Massenproduktion von Steinklingen zeigt kulturelle Verschiebung im levantinischen Paläolithikum

Presseldung vom 06.01.2023

Die in der Ausgrabungsstätte Al-Ansab 1 gefundenen Steinwerkzeuge sind Zeugen des technologischen Wandels vor 40 Tausend Jahren.


Die Analyse von Steinwerkzeugen, die dem Ahmarian, der ersten jungpaläolithischen Kultur des Nahen Ostens (datiert vor etwa 40.000 bis 45.000 Jahren), zugeschrieben werden, zeigt, dass kleine, längliche, symmetrische Objekte (Lamellen) vor Ort in Massenproduktion hergestellt wurden. Eine solche standardisierte Produktion steht im Einklang mit dem, was Forschenden bereits mit der Einführung von Pfeil und Bogen in Verbindung gebracht haben.


Wichtiger Fundort des Ahmarian: Die Höhle von El Wad am Mount Carmel, Israel.

Publikation:


Gennai, J., Schemmel, M. & Richter, J.
Pointing to the Ahmarian. Lithic Technology and the El-Wad Points of Al-Ansab 1
J Paleo Arch 6, 6 (2023)

DOI: 10.1007/s41982-022-00131-x



Das typischste Werkzeug des Ahmarian ist die el-Wad-Spitze, eine Klinge oder Lamelle aus Feuerstein, das eine zusätzliche, absichtliche Modifikation, eine so genannte Retusche, aufweist. Sie sind eine der weit verbreiteten Varianten von Speer- oder Pfeilspitzen des frühen Jungpaläolithikums. Die neuen Erkenntnisse legen nahe, dass die el-Wad-Spitzen in Al-Ansab 1 wahrscheinlich aus Versuchen resultieren, größere, asymmetrische Klingenartefakte so zu verändern, dass sie die Qualitätsstandards der Lamellen erreichen, die klein, länglich und symmetrisch sind.


Zeichnung einer typischen Klinge des Ahmarian.
Messer aus dem Ahmarian.

Dies ist das wichtigste Ergebnis der von Dr. Jacopo Gennai, Marcel Schemmel und Professor Dr. Jürgen Richter (Institut für Prähistorische Archäologie, Universität zu Köln) durchgeführten Analyse. Die Autoren gehen davon aus, dass das südliche Ahmarian den technologischen und kulturellen Wandel hin zur bevorzugten Verwendung von kleinen Lamellen, die als Speer- oder sogar Pfeilspitzen verwendet werden, bereits vollzogen hatte.

Die Fundstelle Al-Ansab 1, etwa 10 Kilometer südlich der bekannten Ruinenstadt Petra in Jordanien gelegen, wird seit 2009 von einem Team der Universität zu Köln unter der Leitung von Jürgen Richter ausgegraben. Al-Ansab 1 ist von großer Bedeutung, da sie eine der am besten erhaltenen Freilandfundstellen des Ahmarian ist. Von 2018 bis 2021 wurde ein repräsentativer Teil des ausgegrabenen Materials von Jacopo Gennai, dem Hauptautor, neu analysiert, um zu verstehen, wie die Herstellungsmethoden ähnlicher Klingen im Umfang des frühen Jungpaläolithikums waren. Darüber hinaus legte Marcel Schemmel, ein Student aus Professor Richters Team, eine neue Analyse der el-Wad-Spitzen vor, die ihre Definition auf präzisere typo-metrische Kriterien einschränkt.

Das frühe Jungpaläolithikum wird als kultureller Marker für den letzten und erfolgreichen Vorstoß unserer Spezies nach Eurasien angesehen. Man nimmt an, dass die kleinen, schlanken und hochgradig standardisierten Lamellen die Überreste von Pfeilen oder Wurfspeeren sind, die in den offenen Steppenumgebungen dieser Zeit zur Jagd auf Huftiere verwendet wurden. Die Lamellen zeigen also den Beginn der Langstreckenjagd, die eine deutliche Abkehr von früheren Jagdpraktiken darstellt. Die neuen Funde zeigen, dass die kleinen Klingen nicht nur ein Restprodukt sind, sondern für den Erfolg des Homo sapiens im Jungpaläolithikum von zentraler Bedeutung waren. Da sie standardisiert und einfach zu ersetzen waren, erleichterte diese flexible Technologie wahrscheinlich die erfolgreiche Ausbreitung unserer Spezies in ganz Europa, da sie es den Gruppen ermöglichte, große Entfernungen in unbekannten Gebieten zurückzulegen, ohne auf große, qualitativ hochwertige Rohmaterialquellen angewiesen zu sein.

"Während des Jungpaläolithikums haben wir eine starke Verbreitung von Bladelets, aber ihre Rolle im Ahmarian war noch nicht gut erforscht. Wir hoffen, dass diese neuen Ergebnisse unser Verständnis der frühesten jungpaläolithischen Industrie in der Levante verändern und neue Forschungen anregen werden, um die Ursprünge dieses Verhaltens zu ergründen, das dem Homo sapiens bis zum Ende des Paläolithikums erhalten blieb", so Dr. Gennai.


Diese Newsmeldung wurde mit Material der Universität zu Köln via Informationsdienst Wissenschaft erstellt


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