Alter Palast (Aššur)
Der Alte Palast von Aššur war ein Monumentalbauwerk in der ehemaligen assyrischen Hauptstadt. Er wurde vermutlich bereits in der altassyrischen Zeit errichtet. Seine Nachfolgebauten wurden dann bis in die neuassyrische Zeit als königliche Residenz genutzt.
Bauwerk des Šamši-Adad I.
König Šamši-Adad I. errichtete am Ende der altassyrischen Zeit ein obermesopotamisches Reich. Dessen Hauptstadt war Šubat-Enlil, jedoch unterhielt er auch eine Residenz in Aššur. Diese stand vermutlich an der Stelle des alten Palastes. Hier stand ein Gebäude von 100 × 110 Metern Seitenlänge. Es besaß neben einem großen Innenhof noch mehrere kleinere Höfe und zahlreiche Räume. Dieses Gebäude wurde von Puzur-Sin komplett eingeebnet.
Mittelassyrische Zeit
In mittelassyrischer Zeit wurde der Palast an dieser Stelle wieder errichtet. Hieran war vor allem König Adad-nirari I. maßgeblich beteiligt. Daneben rühmt sich Aššur-bel-kala in seinem zerbrochenen Obelisken, an diesem Palast mitgewirkt zu haben. Er wurde später auch im südlichen Flügel dieses Palastes bestattet. Konzeptionell orientierte sich dieses Bauwerk sowohl an Šamši-Adads Bauwerk als auch am Palast des Zimri-Lim in Mari. Gemeinsamkeiten bestanden ferner mit dem Palast in Tell al-Rimah.
Neuassyrische Zeit
König Aššur-nâṣir-apli II. ließ das Bauwerk in neuassyrischer Zeit dann vollständig umbauen. In diesem Zuge wurde das Gebäude um einige Meter nach Süden verlagert. In diesem Gebäude kam dabei erstmals die Konzeption zur Anwendung, die allen anderen neuassyrischen Palästen zugrunde lag, so auch seinem später errichteten Nordwestpalast in Nimrud. Mit seinem Umzug in diesen neuen Palast verlor Aššur seine Funktion als Reichshauptstadt. Dennoch wurde der Alte Palast immer wieder renoviert und erneuert. Vermutlich diente er weiterhin als königliche Residenz, wenn die Herrscher zu religiösen Zeremonien in der Stadt weilten. Er diente ferner als königliche Grablege. Hier wurden mindestens die Herrscher Aššur-nâṣir-apli II., Šamši-Adad V., Aššur-aḫḫe-iddina und Sîn-aḫḫe-eriba beigesetzt. Die Grüfte der ersten drei genannten wurden bei archäologischen Ausgrabungen bereits freigelegt. Der Palast wurde bei der Eroberung Aššurs durch die Meder im Jahr 614 v. Chr. komplett zerstört. Seine Ruinen wurden danach zum Teil noch bewohnt.
Literatur
- Pedde, Friedhelm, Der Palast der Väter, in Marzahn/Salje (Hrsg.), Wiedererstehendes Assur, Mainz 2003, S. 119–128.
- Pedde, Friedhelm/Lundström, Steven, Der Alte Palast in Assur. Architektur und Baugeschichte, Wissenschaftliche Veröffentlichungen der Deutschen Orient-Gesellschaft 120. Harrassowitz, Wiesbaden 2008.
- Lundström, Steven, Die Königsgrüfte im Alten Palast in Assur, Wissenschaftliche Veröffentlichungen der Deutschen Orient-Gesellschaft 123. Harrassowitz, Wiesbaden 2009.
- Lundström, Steven/Orlamünde, Julia, Die Orthostaten Tiglat-Pilesers I. und Assurnasirpals II. aus dem Alten Palast in Assur, Wissenschaftliche Veröffentlichungen der Deutschen Orient-Gesellschaft 136. Harrassowitz, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-447-06510-8
- Pedde, Friedhelm, Der Alte Palast. Ausgrabung und Neubearbeitung, in: J. Renger (Hrsg.), Assur – Gott, Stadt und Land, 5. Internationales Colloquium der Deutschen Orient-Gesellschaft 18.–21. Februar 2004 in Berlin, CDOG 5 (2011), 33–62
- Pedde, Friedhelm, Der Alte Palast in Assur, in Antike Welt, 2012/2, S. 21–28.
- Pedde, Friedhelm, Der Alte Palast, in Alter Orient Aktuell, 2012, S. 41–43.