Stephan Bender (Archäologe)
Stephan Bender (* 30. Dezember 1965 in Gießen; † 20. Juni 2019[1] in Aalen) war ein deutscher Provinzialrömischer Archäologe.
Ausbildung
Stephan Bender leistete nach dem Abitur zunächst einen zweijährigen Wehrdienst ab[2], bevor er ab 1987[3] zunächst an den Universitäten Frankfurt am Main, dann in Freiburg, Provinzialrömische Archäologie mit den Nebenfächern Klassische Archäologie und Alte Geschichte studierte. Nach Abschluss des Studiums 1994[4] promovierte er im Rahmen des Graduiertenkollegs „Archäologische Analytik“ in Frankfurt über Bronzeschalen mit flachem horizontalem Griff („Kasserollen“) im Umfeld der Fundstätten Neapel, Pompeji und Herculaneum.[5] Die Promotion wurde 2007 abgeschlossen.[6]
Ab 2000 erfasste er für das Landesamt für Denkmalpflege Hessen den Bestand an Fundplätzen entlang des durch Hessen verlaufenden römischen Limes in Vorbereitung auf den gemeinsamen Antrag der Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern, die Anlage in das UNESCO-Welterbe aufzunehmen.[7] Anschließend war er maßgeblich daran beteiligt, den Limesentwicklungsplan für Hessen abzufassen[8], der 2005 fertig gestellt wurde, dem gleichen Jahr, als auch der Limes als Welterbe anerkannt und Stephan Bender erster Limesbauftragter des Landes Hessen wurde.
2007 wechselte Stephan Bender nach Baden-Württemberg, wo er das Limes-Informationszentrum am Limesmuseum Aalen aufbaute und dessen Leitung übernahm, seit 2013 als Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege Baden-Württemberg.[9] Gleichfalls seit 2007 übernahm er die Betreuung der Limes-Cicerones. Parallel zu diesen Entwicklungen forschte er weiter am Limes, entdeckte als erster die Spuren von hölzernen Wachtürmen im westlichen Bereich des Rätischen Limes, das mögliche Kleinkastell beim Limestor Dalkingen und die Verlängerung des Neckar-Odenwald-Limes in das Neckarvorland.[10]
2015 wurde er Leiter des neu errichteten Fachbereichs „Welterbe Archäologie“ im Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg.[11] 2019 verstarb Bender nach schwerer Krankheit in Aalen. Seine Nachfolge als Limeskoordinator in Baden-Württemberg übernahm im Mai 2020 der Provinzialrömische Archäologe Andreas Schaflitzl.
Schriften
nach Erscheinungsjahr geordnet
- Bronzeschalen mit flachem horizontalem Griff („Kasserollen“) – Archäologische und metrologische Studien an Funden aus den römischen Vesuvsiedlungen. [Dissertation an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, unpubliziert].[12]
- Der Justinusfelsen. Führungsblatt zu der römischen Felsinschrift und den Limesanlagen im Aartal bei Bad Schwalbach (= Archäologische Denkmäler in Hessen. Nummer 165). Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2005, ISBN 978-3-89822-165-8.
- Das Bodendenkmal – Umgang und Rezeption. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Der Limes als UNESCO-Welterbe. Konrad Theiss 2008, ISBN 978-3-8062-2118-3, S. 24–43.
- als Mitautor: UNESCO-Welterbe Grenzen des Römischen Reiches. Obergermanisch-Raetischer Limes in Baden-Württemberg. Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Esslingen 2011.
- mit Manfred Baumgärtner (Hrsg.), Tilman Gatter (Zeichnungen), Martin Kemkes und Andreas Thiel: Der Limes im Ostalbkreis. Einhorn, Schwäbisch Gmünd 2013, ISBN 978-3-936373-92-9.
- Beiträge in: Dieter Planck: Das Limestor bei Dalkingen (= Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg. Band 129). Theiss, Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8062-3033-8.
- Am Limes – aktiv. Erlebnis Limes, spüren, wie die Römer lebten. 3. Auflage. Landratsamt Rems-Murr-Kreis / Landratsamt Ostalbkreis, Waiblingen / Aalen 2015, ohne ISBN.
Literatur
nach Autoren / Herausgebern / Titel alphabetisch geordnet
- NN: Dr. Stephan Bender. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 2/2014, S. 150f.
- Er kannte jeden Meter des Limes. In: Wiesbadener Kurier vom 11. Juli 2019.
- In Memoriam Dr. Stephan Bender.
- NN: Nachruf Dr. Stephan Bender. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 3/2019, S. 203f.
- Roth: Den modernen Limes gibt es überall. In: Winnender Zeitung vom 19. Juni 2019.
- C. Sebastian Sommer: Stephan Bender, Limesforscher und -koordinator. In: Suzana Matešić (Hrsg.): Interdisziplinäre Forschungen zum Limes. 8. Kolloquium der Deutschen Limeskommission. (= Beiträge zum Welterbe Limes, 10). Theiss, Darmstadt 2019, ISBN 978-3-8062-4113-6, S. 12–17.
- Jennifer Verhoeven: Dr. Stephan Bender M. A. †. In: Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hg.): Denkmalpflege und Kulturgeschichte 3/2019, S. 56f.
Weblinks
- Eintrag zu Stephan Bender im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.
Einzelnachweise
- ↑ Traueranzeige.
- ↑ Verhoeven, S. 56.
- ↑ NN: Dr. Stephan Bender, S. 151.
- ↑ NN: Nachruf, S. 203; Verhoeven (S. 56) nennt das Jahr 1993.
- ↑ Homepage des Instituts für Archäologische Wissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.
- ↑ NN: Nachruf, S. 203.
- ↑ NN: Nachruf, S. 203; Verhoeven, S. 56.
- ↑ Limesentwicklungsplan für Hessen auf der Homepage des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen.
- ↑ NN: Nachruf, S. 203.
- ↑ NN: Nachruf, S. 204.
- ↑ NN: Nachruf, S. 204.
- ↑ Homepage des Instituts für Archäologische Wissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Personendaten | |
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NAME | Bender, Stephan |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Provinzialrömischer Archäologe |
GEBURTSDATUM | 30. Dezember 1965 |
GEBURTSORT | Gießen |
STERBEDATUM | 20. Juni 2019 |
STERBEORT | Aalen |