Yeti

Yeti, künstlerische Darstellung von Philippe Semeria

Als Yeti (tib.: གཡའ་དྲེད g.ya' dred) oder Schneemensch bezeichnet man ein zweibeiniges behaartes Fabelwesen des Himalaya. Die Sherpa leiten sich den Begriff aus Ye ‚Fels‘ und The ‚Tier‘ her. In Tibet wird der Yeti als Migö (Wilder Mann) oder auch Gang Mi (Gletschermann) bezeichnet. Die Lepcha haben viele Sagen über den Yeti bewahrt und nennen ihn Lomung (Berggeist) oder auch Chumung (Schneegeist), wobei sie ihn als Gott der Jagd und Herrn allen Rotwilds verehren.[1]

Beschreibung und Deutung

Man beschreibt das Wesen in der Regel als etwa zwei bis drei Meter groß und über 200 Kilogramm schwer, mit Fußabdrücken von bis zu 43 Zentimetern Länge. Lepcha und Tibeter beschreiben ihn als Affentier, mit einem eiförmigen und spitz zulaufenden Schädel sowie kärglicher, rötlicher Behaarung. Die Fußabdrücke im Schnee wurden mehrmals und von unterschiedlichen Expeditionen auf 5000–7000 Meter Höhe gefunden und über längere Strecken nachverfolgt.

Einige Zoologen und auch der Südtiroler Bergsteiger Reinhold Messner in seinem Buch Yeti – Legende und Wirklichkeit vertreten die Auffassung, dass der Yeti mit dem Tibetischen Braunbären (Ursus arctos pruinosus) oder Tibetbären (Ursus thibetanus) identisch sei. So sei in einigen Himalaya-Sprachen Yeti das Wort für Bär. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam 2003 der Japaner Makoto Nebuka nach zwölfjähriger Recherche im Himalaya.[2] Für die Verwaltungsbehörde der sibirischen Oblast Kemerowo ist die Existenz des Yetis, ihrer eigenen Darstellung und darauf fußenden Medienberichten zufolge, inzwischen bewiesen. Ein internationales Forscherteam habe auf einer Expedition im Altai-Gebirge Spuren des Schneemenschen gefunden, teilte die Verwaltung der russischen Provinz Kemerowo in der zweiten Oktoberwoche 2011 mit. Eine „Forschergruppe“ habe „Fußabdrücke, seine mutmaßliche Schlafstätte und verschiedene Markierungen gefunden, mit denen der Yeti sein Revier kennzeichnet“, hieß es in einer auf der Internetseite der Provinz veröffentlichten Mitteilung. In einem der Fußabdrücke habe ein Forscher sogar Haarreste gefunden, die möglicherweise vom Yeti stammen könnten. Diese Behörde möchte allerdings auch den Tourismus in der Region ankurbeln. Laut Zoologen der Universität Oxford handelt es sich bei den Haaren um Pferde- und Bärenhaare.[3]

Kryptozoologen – insbesondere Ivan T. Sanderson – und auch einzelne Anthropologen, wie George A. Agogino[4] (1921–2000) von der University of Wyoming, betracht(et)en dagegen die Annahme als plausibel, dass es sich bei den Yetis um Angehörige der Reliktpopulation einer noch unbekannten Hominiden-Art handelt. In der Wissenschaft ist das jedoch eine Minderheitsmeinung.

Yeti-Skalp

Angeblicher Yeti-Skalp im Kloster von Khumjung

Im buddhistischen Kloster von Khumjung im nepalesischen Khumbu kann ein angeblicher Yeti-Skalp besichtigt werden. Ein zweiter Skalp ist unter ungeklärten Umständen aus dem Kloster von Pangboche (ebenfalls im Khumbu) verschwunden. 1960 brachten Edmund Hillary und Marlin Perkins von einer Expedition einen angeblichen Yeti-Skalp mit, der sich bei der Untersuchung als Bergziegenhaut herausstellte.

Untersuchungen von Biomaterial

Eine Mitte 2014 im Fachjournal Proceedings of the Royal Society B veröffentlichte Studie untersuchte die DNA von 37 angeblich von Affenmenschen stammenden Proben. Dabei wurden zwar Hinweise auf eine möglicherweise noch lebende unbekannte Großbärenart im Himalaya gefunden, aber keine Hinweise auf eine unbekannte Primatenart.[5]

2017 wurden an der University of Buffalo weitere neun angebliche Yeti-Proben (Knochen, Zähne, Haut, Haar und Fäzes), die im Himalaya und auf dem Tibetischen Plateau gesammelt wurden, molekularbiologisch untersucht. Die Probe aus dem Messner Mountain Museum stammte von einem Hund, die anderen acht Proben konnten dem Asiatischen Schwarzbären, dem Himalaya-Braunbären und dem Tibetischen Braunbären zugeordnet werden.[6]

Literatur

  • Reinhold Messner: Yeti – Legende und Wirklichkeit. S. Fischer, Frankfurt 1998, ISBN 3-596-14737-9.
  • Harald Gebhardt, Mario Ludwig: Von Drachen, Yetis und Vampiren – Fabeltieren auf der Spur. BLV-Verlag, München 2005, ISBN 3-405-16679-9.
  • Blanche C. Olschak, Augusto Gansser, Emil M. Bührer: Himalaya – Wachsende Berge, Lebendige Mythen, Wandernde Menschen. vgs, Köln 1991, ISBN 3-8025-2218-4.

Filme

  • Yeti, der Schneemensch, Abenteuerfilm (1957)
  • Der Werwolf und der Yeti, Horrorfilm (1975)
  • Yeti – Das Schneemonster, Horrorfilm (2008)
  • Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer, Animationsfilm (2018)
  • Everest – Ein Yeti will hoch hinaus, Animationsfilm (2019)
  • Mister Link – Ein fellig verrücktes Abenteuer, Animationsfilm (2019)

Siehe auch

  • Yeren
  • Bigfoot
  • Alma
  • Orang Pendek

Einzelnachweise

  1. Olschak, Gansser, Gruschke, Bührer, S. 254 (s. Lit.)
  2. NetZeitung (Memento vom 16. Januar 2014 im Internet Archive) vom 20. September 2003
  3. „DNA-Analyse: Haarproben nicht von russischem Yeti sondern von amerikanischem Schwarzbären“
  4. George A. Agogino in: Ivan T. Sanderson: Abominable Snowmen: Legend Come to Life, The Story of Sub-Humans on Five Continents from the Early Ice Age Until Today (Vorwort). Philadelphia / New York 1961.
  5. B. C. Sykes, R. A. Mullis, C. Hagenmuller, T. W. Melton, M. Sartori: Genetic analysis of hair samples attributed to yeti, bigfoot and other anomalous primates. In: Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences. 281, 2014, S. 20140161, doi:10.1098/rspb.2014.0161.
  6. Charlotte Hsu: Abominable Snowman? Nope. Study ties DNA samples from purported Yetis to Asian bears, University of Buffalo (News Center), November 28, 2017, abgerufen am 29. November 2017.

Weblinks

Commons: Yeti – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Rebecca Onion: The American Government's Advice for Yeti Hunters, 1959. In: The Vault. Slate Magazine, 26. Februar 2013, online

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