Babilonie
- Seiten mit Skriptfehlern
- Archäologischer Fundplatz (Eisenzeit)
- Bauwerk in Lübbecke
- Archäologischer Fundplatz in Nordrhein-Westfalen
- Berg unter 1000 Meter
- Berg in Europa
- Berg im Kreis Minden-Lübbecke
- Berg im Wiehengebirge
- Bodendenkmal im Kreis Minden-Lübbecke
- Burg im Kreis Minden-Lübbecke
- Burgwall in Nordrhein-Westfalen
- Höhensiedlung
Babilonie | ||
---|---|---|
Babilonie über Obermehnen | ||
Alternativname(n) | Bodendenkmal Babilonie | |
Staat | Deutschland (DE) | |
Ort | Obermehnen im Wiehengebirge | |
Entstehungszeit | 300–150 v. Chr. | |
Burgentyp | Höhenburg | |
Erhaltungszustand | Doppelwallanlage, Erdwerk | |
Ständische Stellung | keine Zuordnung | |
Bauweise | In Erdwerk eingefasste Holzpfosten mit Palisade | |
Geographische Lage | 52° 17′ N, 8° 35′ O | |
Höhenlage | 255 m ü. NHN | |
|
Die Babilonie ist eine bis auf 255,6 m Höhe liegende Wallburg mit Ursprüngen in der vorrömischen Eisenzeit am Nordrand einer Kuppe des Wiehengebirges oberhalb des Lübbecker Stadtteils Obermehnen im Kreis Minden-Lübbecke, Nordrhein-Westfalen (Deutschland).
Geschichte
Der Name „Babilonie“ ist erst seit 1723 belegt, seine Herkunft ist umstritten. Möglicherweise ist er von der Bezeichnung „Babelönje/Babenlon“ für Bergwald abgeleitet. Ein Zusammenhang mit der Schlacht von „Hlidbeki“ (= Lübbecke) in den Sachsenkriegen Karls des Großen, von der die fränkischen Reichsannalen für das Jahr 775 berichten, wird zwar vielfach vermutet, ist aber keinesfalls nachgewiesen. Der Zeitpunkt der Auflassung der Anlage ist beim gegenwärtigen Forschungsstand noch ungeklärt.
Ausgrabungen wurden in der Wallburg durch Friedrich Langewiesche 1905, 1929/30, 1936 und 1939 durchgeführt, durch Walter Lange 1952 und durch Klaus Günther 1981. Die erste Kartierung der für eine große Burganlage außergewöhnlich gut geeigneten Bergkuppe mit einer weit oben entspringenden Quelle erfolgte nach 1880.[1] Die Mehrzahl der Funde stammt aus der vorrömischen Eisenzeit. Außerdem wurde Keramik des 5.–7. Jahrhunderts und nicht genauer beschriebene Scherben mittelalterlicher Kugeltöpfe geborgen.
Baugeschichte
Die erste Befestigung aus der vorrömischen Eisenzeit umgab als einfacher Wall ohne vorgelagerten Graben die Kuppe im Süden und die Quelle im Norden. In der nächsten, ebenfalls noch eisenzeitlichen Phase wurde davor im Norden eine weitere Befestigungslinie angelegt, deren Wälle an den Seiten auslaufen. In einer dritten Phase wurde im Nordosten der äußere Wall erhöht, die Befestigungslinie schwenkt dann nach Westen auf den inneren Wall der ersten Phase ein. Ihr ist streckenweise ein 5 m breiter und 1,90 m tiefer Spitzgraben vorgelagert. Außerdem wurde im Norden eine äußerste Befestigungslinie vorgelagert. Diese Phase wird durch Keramikfunde in das 5.–7. Jh. datiert. In einer vierten Periode wurde durch einen Wall ein Kernwerk abgetrennt, dem ein 4 m breiter Sohlgraben vorgelagert ist. Da diese Befestigung mit einem Zangentor versehenen ist, wird sie in die karolingisch-ottonische Zeit gesetzt. In der letzten, bisher nicht datierten Phase wurde dieses Kernwerk durch eine Mörtelmauer in seiner Nordhälfte verkleinert, der ein 4–5 m breiter Spitzgraben mit erhöhter Gegenböschung vorgelagert war.
