Großsteingrab Schortewitz

Großsteingrab Schortewitz
Großsteingrab Schortewitz, Blick von Nordwest

Großsteingrab Schortewitz, Blick von Nordwest

Großsteingrab Schortewitz (Sachsen-Anhalt)
Koordinaten 51° 39′ 11,7″ N, 12° 1′ 34,6″ O
Ort Zörbig, Sachsen-Anhalt, Deutschland
Entstehung 3500 bis 2800 v. Chr.

Das Großsteingrab Schortewitz (auch „Heidenberg“ oder „Heidengrab“ genannt) ist eine jungsteinzeitliche Grabanlage in der Stadt Zörbig, Ortschaft Schortewitz im Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt. Es befindet sich im nördlichen Teil des Dorfes Schortewitz. Die ehemals frei im Gelände liegende Anhöhe am Nordrand der Fuhne war ehemals ein markantes Landschaftsmerkmal auf der Köthener Platte. Ursprünglich gab es in der Nähe des Großsteingrabes noch einen Grabhügel und ein Ganggrab (Rampenkiste). Letzteres befindet sich heute rekonstruiert im Schlosshof von Köthen.[1]

Beschreibung

Großsteingrab Schortewitz, Westteil der Grabkammer

Die überhügelte Anlage mit elf Bestattungen in der Grabkammer und weiteren elf Grabanlagen im Hügel wurde bei archäologischen Grabungen vom 20. Mai bis 27. Juni 1913 unter Leitung von Walter Götze (1879–1952) entdeckt.[2] Es handelt sich um eine annähernd West-Ost ausgerichtete Megalithanlage, welche entweder zum Typ der Ganggräber oder der Großdolmen gehört, und als solche die südlichste Anlage dieser Art in Deutschland ist.[3] Zum Zeitpunkt der Freilegung bestand die nördliche Grabwand aus fünf Tragsteinen, die südliche aus vier Tragsteinen, wobei drei noch in situ standen. Im Westen befand sich ein ebenfalls in situ ausgerichteter Abschlussstein. Auf Grund des fehlenden fünften südlichen Tragsteines und der Beobachtungen des Ausgräbers soll sich der ursprüngliche Zugang an der Südseite befunden haben. Der östliche Bereich des Megalithgrabes war zum Zeitpunkt der Aufdeckung bereits gestört. Für einen Zugang von der östlichen Schmalseite her sprechen die jüngeren Funde der Bernburger und der Kugelamphoren-Kultur (KAK). Reste von Standspuren des Zuganges konnten nicht beobachtet werden. Von den BEIDEN Decksteinen war der westliche noch in situ erhalten, der zweite lag zerbrochen in der Kammer und wurde nach Abschluss der Ausgrabungen wieder in seine ursprüngliche Lage auf die Tragsteine gelegt. Die äußere Länge der nördlichen Tragsteine beträgt 6,80 m, die der südlichen zerstörten noch 4,50 m. Laut Tagebuchnotizen des Ausgräbers betrug die Höhe im Inneren am Schlussstein 1,75 m, die Innenlänge 5,70 m und die innere Breite 1,40 m. Während der Ausgrabungen fand man die leere Grabkammer mit einem säuberlichen Pflaster aus Sandstein- und Porphyr-Platten. Im östlichen Innenraum war die Kammer durch eine quer stehende Steinplatte unterteilt, so dass ein größerer und ein kleinerer Bereich vorhanden war.[4]

Die Bestattungen in der Grabkammer

Unter dem aus zwei bis drei Schichten bestehenden Pflaster entdeckte man elf Körperbestattungen, alle einzeln in hockender Stellung mit Orientierung nach den Himmelsrichtungen beigesetzt. Es handelte sich um Kinder unterschiedlichen Alters und Erwachsene. Der Erhaltungszustand der Knochen war so schlecht, dass kein einziges Skelett vollständig geborgen werden konnte. Die beobachteten Holzreste deuten darauf hin, dass die Bestattung wahrscheinlich in einfachen Holzkisten erfolgte. Als echte Beigaben, die man den Bestattungen zuordnen kann, sind die vier durchlochten Bernsteinanhänger, ein durchbohrter Glimmeranhänger, eine Kette aus über sechshundert durchlochten Früchten und Steinkernen sowie mehrere Feuersteinklingen anzusprechen. Beigaben aus Keramik fanden sich in zerbrochenem Zustand an den Wänden der Grabkammer und können nur teilweise einer der Bestattungen zugeordnet werden. Bei den restaurierten Gefäßen handelt es sich um kleine Opperschöner Kannen der Salzmünder Kultur, doppelkonische Töpfe mit umgelegtem Rand, Fingerkuppenverzierung und vier Griffknubben unter dem Rand sowie doppelkonische Töpfe mit gerade abgestrichenem Hals und senkrechten Ösenhenkeln, die ebenfalls typische Gefäßformen der Salzmünder Kultur sind. Eine Ausnahme bildet die Bestattung im Osten der Grabkammer, die als einzige in linker Hockstellung beigesetzt worden war. Neben einem unvollständigen durchbohrten Bernsteinanhänger und Hundezähnen fand sich der Rest einer Tasse der Walternienburg-Bernburger Kultur. Es handelt sich um eine zweigliedrige Tasse mit tief liegendem Umbruch, Henkelansatz und Verzierung in Form von waagerechter Riefung und senkrechten Stichreihen. Außerdem fand sich im östlichen Bereich der Grabkammer auch eine verzierte Keramikscherbe mit Furchenstichfransen und oben doppeltem und unten einfachem Bogenstichabschluss. In der Verzierung fanden sich noch Reste von weißer Inkrustation. Dieses Fundstück datiert auf Grund der Verzierung in die Kugelamphoren-Kultur.

Siehe auch

Literatur

  • Hans-Jürgen Beier: Die Grab- und Bestattungssitten der Walternienburger und der Bernburger Kultur. Wissenschaftliche Beiträge 1984/30 (L19) der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg, ISSN 0440-1298, S. 110–111.
  • Hans-Jürgen Beier: Die megalithischen, submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie die Menhire zwischen Ostsee und Thüringer Wald. Beier und Beran, Wilkau-Haßlau 1991, S. 66 (Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 1, ZDB-ID 916540-x), (Zugleich: Halle, Univ., Habil.-Schr., 1991: Die megalithischen, submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie die Menhire in den fünf neuen ostdeutschen Bundesländern (ehemals DDR)).
  • Walter Götze-Geuz: Prähistorische Grabstätten im Kreise Cöthen. Cöthen 1913.
  • Cornelis Hornig: Das Heidengrab im Heidenberg. In. Harald Meller Hrsg. Schönheit, Macht und Tod. 120 Funde aus 120 Jahren Landesmuseum für Vorgeschichte Halle. 2002, ISBN 3-910010-64-4, S. 102–103.
  • F. Lüth: Der Schortewitzer Heidenberg und die Zeitstellung der anhaltischen Megalithgräber. In: Acta praehistorica et archaeologica. Bd. 20, 1988, S. 61–74.
  • Brigitte Schiefer: Der Schortewitzer Heidenberg und seine Stellung im mitteldeutschen Neolithikum. Unpubl. Magisterarbeit, Halle (Saale) 2002.
  • Britta Schulze-Thulin: Großsteingräber und Menhire. Sachsen-Anhalt • Thüringen • Sachsen. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2007, ISBN 978-3-89812-428-7, S. 66.

Weblinks

Commons: Großsteingrab Schortewitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Schulze-Thulin, S. 66
  2. Götze 1913
  3. Beier 1991, Teil II, S. 66
  4. Hornig, S. 102

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