Castellum Mattiacorum
Das Castellum Mattiacorum (lateinisch, deutsch Kastell im Land der Mattiaker) war ein römisches Militärlager in Mainz-Kastel im Stadtkreis von Wiesbaden. Der antike Name ist durch zwei Inschriften belegt[1].
Das mehrphasige Lager befand sich im Umfeld der heutigen katholischen Kirche St. Georg. Errichtet wurde es um das Jahr 11 v. Chr., als die Römer von Mogontiacum (dem heutigen Mainz) aus eine Brücke (anfangs nur eine provisorische Schiffbrücke) über den Rhein schlugen und den rechtsrheinischen Brückenkopf mit einem Kastell sicherten. Hintergrund waren die Expansionsbestrebungen des Drusus in das Territorium des freien Germanien.
Am gleichen Ort stand im 2. Viertel des 1. Jahrhunderts n. Chr. ein Triumphbogen, wahrscheinlich zu Ehren des Germanicus errichtet, der 1986 ausgegraben wurde.[2]
Das frühe, aus Erde und Holz erbaute Kastell konnte archäologisch noch nicht nachgewiesen werden. Es wurde vermutlich 69 n. Chr. zerstört und 71 n. Chr. durch ein 71 × 98 m großes Steinkastell ersetzt. Das Kastell lag genau in der Achse der römischen Brücke. Die Belegungsdauer des Steinkastells ist unbekannt, möglicherweise wurde es schon Anfang des 2. Jahrhunderts wieder aufgegeben, als die Civitas Mattiacorum entstand. Unmittelbar nordöstlich schloss sich ein Lagerdorf (Vicus) an, es hatte eine Ausdehnung von etwa 250 Meter in ostwestlicher und 500 Meter in nordsüdlicher Richtung. Im 3. Jahrhundert wurde der Vicus mit einer Schutzmauer umgeben. Um 300 n. Chr. wurde auch der Brückenkopf noch einmal befestigt, diese Situation ist auf dem Bleimedaillon von Lyon dargestellt. Es zeigt laut Inschriften Mogontiacum und Castellum (CASTEL), verbunden durch eine Bogenbrücke.[3]
Nordöstlich des Vicusareals sind durch Luftbildaufnahmen noch weitere römische Befestigungsanlagen bekannt geworden. Es handelt sich dabei um temporäre Marschlager des 1. bis 2. Jahrhunderts, von denen eines im Sommer 2009 ausgegraben werden konnte. Das Lager stand etwa 1,5 km vom Brückenkopfkastell entfernt. Es stammt aus der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts, hatte eine Ausdehnung von 75 × 60 Metern, abgerundete Ecken (Spielkartenform) und vier Tore.[4]
Literatur
- Jacob Becker: Castellum Mattiacorum. Das roemische Castel. Sonderabdruck aus den Annalen des Vereins für nassauische Alterthumskunde und Geschichtsforschung Band 7, 1, 1863 (Digitalisat)
- Max Ihm: Castellum 10. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,2, Stuttgart 1899, Sp. 1758 f. (Volltext).
- Dietwulf Baatz, Fritz-Rudolf Herrmann (Hrsg.): Die Römer in Hessen. Theiss, Stuttgart 1982, ISBN 3-8062-0267-2, S. 369–371.
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ CIL 13, 6740a = Epigraphische Datenbank Heidelberg 32496: castell(o) Mattiac(orum), CIL 13, 7317: kastello Mattiacorum, 224 n. Chr.
- ↑ Hans G. Frenz: Der römische Ehrenbogen von Mainz-Kastel, Stadt Wiesbaden. Ein imperiales Monument der frühen Kaiserzeit apud ripam Rheni. Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 1988, ISBN 3-89822-076-1.
- ↑ Maria R.-Alföldi: Zum Lyoner Bleimedaillon. In: Schweizer Münzblätter. 8, 1958, S. 63–68 (Volltext); Dietwulf Baatz, Fritz-Rudolf Herrmann (Hrsg.): Die Römer in Hessen. Theiss, Stuttgart 1982, ISBN 3-8062-0267-2, S. 371; Abbildung.
- ↑ Frank Lorscheider: Mainz-Kastel – Kurt-Hebach-Str. Ausgrabung eines römischen Marschlagers (2009). Abschlußbericht. (PDF); Claus Bergmann, Frank Lorscheider: Beobachtungen zu einem militärischen Übungslager der Römerzeit in Mainz-Kastel, Stadt Wiesbaden. In: Denkmalpflege und Kulturgeschichte. 2010, 3, S. 7–12.
Koordinaten: 50° 0′ 31,7″ N, 8° 16′ 57,5″ O