Theseus

Theseus mit dem Kopf des Minotaurus – Bronze vor 1800

Theseus (mykenisch te-se-u, {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value), {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value)) war ein legendärer König von Athen. Er ist einer der berühmtesten Helden der griechischen Mythologie. Seine Nachkommen werden als Thesiden bezeichnet. In der Parischen Chronik ist der Beginn seiner mythischen Königsherrschaft in Athen für 1259/58 v. Chr. angegeben.[1]

Sage

Zeugung

Als der athenische König Aigeus kinderlos blieb, ging er nach Delphi, um das Orakel zu befragen. Er erhielt als Orakelspruch, dass er „das vorstehende Ende eines Weinschlauchs nicht lösen“, d. h. sich nicht betrinken solle, bevor er nicht nach Athen zurückgekehrt sei. Da Aigeus die Weissagung nicht verstand, begab er sich nach Troizen zu dem weisen König Pittheus. Dieser verstand den Orakelspruch und brachte Aigeus dazu, mit einem Mädchen zu schlafen – vermutlich, indem er ihn betrunken machte. Später erfuhr Aigeus, dass das Mädchen Aithra war, die Tochter von Pittheus. Da Aigeus glaubte, dass sie von ihm schwanger sei, versteckte er ein Schwert und ein Paar Sandalen unter einem schweren Stein. Sollte Aithra ein Sohn geboren werden, so solle dieser, wenn er stark genug sei, den Stein zur Seite rollen und mit den deponierten Dingen zu ihm nach Athen kommen. Daraufhin verließ Aigeus Troizen.[2]

Kindheit

Aithra war tatsächlich schwanger und gebar einen Sohn. Ob dieser gleich den Namen Theseus erhielt und was er bedeutete, wurde verschieden berichtet. Die, die behaupteten, dass er gleich nach der Geburt so genannt wurde, sagten, der Name leite sich von Thesauros ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value)) her und beziehe sich auf die hinterlegten Dinge. Andere sagten, dass er den Namen erst, als er von Aigeus als sein Sohn anerkannt wurde, erhielt ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value)). Theseus galt auch als Sohn des Poseidon und sein Name könnte auf seine göttliche Abstammung ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value)) hinweisen. Er wurde von seinem Großvater Pittheus erzogen, sein Wächter und Lehrer wurde Konnidas. Wer sein wahrer Vater war, wurde von Aithra und Pittheus geheim gehalten. Als Jugendlicher ging Theseus nach Delphi und opferte, wie damals üblich, einen Teil seiner Haare. Deshalb soll ein Platz dort auch Theseia genannt worden sein. Auch die Tonsur, bei der nur das vordere Haar rasiert wurde, wurde nach Theseus Theseïs genannt.[3] In jungen Jahren nahm Theseus am Argonautenzug und an der kalydonischen Jagd teil.[4]

Der Weg nach Athen

Als Theseus alt genug war, den Stein wegzurollen, den Aigeus bei seiner Geburt an den Strand gelegt hatte, offenbarte ihm Aithra, dass Aigeus sein Vater sei und dass dieser Gegenstände für ihn verborgen habe. Er solle diese als Erkennungszeichen nehmen und über den sicheren Seeweg zu seinem Vater nach Athen reisen. Theseus rollte den Stein zur Seite, nahm Schwert sowie Sandalen und plante, den gefährlichen Landweg zu nehmen. Schließlich hatte er Herakles, seinen Cousin zweiten Grades, zum Vorbild.

