Der Popa-Langur: ein neu entdeckter Affe aus Asien
Erbgutanalysen, unter anderem an hundert Jahre altem Museumsexemplar, erlauben Einblick in die Evolutionsgeschichte der Haubenlanguren.
Sie leben in den Wäldern Südostasiens und kämpfen ums Überleben: schlanke Affen mit langem Schwanz und wilder Haarmähne, die an eine Haube erinnert, was ihnen den Namen Haubenlanguren (Trachypithecus) bescherte. Über die Evolution und verwandtschaftlichen Beziehungen der bislang 20 bekannten Arten war trotz zahlreicher morphologischer und genetischer Studien nur sehr wenig bekannt. Klar ist aber, dass die meisten der 20 Arten durch Wilderei und Verlust von Lebensraum vom Aussterben bedroht sind.
Publikation:
Christian Roos et al.
Mitogenomic phylogeny of the Asian colobine genus Trachypithecus with special focus on Trachypithecus phayrei (Blyth, 1847) and description of a new species
Zoological Research, 2020, 41(6): 656-669
DOI: 10.24272/j.issn.2095-8137.2020.254
Forscherinnen und Forscher des Deutschen Primatenzentrums (DPZ) – Leibniz-Institut für Primatenforschung in Göttingen und Fauna & Flora International (FFI) haben jetzt im Rahmen eines internationalen Kooperationsprojekts umfangreiche Erbgutanalysen sowohl an Kotproben freilebender Tiere als auch an historischen Museumsexemplaren durchgeführt. Dabei gelang ihnen die Beschreibung einer neuen Langurenart, den sie Popa-Langur nannten (Zoological Research).
Gerade erst beschrieben, aber leider schon wieder fast verschwunden. Es müssen dringend Maßnahmen ergriffen werden, um diese Art vor der Ausrottung zu retten.
Frank Momberg, FFI
Die neu beschriebene Art, der Popa-Langur (Trachypithecus popa), kommt ausschließlich in Zentral-Myanmar vor und ist nach dem für Burmesen heiligen Berg Popa benannt, auf dem mit circa 100 Tieren die größte Population dieser Art lebt. Der Popa-Langur unterscheidet sich nicht nur genetisch, sondern auch in Fellfarbe, Schwanzlänge und Schädelgröße von verwandten Languren-Arten. Christian Roos, Wissenschaftler in der Abteilung Primatengenetik am DPZ, erläutert: „Die genetischen und morphologischen Analysen von Museumspräparaten, die vor mehr als 100 Jahren für das Londoner Naturkundemuseum gesammelt wurden, haben letztlich zu der Beschreibung dieser neuen Art geführt, welches auch durch die Kotproben bestätigt wurde, die das Forscherteam von FFI in Myanmar gesammelt hat.“
Insgesamt gibt es von der neuen Art nur noch 200 bis 250 Tiere, die in vier isolierten Populationen leben. Frank Momberg von FFI betont: „Gerade erst beschrieben, aber leider schon wieder fast verschwunden. Es müssen dringend Maßnahmen ergriffen werden, um diese Art vor der Ausrottung zu retten.“
Um einen genaueren Einblick in die Evolution und Artenvielfalt der Languren in Südostasien zu erhalten, wurden im Rahmen dieser Studie genetische Untersuchungen an allen 20 Haubenlangurenarten durchgeführt. Die verwendete DNA wurde aus Kotproben aus dem Freiland sowie aus Gewebeproben historischer Museumspräparate gewonnen und mittels moderner Hochdurchsatz-Sequenzierungsmethoden analysiert.
Kooperation
An der Studie waren neben dem Deutschen Primatenzentrum und Fauna & Flora International auch Chances for Nature (CfN), Wildlife Conservation Society (WCS), World Wide Fund for Nature (WWF) sowie die Naturkundemuseen in London, Leiden, New York und Singapur beteiligt.
Anschließende Untersuchungen konnten die evolutionären Beziehungen zwischen den Arten klären und die Existenz des neuen Popa-Langurs belegen, der sich vor etwa einer Million Jahren von den anderen Languren abgespalten hat. Morphologische Studien bestätigten zudem die Besonderheit der neuen Art.
Diese Newsmeldung wurde mit Material Deutsches Primatenzentrum GmbH via Informationsdienst Wissenschaft erstellt