Kabwe ist die Hauptstadt der Zentralprovinz der Republik Sambia. Sie liegt 1.172 Meter über dem Meeresspiegel und 130 Kilometer nördlich von Lusaka.
Die Stadt liegt auf einer Erzader und hieß bis 1964 Broken Hill nach einer ähnlichen Erzfundstätte in Australien.
Der Kabwe-Schädel wurde 1921 von dem Schweizer Bergmann Tom Zwiglaar gefunden, der in einer Blei/Zink-Mine beschäftigt war. Neben dem Schädel mit der Bezeichnung Broken Hill 1 wurde ein Oberkiefer eines anderen Individuums gefunden, sowie ein Kreuzbein, ein Schienbein und zwei Oberschenkelfragmente. Zum Zeitpunkt der Entdeckung nannte man den Schädel Rhodesien-Mensch, nach dem damaligen Namen Sambias.
In welcher Verbindung die verschiedenen, zwischen 125.000 und 300.000 Jahre alten Knochen zueinander stehen, ist nicht eindeutig geklärt, man nimmt jedoch an, dass das Schienbein sowie die beiden Oberschenkelfragmente und der Schädel zusammen gehören. Die Schädelkapazität wurde auf 1.100 cm³ geschätzt, was - gekoppelt mit neueren Datierungen - bedeutet, dass eine direkte Verbindung von Broken Hill 1 zu älteren Schädeln unwahrscheinlich ist und negiert die 1,75 bis 2,50 Millionen Jahre, die eine falsche Datierung ergab. Bada et al (1974) veröffentlichten eine direkte Altersbestimmung mittels Asparaginsäure-Racemisierung, die ein Alter von 110.000 Jahren ergab. Eine Datierung der Fundschichten war wegen der Zerstörung der Fundstelle unmöglich.
Der Schädel gehörte zu einem extrem robusten Individuum und hat die vergleichsweise größten Überaugenwülste aller bekannten Hominiden. Mit seinem breiten, dem Homo neanderthalensis ähnlichen Gesicht wurde der Rhodesien-Mensch auch gelegentlich als "Afrikanischer Neandertaler" interpretiert. Allerdings weisen neuere Untersuchungen darauf hin, dass der Rhodesien-Mensch in Bezug auf die Robustheit seines Schädels auch in der Mitte zwischen modernem Homo sapiens und Neandertaler stehen könnte.
Die meisten Experten sind der Ansicht, dass der Kabwe-Schädel in die Gruppe des Homo heidelbergensis gehört, andere bezeichnen ihn als archaischen Homo sapiens, auch Homo sapiens rhodesiensis wurde bereits vorgeschlagen. Laut Tim White ist es wahrscheinlich, dass der Rhodesien-Mensch der Vorfahr des Homo sapiens idaltu (Herto) ist, der selbst nahe am Ursprung des modernen Homo sapiens steht.
Literatur
- Bada J. L., Schroeder R. A., Protsch R., Berger R. 1974. Concordance of Collagen-Based Radiocarbon and Aspartic-Acid Racemization Ages. Proc. Natl. Acad. Sci. 71:3, pp. 914-917
- Rightmire, G. P. 1993. The Evolution of Homo Erectus: Comparative Anatomical Studies of an Extinct Human Species. Cambridge University Press
- Woodward, A.S., 1921. A new cave man from Rhodesia, South Africa. Nature 108: 371-372.
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