Basilika von Son Peretó

Ausgrabung an der ehemaligen Apsis der Basilika

Basilika von Son Peretó (katalanisch Basílica de Son Peretó) ist die Bezeichnung einer ehemaligen Kirche aus spätantik-frühmittelalterlicher Zeit zwischen Manacor und Sant Llorenç des Cardassar auf der spanischen Baleareninsel Mallorca. Die genaue Bauzeit der Basilika ist nicht bekannt, gegen Ende des 4. oder Anfang des 5. Jahrhunderts soll sie bereits als christliches Gotteshaus gedient haben.[1] Vermutlich fiel sie im 7. oder 8. Jahrhundert einem Brand zum Opfer.[2]

Fundgeschichte

Im Jahr 1908 stieß ein Bauer bei Feldarbeiten auf dem Landgut Son Peretó fünf Kilometer nordöstlich der Stadt Manacor auf ein erstes Bodenmosaik der frühchristlichen Basilika. Ab 1912 begann der Pfarrer und Hobbyarchäologe Joan Aguiló i Pinya, der den Bereich nach der Entdeckung des Mosaiks käuflich erworben hatte, Ausgrabungen durchzuführen.[3] Die Fundstücke und Mosaiken wurden zu einer Sammlung zusammengestellt, die die Gemeinde Manacor 1926 zur Einrichtung eines Archäologischen Museums erwarb. Sie befinden sich heute im Historischen Museum von Manacor.[4] Die Ausgrabungsstätte von Son Peretó, auf der weiterhin Grabungen erfolgen, wurde 1931 unter der Nummer RI-51-0000413 als archäologisches Monument (Monument arqueològic) registriert.[5]

Lage

Die Ausgrabungsstätte der Basilika von Son Peretó liegt auf dem Gebiet des Polígon 5 (‚Flur 5‘) der Gemeinde Manacor, unmittelbar an der Grenze zum Gemeindegebiet von Sant Llorenç des Cardassar.[6] Beim Bau der Landstraße zwischen Manacor und Sant Llorenç, der heutigen MA-15, wurde von der geradlinigen Trasse abgewichen und der Straßenverlauf in einem kleinen Bogen südöstlich um den Fundort der Basilika herumgeführt. Die Straße ist damit etwa 60 Meter von der südlichen Ecke des Ausgrabungsgeländes entfernt. Dieses befindet sich im östlichen Bereich des Landgutes Son Peretó. Daran angrenzend liegen im Nordosten das Landgut Son Trobat und im Osten, jenseits der Straße, das Landgut Son Nadal, beide schon zur Gemeinde Sant Llorenç des Cardassar gehörig.

Zum Fundort der Reste der Basilika von Son Peretó führt ein von der MA-15 am Kilometer 54,4 in Richtung Nordwesten abgehender Feldweg. Nach ungefähr 100 Metern erreicht man auf der rechten Seite ein Eingangstor mit einem davor angelegten Abstellplatz für Fahrzeuge. Die am Tage kostenlos zu besichtigende Ausgrabungsstätte ist durch einen sie umgebenden Maschendrahtzaun geschützt. Zeitweise werden weitere Grabungskampagnen durchgeführt, wie beispielsweise vom 27. Mai bis zum 22. Juni 2012 unter der Leitung von Miguel Ángel Cau von der Universität Barcelona, Magdalena Salas Burguera, der Leiterin des Historischen Museums von Manacor, und Mateu Riera Rullan von der Autonomen Universität Barcelona.[7] Sie stehen im Zusammenhang mit der seit 2005 von der Gemeinde Manacor und dem Consell de Mallorca finanzierten Sicherung und Restaurierung der Ausgrabungsstätte und der Zugänglichmachung für Besucher.[8]

Beschreibung

Modell der Kirchenschiffe

Die Grundfläche der ehemaligen Basilika ist etwa 21 Meter lang und 14 Meter breit. Es bestand eine annähernde Ost-West-Orientierung des Bauwerks, wobei die Hauptachse an der Seite des Chores beziehungsweise Sanktuariums mit dem Altar leicht nach Südost verschoben ist, damit die Kirche genau auf die Lage des 3000 Kilometer entfernten Jerusalem ausgerichtet, das heißt, auf das angenommene „Himmlische Jerusalem“ geostet war. Die Basilika hatte drei Kirchenschiffe. Zwei Säulenreihen trennten das Mittelschiff von den beiden Seitenschiffen.[9] Das Dach bestand wahrscheinlich aus Tegulae auf Holzbalken. Auf dem gesamten Fußboden des Innenraums waren Mosaiken mit figurativen und geometrischen Motiven ausgelegt, meist aus weißen, roten und schwarzen Mosaiksteinen.[2] Sie stammten aus der Mitte des 6. Jahrhunderts und verweisen gestaltungsmäßig auf nordafrikanische und palästinensische Einflüsse. Nach der Auffindung der Basilika nahm man die Bodenmosaiken Anfang des 20. Jahrhunderts heraus und verlegte sie auf Unterlagen aus Stahlbeton neu. Einige restaurierte Mosaiken sind im Historischen Museum von Manacor ausgestellt.