Als erstes kam er nach Epidauros und begegnete dem „Keulenträger“ Periphetes. Diesen forderte er zum Ringkampf und tötete ihn. Die Keule des Periphetes war von nun an seine bevorzugte Waffe und Markenzeichen. Am Isthmus von Korinth traf er auf Sinis, den Fichtenbeuger; diesen tötete er, weil auch dieser seine Opfer misshandelte. Perigune, Sinis’ Tochter, rannte zuerst davon, doch als Theseus ihr versprach, sie zu verschonen, kam sie zurück. Mit ihr zeugte er Melanippos. Als Nächstes erwartete den Helden in Krommyon die Wildsau Phaia.[5] Auch diese tötete er ohne Umschweife. An der Grenze zu Megara lauerte der Räuber Skiron den Passanten auf, raubte sie aus und tötete sie. Diesen räumte Theseus ebenfalls aus dem Weg. In Eleusis tötete er Kerkyon.[6] In Erineos bezwang er den Riesen Prokrustes. Bevor er Athen erreichte, ließ er sich am Fluss Kephissos von den Phytalidaiern vom Blutvergießen reinigen.[7]

Mordversuch an Theseus

Am achten Tag des Monats Kronios, der später Hekatombaion genannt wurde, erreichte Theseus Athen. Medea, die von Korinth nach Athen geflohen war, lebte jetzt mit Aigeus zusammen. Sie wollte mit Hilfe ihrer Zauberkünste Aigeus endlich den Kinderwunsch erfüllen. Da sie die Anwesenheit von Theseus fürchtete, überredete sie den König, ihn zu einem Essen einzuladen, um ihn dann mit dem aus dem Geifer des Kerberos gewonnenen Akonit zu vergiften. Als Theseus jedoch das Schwert verwendete, um damit das Fleisch zu schneiden, erkannte Aigeus es wieder und stieß den Becher mit dem Gift um. Medea gelang es anschließend, in Nebel gehüllt, zu fliehen. Vor der Bürgerversammlung erkannte Aigeus offiziell Theseus als seinen Sohn und Nachfolger an. Die Bürger respektierten ihn wegen seines Heldenmuts.[8]

Marathonischer Stier

In der Ebene von Marathon trieb der Marathonische Stier sein Unwesen und versetzte die Bewohner der Tetrapolis in Angst und Schrecken. Einst hatte dieser Stier Androgeos getötet. Aigeus hatte Androgeos, einen Sohn des kretischen Königs Minos, ausgesandt, um den Stier zu töten, da dieser zur Strafe, dass Minos ihn nicht geopfert hatte, mit Raserei geschlagen worden war, daher Unheil anrichtete und viele Menschen tötete. Da Androgeos bei dem Versuch, den Stier zu töten, selbst ums Leben kam, musste Athen zur Vergeltung alle neun Jahre sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen als Menschenopfer für den Minotauros nach Kreta senden. Theseus fing den Stier ein, führte ihn nach Athen und opferte ihn dem delphischen Apollon.[9]

Minotauros

Theseus und Minotauros – Rom, Villa Albani

Als wenig später die Gesandten des kretischen Königs Minos nach Athen kamen, um zum dritten Mal den Tribut von sieben Jünglingen und sieben Jungfrauen aus Athen zu holen, empörten sich die Bürger darüber und Aigeus geriet in Bedrängnis. Theseus meldete sich freiwillig und versprach, diesem Unrecht ein Ende zu setzen, obgleich sein Vater Einwände hatte. Am Prytaneion wurden die Jünglinge und Jungfrauen, die nach Kreta geschickt werden sollten, durch das Los ermittelt. Als sie Apollon geopfert hatten, begaben sie sich an die Küste und opferten Aphrodite Epitragia eine Ziege, die sich sofort in einen Ziegenbock verwandelte. Am sechsten Tag des Monats Munychion stachen sie mit schwarzen Segeln in See. Sollte es Theseus gelingen, die Jugendlichen wieder heil zurückzubringen, so wollte er bei ihrer Rückkehr weiße Segel setzen. Der Steuermann des Schiffs war entweder Phereklos, der Sohn von Amarsyas oder es waren Nausithoos und Phaiax der Navigator.

