Todesengel

„Der Tod des Totengräbers“ von Carlos Schwabe
„Der Tod und der Bildhauer“, Bronze-Skulptur von Daniel Chester French auf dem Forest-Hills-Friedhof, Boston, 1893.
Todesengel. Foto von Paolo Monti, Venedig, 1951.

Als Todesengel oder Engel des Todes wird ein Engel bezeichnet, der Menschen den Tod bringt, Verstorbene ins Jenseits begleitet oder dort empfängt und eventuell richtet. Im Koran wird ein Engel des Todes ausdrücklich erwähnt (Sure 32:11), der in der islamischen Tradition als Azrael identifiziert wird. Munkar und Nakir empfangen und befragen die Toten.[1] In der Übersetzung der Hoffnung-für-alle-Bibel werden die Worte „der Verderber“ im 1. Korinther 10,10 HFA mit „sein [Gottes] Todesengel“ übertragen ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value), vgl. Ex 12,23 LXX).

Entstehung

Die Vorstellung eines Todesengels im christlichen Bereich stammt wahrscheinlich aus der mittelalterlichen Tradition, jedes Einwirken Gottes auf die Welt, also auch den Tod, als durch einen Engel vermittelt anzusehen. Im Besonderen bezieht sich das auf den Engel, der in der Paschanacht alle Erstgeborenen unter den Ägyptern erschlug (Ex 12,27 EU), obwohl im Bibeltext von einem Engel nicht die Rede ist und in der Haggada, die am Sederabend vorgelesen wird, sogar ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass Gott selbst eingriff, „kein Gesandter oder Engel, kein Bote oder Seraph“.[2] Im zweiten Buch Samuel taucht eventuell auch der Todesengel auf, er wird dort allerdings nicht so genannt. Dieser Engel bringt die Pest über das Reich des David (2 Sam 24,13–25 EU).

Verwendungen

Das Bild eines übernatürlichen Wesens als Begleiter des Verstorbenen ins Jenseits gibt es bei vielen Völkern. Bei den Griechen sind es Hermes und Charon, im römischen Glauben der Genius des Verstorbenen, bei den Germanen die Walküren. In der christlichen Tradition gelten Engel als Begleiter ins Jenseits. Jesus erzählt im Lukasevangelium, wie Engel Lazarus nach seinem Tod in den Schoß Abrahams tragen (Lk 16,22 EU). Das ist in der lateinischen Antiphon In paradisum aufgenommen, ein Element der katholischen und teils auch evangelischen Sterbeliturgie. Später wird diese Begleiterfunktion häufig den Erzengeln Michael oder Raphael zugeschrieben, wobei letzterem auch eine richtende Funktion zukommt.

In der literarischen Tradition wird der Begriff „Todesengel“ häufig als Personifizierung des Todes verwendet. Eine Begegnung mit dem Todesengel oder eine Sichtung desselben stehen dann für Lebensgefahr oder eine Nahtoderfahrung.

Im übertragenen Sinne werden auch Durchführende von sogenannter aktiver Sterbehilfe (vgl. auch Michela Murgias Accabadora) oder Mörder als Todesengel bezeichnet, letztere insbesondere, wenn sie aus medizinischen Berufen stammen wie z. B. der KZ-Arzt Josef Mengele, der argentinische Junta-Offizier Alfredo Astiz oder die „Todesengel von Lainz“.

Siehe auch

  • Ezrael
  • Shinigami, japanischer Todesgott und Begleiter der Seelen Verstorbener
  • Der Todesengel (1971), italienischer Thriller von Regisseur Maurizio Lucidi
  • Der Todesengel (1998), deutscher Exploitationfilm von Regisseur Andreas Bethmann

Quellen

  • Heinrich Krauss: Kleines Lexikon der Engel – Von Ariel bis Zebaoth (= Beck’sche Reihe. Bd. 1411). C. H. Beck, München 2001, ISBN 3-406-45951-X.
  • Julia Cresswell: Das Engel-Kompendium. Über das Wesen und Wirken der Engel (= Kailash). Hugendubel, Kreuzlingen/München 2007, ISBN 978-3-7205-6013-9.

Weblinks

Wiktionary: Todesengel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Ursula Spuler-Stegemann: Die 101 wichtigsten Fragen – Islam. C.H.Beck 2017 Ausgabe 4 ISBN 978-3-406-70981-4 Seite 61
  2. Pessach. Die Haggada in Deutsch mit Anleitung. In: chabad.org. Chabad, abgerufen am 15. August 2017.

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