Grabstätten auf dem Gelände
Baptisterium mit Taufbecken

Der Altar der Basilika stand im Sanktuarium in der Apsis an der Ostseite des Innenraums. Von ihm ist der Fundamentstein erhalten, der sich wie die Mosaiken im Historischen Museum in Manacor befindet. Wie im zentralen und westlichen Mittelmeerraum häufig vorkommend stand ein Tisch mit vier Beinen eingelassen in einer rechteckigen Basis aus Sandstein, in deren Mitte sich unter dem Tisch der Kasten mit den Reliquien befand. Im Westen schloss sich an die Basilika eine Taufkapelle, das Baptisterium, an. Hier befinden sich zwei kreuzförmige Taufbecken, ein kleineres im Westen und ein größeres im Osten. Das östliche besitzt auf zwei Seiten Stufen, die in eine Taufwanne hinunter führen und für den Ritus des Eintauchens des ganzen Körpers ins Wasser genutzt wurde. Bei der Untersuchung des Fußbodens fand man mehrere Grabstätten innerhalb des Baptisteriums, eine liturgische Seltenheit. Die zeitliche Einordnung der Anlage der Grabstätten war auf Grund eines fehlenden einheitlichen Bodenbelags nicht möglich.[10]

Nach der 1967 erfolgten Wiederaufnahme der Ausgrabungen durch Pere de Palol i Salellas wurde die Basilika von Son Peretó einschließlich des Baptisteriums in den 1980er Jahren auf Basis der in dieser Zeit üblichen Kriterien restauriert. Dabei erhöhte man die Wände der Gebäude über die ursprünglich verbliebene Höhe, um die Gesamtstruktur erkennbarer zu gestalten. Die Trennungslinie zwischen erhaltenen Mauern und nachträglichen Ergänzungen ist durch eine knapp über dem Boden verlaufende Reihe von Ziegelsteinen markiert.[2] Die Restaurierung erstreckte sich auch auf westlich und südlich an das Baptisterium anschließende Gebäudereste, die als Wohn-, Vorrats- und Begräbnisräume dienten. Seit dem Jahr 2005 erfolgten Restaurierungen, Ausgrabungen, Kartierungen und Fundkonservierungen durch das Historische Museum von Manacor und die Universität Barcelona.[11] Dabei wurden 2011 im Sektor südlich des Baptisteriums mehrere Münzen und Schmuckanhänger entdeckt.[12] Weiterhin fand man das Grab eines älteren, über 60 Jahre alten Mannes, möglicherweise eines Priesters oder Bischofs, sowie Glas- und Keramikreste.[13]

Literatur

  • Rafael Ferrer Massanet: La gran Basilica de Son Peretó: El descubrimiento contado con sencillez. Palma de Mallorca 1953.
  • D. Iturgaiz: Baptisterio doble de la basílica de Son Peretó. In: Rivista di archeologia cristiana. 39, 1963, S. 279–287.
  • Xavier Barral i Altet: Dos fragments més del mosaic de paviment de la basilica de Son Peretó (Mallorca). Instituto de Archeologia y prehistoria, 1972.
  • Mateu Riera Rullan: El conjunt paleocristià de Son Peretó (Manacor): projecte de revisió i d’adequació. 1. Trobada d’Arqueòlegs de les Illes Balears, Manacor, 15/16 de Setembre de 2006. Consell de Mallorca, Departament de Cultura i Patrimoni, 2012 (Online [abgerufen am 24. Oktober 2012]).

Weblinks

Commons: Basílica de Son Peretó – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Pere Xamena i Fiol: Mallorca – Die Geschichte. Eine Zusammenfassung (= El Llaüt Transmediterràni / 1). Artífex Cultural, Palma 1999, ISBN 978-84-605-8821-4, Kapitel V: Einfache christliche Basiliken, S. 30.
  2. 2,0 2,1 2,2 Jutta Christoph: Son Peretó: Frühchristliche Spurensuche. Mallorca Zeitung, abgerufen am 24. Oktober 2012.
  3. Museen auf Mallorca. Historisches Museum Museu d’Història de Manacor. www.private-holiday.de/mallorca/museu-d-historia-de-manacor.html, abgerufen am 4. September 2017.
  4. Informationsblatt des Museu d’Història de Manacor im spätantiken Saal.
  5. Lista del Ministerio del Interior. WML-Dateien. wmflabs.org, abgerufen am 24. Oktober 2012.
  6. Bartomeu Font i Tous (topògraf municipal): Mapa topogràfic del terme municipal de Manacor. 1:40.000. Hrsg.: Ajuntament de Manacor. Oficines d’Informació Turrística, 2007.
  7. Byzantine Settlement of Son Pereto (Memento vom 15. April 2011 im Internet Archive)
  8. Basílica tardoromana de Son Peretó. Ajuntament de Manacor, Delegació de Turisme, abgerufen am 24. Oktober 2012 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  9. Byzantine Settlement of Son Peretó – Restoration and Excavation. (Nicht mehr online verfügbar.) www.archaeospain.com, 19. November 2011, archiviert vom Original am 28. Mai 2012; abgerufen am 24. Oktober 2012 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  10. Basílica de Son Peretó. Informationstafeln an der Ausgrabungsstätte.
  11. Byzantine Settlement of Son Peretó – Program overview. (Nicht mehr online verfügbar.) www.archaeospain.com, 19. November 2011, archiviert vom Original am 28. Juni 2012; abgerufen am 24. Oktober 2012 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  12. M. Poquet: El yacimiento de Son Peretó perfila su perímetro con las últimas excavaciones. ultimahora.es, abgerufen am 24. Oktober 2012 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  13. El misterio del esqueleto de un anciano en Son Peretó. (Nicht mehr online verfügbar.) www.diariodemallorca.es, archiviert vom Original am 24. August 2011; abgerufen am 24. Oktober 2012 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).

Koordinaten: 39° 35′ 47,1″ N, 3° 15′ 55″ O

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