Wie das Werfen uns zum Menschen machte
Olympiasieger im Speerwerfen und professionelle Baseball-Spieler müssen sich wohl bei unseren ausgestorbenen Vorfahren für ihren Erfolg bedanken
Olympiasieger im Speerwerfen und professionelle Baseball-Spieler müssen sich wohl bei unseren ausgestorbenen Vorfahren für ihren Erfolg bedanken, dies zeigt eine Studie von US-Forscher Neil Roach von der George Washington University. Natürlich hat sich die Fähigkeit, weit, schnell und präzise zu werfen nicht entwickelt, damit unsere Vorfahren Ball spielen konnten. Die Studie von Dr. Roach weist darauf hin, dass sich diese Fähigkeit erstmals vor fast 2 Millionen Jahren entwickelte, als der Mensch begann zu jagen. Mit ihrer Fähigkeit zu werfen sind Menschen einzigartig, auch verglichen mit unseren Vettern, den Schimpansen.
Publikation:
Neil T. Roach, Madhusudhan Venkadesan, Michael J. Rainbow, Daniel E. Lieberman
Elastic energy storage in the shoulder and the evolution of high-speed throwing in Homo
Nature, 2013; 498 (7455): 483
DOI: 10.1038/nature12267
"Schimpansen sind unglaublich stark und athletisch, doch auch erwachsene männliche Schimpansen können Gegenstände nur mit einer Geschwindigkeit von etwa 30 km/h werfen - das ist gerade mal ein Drittel der Geschwindigkeit eines 12-jährigen Schülers beim Baseballtraining", sagte Dr. Roach, Leiter der Studie und Post-Doktorand am Center for the Advanced Study of Hominid Paleobiology in the Columbian College of Arts and Sciences.
Gefördert durch ein Stipendium der National Science Foundation, stellten sich Dr. Roach und Kollegen von der Harvard University die Frage, warum Menschen so gut werfen können und wann sich diese Fähigkeit entwickelt hat.
Ausgerüstet mit einem 3-D-Kamera-System, wie man es bei der Produktion von Videospielen und Animationsfilmen verwendet, nahmen sie die Bewegungen von Baseball-Spielern auf. Dabei fanden sie heraus, dass die menschliche Schulter beim Werfen wie eine Steinschleuder funktioniert und dabei große Mengen an Energie speichert und wieder freisetzt.
"Wenn Menschen Gegenstände werfen, müssen die Arme zuerst nach hinten vom Ziel weg gedreht werden. Während dieser Phase des "Arm-Spannens" strecken sich die Sehnen und Bänder hinter der Schulter und speichern elastische Energie", so Dr. Roach. "Wenn diese Energie freigesetzt wird, beschleunigt sie den Arm nach vorne und erzeugt so die schnellste Bewegung, die der menschliche Körper produzieren kann und dies führt zu einer sehr hohen Wurfgeschwindigkeit."
Dr. Roach und Kollegen haben auch festgestellt, dass bestimmte anatomische Merkmale des Oberkörpers, der Schultern und der Arme diese Energiespeicherung erst möglich machen. Diese Merkmale, die es dem Menschen ermöglichen so gut zu werfen, erscheinen erstmals beim Homo erectus vor etwa 2 Millionen Jahren.
"Wir denken, dass das Werfen in Bezug auf das Jagdverhalten schon sehr früh eine große Rolle gespielt hat und dass es unseren Vorfahren erlaubte, sicher und effektiv auch Großwild zu erlegen", sagte Dr. Roach. "Der Verzehr von kalorienreichem Fleisch und Fett hatte die Entwicklung von größeren Gehirnen zur Folge, was schließlich dazu führte, dass sich Homo erectus in neue Regionen der Welt ausbreitete - all dies machte uns zu dem, was wir heute sind."
Dr. Roachs Studie könnte auch eine große Bedeutung für einige heutige Athleten haben. Speerwerfer und Baseball Pitcher werfen zum Beispiel viel häufiger als es unsere Vorfahren wahrscheinlich getan haben. "Im Endeffekt - trotz der Tatsache, dass wir uns zu Werfern entwickelt haben - können bei einer Überbeanspruchung dieser Fähigkeit schlimme Verletzungen auftreten", sagte Dr. Roach.
Der nächste Schritt für Dr. Roach und seine Kollegen wird es sein, zu untersuchen, was Menschen vor so langer Zeit geworfen haben, zumal Pfeile mit Steinspitzen in den archäologischen Aufzeichnungen offenbar relativ spät auftauchen. Die wahrscheinlichsten Jagdwaffen der Wahl? Steine und angespitzte hölzerne Speere.
Diese Newsmeldung wurde mit Material ScienceDaily erstellt