Eiszeitfigur vervollständigt
Archäologen ergänzen nach neuen Funden eine der 40.000 Jahre alten Löwendarstellungen
Wissenschaftlern der Universität Tübingen ist es gelungen, eine weitere eiszeitliche Elfenbeinfigur aus der Vogelherd-Höhle zu vervollständigen. Die Tierfigur, die vor 40.000 Jahren aus Mammut-Elfenbein geschnitzt und 1931 bei Ausgrabungen entdeckt wurde, konnte nun mit einem Teil des Kopfes ergänzt werden. Die vollständige Eiszeitskulptur ist ab 30. Juli 2014 im Museum der Universität Tübingen MUT zu sehen. Die Entdeckung erscheint, ebenfalls am 30.Juli, in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg“.
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„Die Figur stellt einen Löwen dar“, sagt Professor Nicholas Conard vom Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters & Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment Tübingen. „Sie gehört zu den berühmtesten der Eiszeitkunstwerke und galt bislang als einzigartiges Relief. Durch die Ergänzung des Kopfes wird nun deutlich, dass es sich um eine Vollplastik handelt.“
Die Vervollständigung der Figur ist ein Ergebnis jüngerer Ausgrabungen der Universität am Vogelherd. „Die Nachgrabung und die Auswertung der Funde vom Vogelherd laufen seit fast zehn Jahren und haben bereits zahlreiche Funde von weltweiter Ausstrahlung und Relevanz geliefert“, sagt der Archäologe. Die Vogelherd-Höhle bilde zudem ein Kernstück des Antrags zum UNESCO Weltkulturerbe für die weltweit älteste Kunst und Musik aus den Höhlen der Schwäbischen Alb. „Diese Funde stammen aus der Zeit, in der moderne Menschen zum ersten Mal Europa erreichten und die einheimischen Neandertaler verdrängten. Mit der Ausbreitung von Homo sapiens über die ganze Welt breiteten sich Kunst und Musik ebenfalls aus, und jetzt sind sie feste Bestandteile aller Gesellschaften.“
Gemeinsam mit Mohsen Zeidi erläuterte Conard am 30.Juli bei einer Präsentation vor Medienvertretern die wissenschaftliche Bedeutung der Neuentdeckung. Professor Ernst Seidl, Leiter des MUT, sprach über die Bedeutung der Vogelherd-Funde für die Universität und die Region.
Die Vogelherd-Höhle im Lonetal ist eine von vier Höhlen, in denen Beispiele der frühesten figürlichen Kunst von vor 40.000 Jahren geborgen werden konnten. Aus ihr stammen die meisten Fundstücke: Mehrere Dutzend Figurinen und Fragmente wurden hier entdeckt. Viele tausend neuentdeckte Fragmente aus Elfenbein werden weiterhin zusammengefügt. Das nun ergänzte Eiszeit-Tier ist ab sofort in den Ausstellungsräumen des Museums der Universität Tübingen MUT auf Schloss Hohentübingen zu sehen.
Das Museum ist Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr und Donnerstag von 10 bis 19 Uhr geöffnet.
Diese Newsmeldung wurde mit Material des Informationsdienstes der Wissenschaft (idw) erstellt