Beschreibung
Die Wallburg Babilonie weist einen komplizierten Aufbau aus einer Vielzahl von Wällen, Vorwällen und vorgelagerten Terrassenkanten auf. Im Süden umschließen die Wälle eine ca. 200 × 150 m große Kuppe, folgen über 750 m der Ost- und 450 m der Westflanke des sich nach Norden verbreiternden Berges und begrenzen in dreifacher Staffelung die etwa 550 m lange Nordseite der Burg. Im Inneren ist der Nordhang der Kuppe zusätzlich mit zwei bogenförmigen Wall-Graben-Anlagen geschützt. Die frühgeschichtlichen Wälle bestanden sehr wahrscheinlich aus einer Holz-Erde-Konstruktion. Die ursprünglichen eisenzeitlichen Holz-Erde-Wälle sind mehrfach erhöht worden und zeigen Spuren einer Palisade, die streckenweise vor einer Trockenmauer stand. Welchen der Befestigungsphasen die einzelnen Bauweisen zuzuordnen sind, ist bisher offen. Grabungen im Inneren der Burg haben nur im Kernwerk stattgefunden, wobei Wohnpodien und Spuren von Pfostengebäuden freigelegt wurden, die aber keiner Bauphase sicher zugewiesen werden konnten.
Literatur
- Torsten Capelle: Wallburgen in Westfalen-Lippe. Herausgegeben von der Altertumskommission für Westfalen, Münster 2010, ISSN 0939-4745, S. 22f. Nr. FBW 12 (Frühe Burgen in Westfalen Sonderband 1) Digitalisat
- Daniel Bérenger: Die Wallburg Babilonie, Stadt Lübbecke, Kreis Minden-Lübbecke. in Frühe Burgen in Westfalen Bd. 12. Herausgegeben von der Altertumskommission für Westfalen, Münster 1997 Digitalisat
- Daniel Bérenger: Die eisenzeitlichen Burgen Westfalens. In: Hartmut Polenz (Hrsg.): Hinter Schloss und Riegel. Burgen und Befestigungen in Westfalen (Münster 1997), S. 51–76.
- H. Hartwig: Die Babilonie, eine sagengeschichtliche Untersuchung. In: Mindener Heimatblätter. Band 6, 1951, S. 77–81.
- Friedrich Langewiesche: Die Babilonie. In: Jahresbericht des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg. Band 20, 1906, S. 37–64.
- Friedrich Langewiesche: Die Wallburg Babilonie. In: Schumacher-Festschrift : Zum 70. Geburtstag Karl Schumachers, 14. Okt. 1930, Mainz 1930, S. 130–161.
- Bernhard Sicherl: Eisenzeitliche Befestigungen in Westfalen. Die Forschungen des vergangenen Jahrzehnts und Ansätze zu einer regionalen Gliederung. In: Sebastian Möllers/Wolfgang Schlüter/Susanne Sievers (Hrsg.): Keltische Einflüsse im nördlichen Mitteleuropa während der mittleren und jüngeren vorrömischen Eisenzeit (= Kolloquien zur Vor- und Frühgeschichte. Band 9). Frankfurt am Main 2007, S. 107–151, hier S. 134 f.
Weblinks
- Eintrag zu Babilonie in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
Einzelnachweise
- ↑ Heinrich Schmidt: Die Babilonie in Geschichte und Sage. In: Gemeinde Blasheim (Hrsg.): 969–1969. 1000 Jahre Gemeinde Blasheim. Druck: Bruns, Minden o. J. (1969), S. 84–89.