Regenbogenschüsselchen
Als Regenbogenschüsselchen wird in der Umgangssprache ein spezieller Typus keltischer Gold- und Silbermünzen bezeichnet, die in einem Raum, der sich vom Gebiet des heutigen Ungarn über Österreich bis nach Süddeutschland erstreckte, verbreitet waren. Sie wurden vermutlich von den keltischen Stämmen der Boier und Vindeliker und den Rheingermanen im Zeitraum von etwa 300 v. Chr. bis zur Zeitenwende hergestellt. Eine andere Bezeichnung lautet „Muschelstatere“. Die ersten im keltischen Raum geprägten Münzen sind allerdings 1/24 Stater.
Die schüsselförmig gewölbten und gewöhnlich unbeschrifteten Goldstücke sind nicht intuitiv als Münzen zu erkennen. In der Regel weisen sie nur abstrakte symbolische Muster wie Kugeln, Punkte, Kreise oder Sterne- oder einfache gegenständliche Motive aus der Bilderwelt der Kelten wie Vogelköpfe oder Schlangen auf.
Der Name Regenbogenschüsselchen entstand aufgrund der charakteristischen Schüsselform und einem Aberglauben, der besagt, dass die Goldstücke von einem Regenbogen herabtropften und am Fuße des Regenbogens auf der Erde zurückgeblieben seien.
Die oft beim Umpflügen von Feldern an die Erdoberfläche gelangten Regenbogenschüsselchen wurden später bei Regenfällen oft sauber gespült und aufgrund ihres metallischen Glanzes auf dem Acker entdeckt. Da man sich die Herkunft der schüsselförmigen Goldstückchen nicht erklären konnte, entstand der Volksglaube von den Regenbogenschüsselchen als himmlischen Glücksbringern, denen auch Heilwirkung bei Fallsucht, Krämpfen, Fieber und Geburtswehen zugeschrieben wurde. Vermutlich bildet diese Fundsituation den Kern des Grimmschen Volksmärchens „Die Sterntaler“, für das der Sterntaler Hessen-Kassels namensgebend war.
Der böhmische Numismatiker Nikolaus Adaukt Voigt nahm den Fund des Münzschatzes von Podmokl 1771 zum Anlass einer Charakterisierung der bei Podmokl und zuvor schon bei Nischburg gefundenen Regenbogenschüsselchen als frühzeitliche einheimische Münzen und widerlegte darin verschiedene Theorien einer fremdländischen Herkunft.
Siehe auch
Literatur
- Ernst Heinrich Meier: Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben Nr. 256 Sagen vom Regenbogen, Stuttgart 1852
- Adauct Voigt a St. Germano: Schreiben an einen Freund von den bei Podmokl einen in der Hochfürstl. Fürstenbergischen Herrschaft Pürglitz gelegenen Dorfe in Böhmen gefundenen Goldmünzen, Prag 1771
- Franz Streber: Von der Heimath und dem Alter der sogenannten Regenbogen-Schüsselchen. In: Über die sogenannten Regenbogen-Schüsselchen. Band 1. München 1860, urn:nbn:de:bvb:824-dtl-0000083136.
- Franz Streber: Beschreibung der s. g. Regenbogen-Schüsselchen und Erklärungs-Versuch ihrer Typen. In: Über die sogenannten Regenbogen-Schüsselchen. Band 2. München 1862, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10685074-0.