Großsteingräber bei Gimritz

Die Großsteingräber bei Gimritz waren drei jungsteinzeitliche megalithische Grabanlagen in Gimritz, einem Ortsteil der Gemeinde Wettin-Löbejün im Saalekreis, Sachsen-Anhalt. Die Anlagen wurden im 18. und 19. Jahrhundert zerstört.

Lage

Die genaue Lage der Gräber ist nicht überliefert, was zu einigen Verwirrungen über ihre geografische Zuordnung geführt hat. In Berichten aus dem 18. und 19. Jahrhundert wurden sie unter verschiedenen Orten geführt. Ulrich Fischer nahm daher an, dass es sich um jeweils ein Grab in Gimritz, Brachwitz und Wettin gehandelt hat. Wegen der Ähnlichkeit der Beschreibungen der Gräber 2 und 3, die angeblich in Brachwitz und Wettin lagen, vermutete Waldtraut Schrickel, dass es sich hierbei nur um ein Grab handelte, das auf Gimritzer Gebiet lag. Durch einen genauen Vergleich der historischen Beschreibungen mit Landkarten kam Hans-Jürgen Beier schließlich zu dem Ergebnis, dass alle drei Gräber in der Gegend der Lerche bei Gimritz gelegen haben müssen.

Beschreibung

Nach Johann Christoph von Dreyhaupt waren die drei Gräber einander recht ähnlich und besaßen langgestreckte Hügelschüttungen. Eines war ost-westlich orientiert und soll eine Länge von 300 Ellen (ca. 180 m) besessen haben, was von Hans-Jürgen Beier aber als Übertreibung oder Druckfehler angesehen wird. Zwei der Gräber wurden 1733 abgetragen, das dritte blieb noch bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts erhalten. Dieses wurde um 1820 von Zwanziger untersucht, der eine steinerne Umfassung, eine Hügelschüttung und eine darin befindliche Grabkammer feststellen konnte. Die Kammer war rechteckig und bestand aus Steinplatten. Sie war in der Mitte durch eine quergestellte Platte zweigeteilt und mit nur einer Platte abgedeckt. Eine der Abschlussplatten an den Schmalseiten wies ein Seelenloch auf. Der Boden der Kammer war mit einer Schicht Sand bestreut. Das Grab dürfte als Urdolmen anzusprechen sein.

Als einzige Grabbeigabe wurde eine Amphore der jungneolithischen Baalberger Kultur gefunden. Da aber einige Architekturelemente wie das Seelenloch oder die Unterteilung der Kammer eher für jüngere Zeiten typisch sind, wäre es auch denkbar, dass das Grab von der spätneolithischen Walternienburger oder der Bernburger Kultur errichtet wurde und es sich bei dem Baalberger Gefäß um einen über längere Zeit tradierten Gegenstand handelte. Der Verbleib der Amphore ist unbekannt.

Literatur

  • Hans-Jürgen Beier: Die Grab- und Bestattungssitten der Walternienburger und der Bernburger Kultur. Wissenschaftliche Beiträge 1984/30 (L19) der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg, ISSN 0440-1298, S. 132.
  • Hans-Jürgen Beier: Die megalithischen, submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie die Menhire zwischen Ostsee und Thüringer Wald (= Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. Band 1). Wilkau-Haßlau 1991, S. 69.
  • Johann Christoph von Dreyhaupt: Pagus Neletici et Nudzici oder Ausführliche diplomatisch-historische Beschreibung des zum ehemaligen Primat und Erzstift nunmehr aber durch den westphälischen Friedensschluß secularisierten Herzogthum Magdeburg gehörenden Saalkreyses. Band 2, 1755, S. 651 (Online).
  • Ulrich Fischer: Die Gräber der Steinzeit im Saalegebiet. Studien über neolithische und frühbronzezeitliche Grab- und Bestattungsformen in Sachsen-Thüringen (= Vorgeschichtliche Forschungen. Band 15). De Gruyter, Berlin 1956, S. 49, 88, 263, 274.
  • Ulrich Fischer: Zu den neolithischen Kollektivgräbern in Hessen und Thüringen. In: Nassauische Annalen. Band 79, 1968, S. 15, Anm. 52.
  • Alfred Götze, Paul Höfer, Paul Zschiesche: Die vor- und frühgeschichtlichen Altertümer Thüringens. Kabitzsch, Würzburg 1909, S. 11 (Online).
  • Christian Keferstein: Ansichten über keltische Alterthümer, die Kelten überhaupt und besonders in Teutschland. Band I, Halle 1846, S. 11 (Online).
  • Joachim Preuß: Die Baalberger Gruppe in Mitteldeutschland. Akademie-Verlag, Berlin 1966, S. 161–162.
  • Waldtraut Schrickel: Katalog der mitteldeutschen Gräber mit westeuropäischen Elementen der Galeriegräber Westdeutschlands (= Beiträge zur ur- und frühgeschichtlichen Archäologie des Mittelmeer-Kulturraumes. Band 5). Rudolf Habelt, Bonn 1966, S. 422–423.
  • Zwanziger: Nachricht über einige dem Verein bei der Generalversammlung v. 18. 10. 1826 übergebene bei Wettin gefundene Alterthümer. In: Friedrich Karl Hermann Kruse (Hrsg.): Deutsche Alterthümer. Band 2/3, 1827, S. 128–129.

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