Camille Jullian

Fotografie Camille Jullians aus dem Jahr 1924

Louis Camille Jullian (* 15. März 1859 in Marseille; † 12. Dezember 1933 in Paris) war ein französischer Althistoriker. Mit seinen ungemein wirkmächtigen Arbeiten zur vormittelalterlichen Geschichte Galliens beeinflusste er maßgeblich das Bild dieser Volksgruppe in Frankreich.

Leben und Karriere

Monument à Camille Jullian in Bordeaux

Camille Jullian stammte aus einer protestantischen Familie. 1877 begann er nach der Erlangung des Abiturs am Lyzeum in Thiers an der École normale supérieure in Paris mit dem Studium. Zu seinen wichtigsten akademischen Lehrern gehörten Paul Vidal de la Blache, Ernest Desjardins, Gaston Boissier und Numa Denis Fustel de Coulanges. 1880 beendete er sein Studium als Agrégationsbester in der Fachrichtung Geschichte. Noch im selben Jahr ging er an die École française de Rome, wo er bis 1882 forschte. Studienaufenthalte führten ihn unter anderem nach Berlin, wo er an Theodor Mommsens epigraphischen Übungen teilnahm. 1883 wurde Jullian promoviert, anschließend lehrte er an der Universität Bordeaux. 1886 erfolgte dort die Berufung auf eine Professur. In Bordeaux begann er sich mit der regionalen Geschichte der Gegend zu befassen. Er untersuchte die Geschichte ebenso wie die Inschriften. Zudem leitete er Ausgrabungen, die die römischen Wurzeln der Stadt Bordeaux zutage brachten. Schnell weitete er die Forschungen auf ganz Frankreich aus. Seine Monografie zu Vercingetorix feierte den Gallierfürsten als einen Visionär eines geeinten, freien Galliens, Gaius Iulius Caesar hingegen wurde in seinem späteren Opus magnum Histoire de la Gaule als Verhinderer einer eigenständigen Entwicklung Frankreichs gesehen. Damit trat Jullian auch in direkten Widerspruch zu Mommsen, der Caesar in seiner Römischen Geschichte für dessen Taten rühmte. Die Vercingetorix-Biografie hatte eine starke Resonanz und wurde 1902 mit dem Grand Prix Gobert der Académie française ausgezeichnet, ebenso 1908 die Histoire de la Gaule. 1905 wurde er auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Antiquités Nationales ans Collège de France berufen. Hier verfasste und publizierte er mit der achtbändigen Histoire de la Gaule zwischen 1907 und 1926 seine bedeutendste Arbeit. Die erste moderne Untersuchung der Geschichte das antiken Galliens beinhaltete die Auswertung aller fassbaren Quellen, literarischer wie archäologischer Natur. Das Werk war eine durch und durch patriotische Arbeit, Jullian verstand die moralische wie patriotische Aufgabe des Historikers darin, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen und publizierte somit auch Beiträge zur neueren und zur Zeitgeschichte. Letztere Beiträge ebenso wie Vorträge in diesem Feld trug er vor allem in der Zeit des Ersten Weltkrieges bei. 1917/18 gehörte er dem Comité d’études an, das belegen sollte, dass das Saarland natürlicher Bestandteil Frankreichs sei. 1930 wurde er emeritiert.

Gedenktafel am Place Camille-Jullian.

Jullian wurde in Frankreich hoch geehrt. 1908 wurde er in Nachfolge seines Lehrers Gaston Boissier in die Académie des Inscriptions et Belles-Lettres aufgenommen. 1924 wurde er in Nachfolge von Jean Aicard und als Vorgänger von Léon Bérard auf den Fauteuil 10 der Académie française gewählt. In Paris wie auch in Bordeaux wurde der Place Camille-Jullian ebenso nach ihm benannt, wie eine antike Säule, die als Monument à Camille Jullian firmiert, in Bordeaux. Zudem tragen mehrere Schulen in Frankreich seinen Namen. Außerdem wurde ein Labor des Centre national de la recherche scientifique in Aix-en-Provence nach ihm benannt. 1932 wurde er Großoffizier der Ehrenlegion. Er war Mitherausgeber der Revue des études anciennes. Jullien gab die Werke seines Lehrers Numa Denis Fustel de Coulanges heraus. Neben historischen und altertumswissenschaftlichen Studien beschäftigte er sich auch mit der französischen Literaturgeschichte. Jullians Enkel war der Illustrator Philippe Jullian.

Publikationen

Arbeiten zu Bordeaux und der Gironde

  • Étude d’épigraphie bordelaise. Les Bordelais dans l’armée romaine. Notes concernant les inscriptions de Bordeaux extraites des papiers de M. de Lamontagne, 1884.
  • Les antiquités de Bordeaux (Revue archéologique), 1885.
  • Inscriptions romaines de Bordeaux, 1887–1890.
  • Ausone et Bordeaux. Études sur les derniers temps de la Gaule romaine, 1893 Digitalisat.
  • Histoire de Bordeaux depuis les origines jusqu’en 1895, 1895 Digitalisat.
  • L’orientalisme à Bordeaux. Feret, Bordeaux 1897 Digitalisat.

Arbeiten über Gallien

  • De protectoribus et domesticis augustorum, 1883.
  • Histoire des institutions politiques de l’ancienne France, de Fustel de Coulanges (édition posthume des œuvres), 1890.
  • Gallia, tableau sommaire de la Gaule sous la domination romaine, Hachette, 1892.
  • Fréjus romain, 1886.
  • Notes d’épigraphie, 1886.
  • Les transformations politiques de l’Italie sous les empereurs romains, 43 av JC-330 après J.-C., 1884.
  • Extraits des historiens du XIXe, publiés, annotés et précédés d’une introduction sur l’histoire de France, 1897.
  • Inscriptiones Galliae narbonensis Latinae (CIL XII), en collaboration, 1899.
  • Vercingétorix. Hachette, Paris 1901 Digitalisat
  • La politique romaine en Provence (218-59 avant notre ère), 1901.
  • Recherches sur la religion gauloise, 1903.
  • Plaidoyer pour la préhistoire, 1907.
  • Les anciens dieux de l’Occident, 1913.
  • Les Paris des Romains. Les Arènes. Les Thermes, 1924.
  • Histoire de la Gaule, rééd. Hachette, Coll. Références, 1993, 1270 pages, ISBN 978-2010212178.
  • Au seuil de notre histoire. Leçons faites au Collège de France, 1905–1930, 3 vol. 1930–1931.
  • Les invasions ibériques en Gaule et l’origine de Bordeaux. Imp. G. Gounouilhou, Bordeaux 1903 Digitalisat.

Patriotische Arbeiten

  • Le Rhin gaulois. Le Rhin français, 1915.
  • Pas de paix avec Hohenzollern. À un ami du front, 1918.
  • La guerre pour la patrie, 1919.
  • Aimons la France, conférences 1914–1919, 1920.
  • De la Gaule à la France. Nos origines historiques, 1922.

Literatur

  • Heinrich Schlange-Schöningen: Jullian, Camille. In: Peter Kuhlmann, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Altertumswissenschaften. Biographisches Lexikon (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 6). Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, ISBN 978-3-476-02033-8, Sp. 630–631.

Weblinks

Commons: Camille Jullian – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Eintrag bei der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres

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