Willuhnen
Untergegangener Ort
Willuhnen
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Willuhnen ist ein erloschenes Dorf im einstigen nördlichen Ostpreußen in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)). Es lag in der Mitte zwischen Dobrowolsk (Pillkallen, 1938 bis 1946 Schloßberg) und Kutusowo (Schwirwindt) im Rajon Krasnosnamensk (Kreis Lasdehnen, 1938 bis 1946 Haselberg).
Geschichte
Das Dorf Willuhnen lag in Preußisch Litauen, dem nordöstlichen Teil des alten Ostpreußen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf Willuhnen 1621.
Bei der Verwaltungsreform 1815 kam Willuhnen zum Kreis Pillkallen (1938 bis 1945 „Landkreis Schloßberg (Ostpr.)“), der gleichzeitig der nordöstlichste in Preußen war. Aufschwung nahm das Bauerndorf, nachdem es einen Bahnhof der Pillkaller Kleinbahn bekommen hatte. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg zählte das südlich vom Willuhner See (heute russisch: osero Borodinskoje) gelegene Dorf knapp 200 Einwohner. Im August 1914 wurde das Dorf wie die gesamte Gegend von russischen Truppen besetzt und beschädigt. 1939 wurden 291 Einwohner gezählt.
Im Zuge der Herbstoffensive der Roten Armee 1944 drang diese über Schirwindt auf Willuhnen vor, das nun von seinen Einwohnern geräumt wurde. Bis zur Januaroffensive kam die Front hier noch einmal zum Stehen, doch am 16. Januar 1945 wurde das Dorf endgültig erobert. Nach der Besetzung des nördlichen Ostpreußen durch die Sowjetunion wurde Willuhnen – seit 1946 russisch „Ismailowo“ genannt – zunächst noch besiedelt, dann aber aufgegeben[1]. Das weitgehend entvölkerte Gelände zwischen den beiden Nachbarstädten Dobrowolsk und Kutusowo wurde zu einem großen Truppenübungsplatz, in dessen Mitte die Ortslage von Willuhnen war.
Amtsbezirk Willuhnen (1874–1945)
Von 1874 bis 1945 war Willuhnen ein Amtsdorf und namensgebend für einen Amtsbezirk[2] im Kreis Pillkallen (1939 bis 1945 „Landkreis Schloßberg (Ostpr.)“) im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen. Anfangs gehörten 19 Landgemeinden bzw. Gutsbezirke dazu, am Ende waren es noch 14:
Name | Änderungsname 1938 bis 1946 |
Russischer Name | Bemerkungen | |
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Abschruten Ksp. Willuhnen |
Schruten | |||
Batschkehlen | Bussardwalde | 1928 nach Kummehlupchen eingegliedert | ||
Batschken | Bussardhorst | 1928 nach Kummehlupchen eingegliedert | ||
Bühlen | ||||
Dörschkehmen | Derschau (Ostpr.) | 1928 nach Uszalxnen eingegliedert | ||
Eszeruppen 1936–46: Escheruppen |
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Jodeglienen | Moosheim (Ostpr.) | |||
Jodszen 1936–38: Jodschen Ksp. Willuhnen |
Kleinhildesheim | |||
Kailen | ||||
Kötschen | Köschen | Serkalnoje | ||
Kummehlupchen | ab 1928: Ebenfelde |
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Kusmen | Kreuzhöhe | |||
Lengschen | Moorwiese | |||
Paplienen | ab 1928: Walddorf |
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Paulicken Ksp. Willuhnen |
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Szieden | ab 1936: Schieden |
Mirny | ||
Uszalxnen | Kleinderschau | 1928 Umbenennung in „Dörschkehmen“ | ||
Willuhnen (Gemeinde) | ||||
Willuhnen (Gut) | 1928 in die Landgemeinde Willuhnen eingegliedert |
Am 1. Januar 1945 bildeten den Amtsbezirk Willuhnen: Bühlen, Derschau, Ebenfelde, Kailen, Kleinhildesheim, Köschen, Kreuzhöhe, Moorwiese, Moosheim, Paulicken, Schieden, Schruten, Walddorf und Willuhnen.
Kirche
Kirchengebäude
Eine erste Kirche wurde in Willuhnen im 17. Jahrhundert errichtet. Sie wurde baufällig und wurden in den Jahren 1893 bis 1895 durch einen Neubau ersetzt[3]. Es entstand ein neuromanischer Backsteinbau mit vorgesetztem hohem Spitzturm mit vier Ecktürmchen, der ein weithin sichtbares Wahrzeichen des Ortes wurde[4]. Das Kirchengebäude hat den Zweiten Weltkrieg nicht überstanden. Es existieren lediglich noch spärliche Grundmauerreste[5].
Kirchengemeinde
Die Einwohner Willuhnens waren nach der Reformation mehrheitlich evangelisch. Im Jahre 1621 wurde der Ort Kirchdorf[6] mit einem 39 Ortschaften zählenden weitflächigen Kirchspiel. Die Kirchengemeinde, die 1925 insgesamt 4.417 Gemeindeglieder zählte, gehörte bis 1945 zum Kirchenkreis Pillkallen (Schloßberg) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.
Literatur
- Ch. B. Lindau: Vom Konczer See bei Willuhnen. (Kreis Pillkallen). In: Neue Preußische Provinzial-Blätter. Dritte Folge. Band 11, Königsberg 1866, S. 534–537.
- Oskar Brunckow (Hrsg.): Die Wohnplätze des Deutschen Reichs. Berlin-Schöneberg 1909.
- Meyers Orts- und Verkehrslexikon für das Deutsche Reich. 5. Auflage. Leipzig 1913, S. 1157.
- Anatolij Bachtin: Vergessene Kultur. Kirchen in Nord-Ostpreußen. Husum 1998.
- Christian Papendiek: Der Norden Ostpreußens. Land zwischen Zerfall und Hoffnung. Husum Druck- und Verlagsgesesellschaft, Husum 2009, ISBN 978-3-89876-232-8.
Einzelnachweise
- ↑ Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Willuhnen
- ↑ Rolf Jehke, Amtsbezirk Willuhnen
- ↑ Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2: Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen, 1968, S. 111, Abb. 490
- ↑ Historisches Bild der Kirche Willuhnen
- ↑ Grundmauerrest der Kirche Willuhnen
- ↑ Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3: Dokumente, Göttingen, 1968, S. 486