Felskuppelgräber von São Pedro do Estoril

Felskuppelgräber von São Pedro do Estoril (Portugal)
S. Pedro do Estoril
Porto
Faro
Lage der Felskuppelgräber von São Pedro do Estoril in Portugal.

Die beiden Felskuppelgräber von São Pedro do Estoril (portugiesisch Grutas artificiais de São Pedro do Estoril) bilden zusammen mit den Felskuppelgräbern von Alapraia (ca. 1,6 km nördlich) und der Gruta do Poço Velho[1] (ca. 4,5 km westlich) eine bemerkenswerte Konzentration dieses Gräbertypus an der Südküste der Lissaboner Halbinsel.[2] Weiter entfernt, aber mit vergleichbaren Merkmalen, wurden die Felsgräber der Nekropole von Carenque (ca. 14 km nordöstlich) und die Felskuppelgräber von Palmela (ca. 40 km südöstlich) nördlich von Setúbal aufgedeckt.

Lage

Pedra do sal.

Die Gräber wurden im östlichen Steilhang der spitz ins Meer vorkragenden Felsklippe Pedra do Sal angelegt. Die Fundstelle liegt im Ort São Pedro do Estoril in der Gemeinde (portugiesisch Freguesia) Cascais e Estoril, Kreis (portugiesisch Concelho) Cascais, gut 4,5 km östlich der Kreisstadt.[2][3]

Denkmalpflege

Am 25. April 1944 wurde die Fundstelle von Leonel Ribeiro entdeckt. Aufgrund der fortwährenden Erosion des Steilhangs waren beide Gräber bereits stark zerstört und wurden noch im selben Jahr in Zusammenarbeit mit Vera Leisner und Afonso do Paço archäologisch untersucht. Die Eingänge der Gräber sind heute zum Schutz vor weiterer Zerstörung zugemauert und nicht zugänglich. Auf der Höhe der Klippe verweisen ein rekonstruierter Grundriss und eine Erklärungstafel auf die Lage und Bedeutung der beiden Gräber.[2][3]

Befunde

Grab 1 (portugiesisch Gruta 1) zeigt einen annähernd ovalen Grundriss von 4,7 × 4,3 m, während Grab 2 (portugiesisch Gruta 2) einen fast runden Grundriss mit einem Durchmesser von 4,5 m aufweist. Beide Gräber wurden kuppelförmig aus dem anstehenden Gestein herausgearbeitet; die ehemals vorhandenen Korridore waren bereits zum Zeitpunkt der Ausgrabung der Erosion zum Opfer gefallen.[2]

Beide Gräber wurden über mehrere Jahrhunderte hinweg als Grablegen genutzt, wobei ein Großteil der Bestatteten in Hockerlage beigesetzt wurde.[4] Die Untersuchung von insgesamt fünf Knochenproben mit der Radiokarbonmethode ergab einen Belegungszeitraum der Gräber von der Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr. bis an das Ende des 3. Jahrtausends v. Chr.[5], d. h. sie wurden vom Neolithikum bis zum Ende der Kupferzeit bzw. Glockenbecherkultur[6] genutzt.

Funde

Rekonstruierter Grundriss eines Kuppelgrabes von São Pedro do Estoril.

Neben zahlreichen Keramikfragmenten wurden vor allem in Grab 1 mehrere außergewöhnliche Fundstücke geborgen:

  • Ein Satz von vier goldenen Spiralringen.
  • Zwei Schalen mit Fuß und Verzierung in der Tradition der Glockenbecher, die in Portugal bisher ohne Parallele bleiben.
  • Ein zylindrisches Idol aus Knochen.
  • Ein Kalksteinidol.
  • Elf polierte Knöpfe aus Knochen, die bei der Auffindung eine ca. 1 m lange Reihe bildeten und vermutlich zum Besatz eines Kleidungsstück eines der Verstorbenen gehörten.

Darüber hinaus wurden noch eine Kupferspitze, Kupfer- und Knochenpunzen, eine Armschutzplatte, polierte Steingeräte und Feuersteingeräte gefunden.[3]

Ein Teil der Funde wird heute im Museum Museu Condes de Castro Guimarães von Cascais gezeigt.[2]

Literatur

  • Vera Leisner, Afonso de Paço u. Leonel Ribeiro: Grutas artificiais de S. Pedro do Estoril. Lissabon 1964.
  • Archäologischer Wegweiser durch Portugal. In: Thomas G. Schattner (Hrsg.): Kulturgeschichte der Antiken Welt. Band 74. Philipp von Zabern, Mainz 1998, ISBN 3-8053-2313-1, S. 144 f.
  • weiterführende Literatur unter Portal do Arqueólogo s.v. Bibliografia.

Einzelnachweise

  1. Paula Noé: Gruta do Poço Velho. Direção-Geral do Património Cultural - Sistema de Informação para o Património Arquitectónico, 1991, abgerufen am 17. Dezember 2018 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Archäologischer Wegweiser durch Portugal. In: Thomas G. Schattner (Hrsg.): Kulturgeschichte der Antiken Welt. Band 74. Philipp von Zabern, Mainz 1998, ISBN 3-8053-2313-1, S. 144 f.
  3. 3,0 3,1 3,2 Grutas de S. Pedro do Estoril. Abgerufen am 17. Dezember 2018 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value), mit Abbildungen der wichtigsten Fundstücke).
  4. São Pedro do Estoril (Grutas de). Direção-Geral do Património Cultural – Portal do Arqueólogo, abgerufen am 17. Dezember 2018 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).

Weblinks

Commons: São Pedro do Estoril – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 38° 41′ 37,6″ N, 9° 22′ 17,8″ W

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