Malereien sind – von griechischer Vasenmalerei abgesehen – das einzige Beispiel figürlicher griechischer Malerei aus dem 5. Jahrhundert v. Chr.[1]

Beschreibung

Die Grabkammer enthielt die Reste eines jungen Mannes. Als Grabbeigaben fanden sich lediglich eine Lekythos, zwei Aryballoi und ein Schildkrötenpanzer, der möglicherweise als Klangkörper einer Lyra diente. Anhand der Lekythos wird das Grab in die Jahre von 480 bis 470 v. Chr. datiert. Die eigentliche Kammer ist etwa 2,25 × 1,00 Meter groß und besteht aus vier Steinplatten für die Wände und einer Steinplatte als Abdeckung. Die Malereien auf den vier Wänden und auf dem Dach sind in echter Freskotechnik ausgeführt. Die Steinblöcke wurden mit Putz überzogen, in den die Umrisse der Figuren eingeritzt und dann im noch nassen Putz ausgemalt wurden. Die verwendeten Farben sind Schwarz, Rot, Blau, Grün und Weiß. Nacktes Fleisch hat meist schwarze Umrisslinien, während Details in zwei Rottönen gezeichnet sind.[2]

Die Malereien zeigen ein Symposion. Auf Nord- und Südseite finden sich zusammen zehn Männer auf sechs Klinen. Auf der westlichen Kurzseite kommt (oder geht?) ein weiterer Gast, er wird von einem Mann in einem Himation und einem Mädchen mit Flöte begleitet. Die Ostseite zeigt einen Diener neben einem Krater – einem Mischgefäß für Wein.

Die Darstellungen sind typisch griechisch. Vier Männerpaare liegen jeweils auf einer Kline, zwei weitere Männer sind allein auf einer Kline gelagert. Bei den Paaren handelt es sich jeweils um einen älteren und einen jungen, bartlosen Mann. Zwei der jüngeren sind Musiker, einer von ihnen spielt eine Doppelflöte, während der andere eine Lyra in der Hand hält. Auf der Nordwand sieht man einen älteren Mann, der dem jüngeren an den Kopf fasst, während dieser ihm die Brust streichelt oder ihn wegzustoßen versucht. Ein weiterer junger Mann spielt Kottabos – ein oft bei Trinkgelagen gespieltes Geschicklichkeitsspiel. Ikonographie und Ausführung sind vermutlich von attischer Vasenmalerei beeinflusst. Auch die homoerotischen Komponenten der Darstellungen passen gut zu athenischen Sujets dieser Zeit. Im Gegensatz dazu ist die Szene des Tauchers, der von einem Turm ins Wasser springt, eher ungriechisch und mag von etruskischen Malereien beeinflusst sein.[3]

Es ist unbekannt, wer hier bestattet wurde. Es wird vermutet, dass es sich um einen Etrusker handelte, der in Paestum lebte und starb, es mag sich aber auch um einen Griechen gehandelt haben, der von etruskischen Grabmalereien beeindruckt war.[4]

Das Grab gehört heute zur Sammlung des Archäologischen Nationalmuseums in Paestum.

Galerie

Literatur

  • Mario Napoli: La tomba del Tuffatore. De Donato, Bari 1970.
  • Robert Ross Holloway: The Tomb of the Diver. In: American Journal of Archaeology. Band 110, Heft 3, 2006, S. 365–388.
  • Marianna Castiglione: La tomba del tuffatore: nostalgia etrusca in magna grecia. ancora sulla figura del defunto. In: Scuola di etruscologia e archeologia dell’Italia antica u. a. (Hrsg.): La pittura etrusca – Atti del IV corso di perfezionamento (anno accademico 2005–2006). L’Italia prima di Roma – Atti del V corso di perfezionamento (anno accademico 2006–2007). Quasar, Rom/Orvieto 2008, S. 147–179.
  • Walter Paul Schussmann: Rhadamanthys in der Tomba del Tuffatore. Das Grab des Mysten: eine Neuinterpretation, Wien 2011. ISBN 978-3-85161-061-1
  • Tonio Hölscher: Der Taucher von Paestum. Jugend, Eros und das Meer im antiken Griechenland, Klett-Cotta, Stuttgart 2021

Weblinks

Commons: Grab des Tauchers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. R. Ross Holloway: The Tomb of the Diver, in: American Journal of Archaeology 110 (3), (Juli 2006), 365–388, hier S. 365.
  2. Dimitris Plantzos: The Art of Painting in Ancient Greece, Athen, 2018, ISBN 978-618-5209-20-9, S. 120
  3. Plantzos: The Art of Painting in Ancient Greece, S. 121–122
  4. Plantzos: The Art of Painting in Ancient Greece, S. 123

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