Willuhnen

Untergegangener Ort
Willuhnen
Flagge Wappen
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Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Krasnosnamensk
Gegründet {{#property:P571}}
Zeitzone UTC+2
Geographische Lage
Koordinaten 54° 48′ N, 22° 39′ OKoordinaten: 54° 47′ 52″ N, 22° 39′ 13″ O
Willuhnen (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Willuhnen (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Willuhnen ist ein erloschenes Dorf im einstigen nördlichen Ostpreußen in der russischen Oblast Kaliningrad (Gebiet Königsberg (Preußen)). Es lag in der Mitte zwischen Dobrowolsk (Pillkallen, 1938 bis 1946 Schloßberg) und Kutusowo (Schwirwindt) im Rajon Krasnosnamensk (Kreis Lasdehnen, 1938 bis 1946 Haselberg).

Geschichte

Das Dorf Willuhnen lag in Preußisch Litauen, dem nordöstlichen Teil des alten Ostpreußen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf Willuhnen 1621.

Bei der Verwaltungsreform 1815 kam Willuhnen zum Kreis Pillkallen (1938 bis 1945 „Landkreis Schloßberg (Ostpr.)“), der gleichzeitig der nordöstlichste in Preußen war. Aufschwung nahm das Bauerndorf, nachdem es einen Bahnhof der Pillkaller Kleinbahn bekommen hatte. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg zählte das südlich vom Willuhner See (heute russisch: osero Borodinskoje) gelegene Dorf knapp 200 Einwohner. Im August 1914 wurde das Dorf wie die gesamte Gegend von russischen Truppen besetzt und beschädigt. 1939 wurden 291 Einwohner gezählt.

Im Zuge der Herbstoffensive der Roten Armee 1944 drang diese über Schirwindt auf Willuhnen vor, das nun von seinen Einwohnern geräumt wurde. Bis zur Januaroffensive kam die Front hier noch einmal zum Stehen, doch am 16. Januar 1945 wurde das Dorf endgültig erobert. Nach der Besetzung des nördlichen Ostpreußen durch die Sowjetunion wurde Willuhnen – seit 1946 russisch „Ismailowo“ genannt – zunächst noch besiedelt, dann aber aufgegeben[1]. Das weitgehend entvölkerte Gelände zwischen den beiden Nachbarstädten Dobrowolsk und Kutusowo wurde zu einem großen Truppenübungsplatz, in dessen Mitte die Ortslage von Willuhnen war.

Amtsbezirk Willuhnen (1874–1945)

Von 1874 bis 1945 war Willuhnen ein Amtsdorf und namensgebend für einen Amtsbezirk[2] im Kreis Pillkallen (1939 bis 1945 „Landkreis Schloßberg (Ostpr.)“) im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen. Anfangs gehörten 19 Landgemeinden bzw. Gutsbezirke dazu, am Ende waren es noch 14:

Name Änderungsname
1938 bis 1946
Russischer Name Bemerkungen
Abschruten
Ksp. Willuhnen
Schruten
Batschkehlen Bussardwalde 1928 nach Kummehlupchen eingegliedert
Batschken Bussardhorst 1928 nach Kummehlupchen eingegliedert
Bühlen
Dörschkehmen Derschau (Ostpr.) 1928 nach Uszalxnen eingegliedert
Eszeruppen
1936–46: Escheruppen
Jodeglienen Moosheim (Ostpr.)
Jodszen
1936–38: Jodschen
Ksp. Willuhnen
Kleinhildesheim
Kailen
Kötschen Köschen Serkalnoje
Kummehlupchen ab 1928:
Ebenfelde
Kusmen Kreuzhöhe
Lengschen Moorwiese
Paplienen ab 1928:
Walddorf
Paulicken
Ksp. Willuhnen
Szieden ab 1936:
Schieden
Mirny
Uszalxnen Kleinderschau 1928 Umbenennung in „Dörschkehmen“
Willuhnen (Gemeinde)
Willuhnen (Gut) 1928 in die Landgemeinde Willuhnen eingegliedert

Am 1. Januar 1945 bildeten den Amtsbezirk Willuhnen: Bühlen, Derschau, Ebenfelde, Kailen, Kleinhildesheim, Köschen, Kreuzhöhe, Moorwiese, Moosheim, Paulicken, Schieden, Schruten, Walddorf und Willuhnen.

Kirche

Kirchengebäude

Eine erste Kirche wurde in Willuhnen im 17. Jahrhundert errichtet. Sie wurde baufällig und wurden in den Jahren 1893 bis 1895 durch einen Neubau ersetzt[3]. Es entstand ein neuromanischer Backsteinbau mit vorgesetztem hohem Spitzturm mit vier Ecktürmchen, der ein weithin sichtbares Wahrzeichen des Ortes wurde[4]. Das Kirchengebäude hat den Zweiten Weltkrieg nicht überstanden. Es existieren lediglich noch spärliche Grundmauerreste[5].

Kirchengemeinde

Die Einwohner Willuhnens waren nach der Reformation mehrheitlich evangelisch. Im Jahre 1621 wurde der Ort Kirchdorf[6] mit einem 39 Ortschaften zählenden weitflächigen Kirchspiel. Die Kirchengemeinde, die 1925 insgesamt 4.417 Gemeindeglieder zählte, gehörte bis 1945 zum Kirchenkreis Pillkallen (Schloßberg) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.

Literatur

  • Ch. B. Lindau: Vom Konczer See bei Willuhnen. (Kreis Pillkallen). In: Neue Preußische Provinzial-Blätter. Dritte Folge. Band 11, Königsberg 1866, S. 534–537.
  • Oskar Brunckow (Hrsg.): Die Wohnplätze des Deutschen Reichs. Berlin-Schöneberg 1909.
  • Meyers Orts- und Verkehrslexikon für das Deutsche Reich. 5. Auflage. Leipzig 1913, S. 1157.
  • Anatolij Bachtin: Vergessene Kultur. Kirchen in Nord-Ostpreußen. Husum 1998.
  • Christian Papendiek: Der Norden Ostpreußens. Land zwischen Zerfall und Hoffnung. Husum Druck- und Verlagsgesesellschaft, Husum 2009, ISBN 978-3-89876-232-8.

Einzelnachweise

  1. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Willuhnen
  2. Rolf Jehke, Amtsbezirk Willuhnen
  3. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2: Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen, 1968, S. 111, Abb. 490
  4. Historisches Bild der Kirche Willuhnen
  5. Grundmauerrest der Kirche Willuhnen
  6. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3: Dokumente, Göttingen, 1968, S. 486

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