Dur Šarrukin (Assyrien)

Sargon II. und ein Beamter

Dur Šarrukin, auch Dur Scharrukin (assyrisch Mauer/Landfestung des Sargon; heutiges Chorsabad), war eine assyrische Stadt, die 16 km nordöstlich von Ninive im heutigen Irak lag.

Geschichte

Im neunten Regierungsjahr übernahm Sargon II. die alte Stadt Magganubka am Fuße des Gebel Muzri und traf im Jahr 713/712 v. Chr. Vorbereitungen für den Bau seiner neuen Königsresidenz. 712 v. Chr. begann der Assyrerkönig im dritten Monat Simanu („Ziegelmonat“) mit den ersten Ausschachtungsarbeiten, denen im fünften Monat Abu („der günstig ist für Gründungen“') die Einweihung des Fundamentes mit der Legung des Temennu folgte.

706 v. Chr. konnte Sargon II. nach sechsjähriger Bauzeit in seinen neuen Palast einziehen. Als er jedoch zwei Jahre später starb, verlegte sein Nachfolger Sanherib die Hauptstadt nicht zurück in die alte Hauptstadt Kalhu (Nimrud), sondern nach Ninive in seinen Süd-West-Palast. Die Stadt wurde nach der Verwüstung durch die Truppen einer babylonisch-medischen Koalition im Jahr 612 v. Chr. zerstört.

Archäologische Stätte

Ausgrabungsgeschichte

Transport von Zedern aus dem Libanon nach Assyrien

Paul-Émile Botta glaubte bei seiner Entdeckung 1843 Ninive entdeckt zu haben, was sich aber schnell als falsch herausstellte. Victor Place und Félix Thomas nahmen 1851 bis 1855 Ausgrabungen vor. 1852 versanken bei einer Katastrophe beim Transport von Artefakten nach Paris viele Reliefs im Schatt el-arab und wurden bis heute nicht wiedergefunden. 1928 (bis 1935) wurden die Grabungen vom Oriental Institute in Chicago unter der Leitung der Archäologen Henri Frankfort und G. Loud wieder aufgenommen. Die Funde aus Dur Scharrukin sind heute über die halbe Welt verteilt und finden sich im Louvre in Paris, im British Museum in London, in der Eremitage in Sankt Petersburg, in Bagdad und Chicago.

Archäologischer Befund

Lamassu (Torwächterfigur)

Die Residenz war keine Stadt im herkömmlichen Sinne, eher eine Zitadelle, wurde nahezu quadratisch angelegt (1760 m auf 1635 m) und umfasst eine Fläche von rund 3 km². Dur Scharrukin wurde von einer mächtigen Mauer mit 183 Türmen und mit sieben Toren umgeben. Die Länge der Stadtmauern entspricht genau vier SAR (14400 Ellen), drei NER (1800 Ellen), ein UŠ (60 Ellen), drei Rohr (18 Ellen) und zwei Ellen oder umgerechnet 16280 Ellen (8140 m), die numerische Entsprechung des Namens Sargon.

Auf einer 15 m hohen Terrasse wurde der riesige Königspalast gebaut, der sogar schon im Jahr 708 v. Chr. fertiggestellt wurde. Im Palast gab es zahlreiche Repräsentations- und Wohnräume, Tempelanlagen und Wirtschaftstrakte. Beherrscht wurde die Residenz von einer vermutlich siebenstufigen, 42,6 m hohen Zikkurat. Der Palast war mit Basreliefs ausgestattet, die die Kriegszüge Sargons und Torhüterstatuen zeigten. Die Torhüter waren Mischwesen, entweder menschenköpfige Stiere oder geflügelte Mischwesen. Der Palast war die größte je geschaffene Residenz des Orients. Neben dem Königspalast, den Tempelanlagen (unter anderem ein Nabu-Tempel) und Verwaltungsgebäuden gab es innerhalb der Zitadelle auch mehrere Prinzenpaläste. Auch außerhalb der Mauern gab es einen weiteren Palast, sowie einen zweiten, sogar befestigten Palast, der als Wohngebäude und Arsenal genutzt wurde.

In unmittelbarer Umgebung der Stadtanlage befindet sich der Ruinenhügel Tappa Gaura.

Zerstörungen durch den Islamischen Staat

Anfang März 2015 wurde bekannt, dass Aktivisten und Kämpfer des Islamischen Staats (IS) begonnen hätten, Teile von Dur Šarrukin zu sprengen und die Fundstätte zu plündern. In der Ideologie des IS gelten die assyrischen Bildwerke als Abgötterei, die nicht mit dem Islam vereinbar sei. Archäologen und Altertumswissenschaftler reagierten weltweit mit Empörung und Entsetzen.[1][2]

Literatur

  • Arno Kose: Die Wendelrampe der Ziqqurrat von Dur-Šarrukin: keine Phantasie vom Zeichentisch. In: Baghdader Mitteilungen 30. 1999, S. 115–137 (PDF; 5,1 MB).
  • Gordon Loud, Charles B. Altman: Khorsabad. 2 Bände. Chicago 1936–38.
  • Eckhard Unger: Dûr-Sharrrukîn. In: Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie. Band 2. Berlin 1938, S. 249–252.

Weblinks

Commons: Dur Šarrukin – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zerstörtes Kulturerbe: Irak bittet um Hilfe. dw.de, 8. März 2015, abgerufen am 9. März 2015.
  2. Zerstörung im Irak: IS-Milizen sprengen antike Königsresidenz der Assyrer auf Spiegel.de vom 8. März 2015. Abgerufen am 8. März 2015.

Koordinaten: 36° 28′ 0″ N, 43° 12′ 0″ O

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