Nach seiner Ankunft auf Kreta verliebte sich Ariadne, die Tochter des König Minos, in Theseus und half ihm deshalb. Sie gab ihm einen Faden, mit dessen Hilfe er wieder aus dem Labyrinth herausfinden würde, und ein Schwert, mit dem er den Minotaurus erlegen sollte. Es gelang ihm, den Minotauros zu töten und mit Hilfe des Fadens wieder zum Ausgang zu kommen. Die Athener verließen die Insel gemeinsam mit Ariadne und ihrer jüngeren Schwester Phaidra, der späteren Gemahlin von Theseus, und landeten auf Naxos. Hier trennte er sich von Ariadne, zum einen, weil sie Dionysos im Olymp versprochen worden war, zum anderen, weil Theseus sich in Aigle, die Tochter von Panopeus, verliebt hatte. Ariadne soll von Theseus schwanger gewesen sein und später Oenopion und Staphylos geboren haben. Die Reise wurde nach Delos fortgesetzt. Hier stifteten sie das Bild der Aphrodite, das sie von Ariadne erhalten hatten und Theseus führte einen Tanz auf, der seinem Weg durch das Labyrinth entsprach. Auf der Weiterfahrt vergaßen sie wegen der großen Freude über ihre Heimkehr die weißen Segel zu hissen. Als der am Kap Sunion auf die Heimkehrer wartende Aigeus die schwarzen Segel sah, dachte er, sein Sohn sei gefallen, und stürzte sich ins Meer, das nach ihm das Ägäische benannt wurde. Als Theseus in Athen ankam, wurde er mit viel Freude begrüßt und nachdem er seinen Vater begraben hatte, übernahm er die Herrschaft über die Stadt.[10]

Theseus’ Reformen

Pallas und seine Söhne wollten die Situation nutzen, um die Regierung an sich zu reißen. Sie teilten sich in zwei Gruppen – eine marschierte von Sphettos offen gegen die Stadt, während sich die andere bei Gargettos versteckte, um Theseus von der Seite überraschend anzugreifen. Der Bote Leos jedoch verriet Theseus den Plan. Dieser attackierte die im Hinterhalt liegenden Truppen und tötete alle. Der Rest von Pallas’ Armee floh.[11]

Nachdem Theseus seine Herrschaft gefestigt hatte, gestaltete er die Regierung von Attika um. Er überzeugte die umliegenden zwölf Gemeinden, ihre eigene Verwaltung aufzugeben, um alle gemeinsam aus der Hauptstadt Athen zu regieren (Synoikismos des Theseus).[12] Dafür baute er ein Rathaus und ein Verwaltungsgebäude in Athen und stiftete die Panathenäischen und Isthmischen Spiele. Die Vereinigung selbst wurde mit den Synoikia am 16. Hekatombaion gefeiert.[13] Theseus selbst wollte nur noch als Heerführer und Wächter über die Gesetze dienen. Die Regierungsgeschäfte sollten die Bürger übernehmen. Theseus teilte die Bürger in drei Gruppen ein: den Adel, die Bauern und die Handwerker. Der Adel sollte für religiöse Fragen und die Gesetze zuständig sein und den Magistrat stellen. Theseus soll auch Münzen mit dem Abbild eines Stieres geprägt haben. Neben seiner weisen Herrschaft soll er sich auch durch weitere kühne Heldentaten ausgezeichnet haben.[14]

Amazonen

Theseus zog mit Herakles gegen die Amazonen. Nach anderen Überlieferungen soll er eine eigene Expedition in ihr Land am Schwarzen Meer unternommen haben. Ob es zu Kampfhandlungen mit den Amazonen kam oder es nur ein friedliches Treffen gab, wird unterschiedlich überliefert. Jedenfalls verliebte sich Theseus in Antiope oder deren Schwester oder Mutter Hippolyte. Solois, einer von drei Brüdern, die Theseus begleiteten, verliebte sich ebenfalls in Antiope. Da diese Liebe unerwidert blieb, tötete er sich selbst, indem er sich in einen Fluss stürzte. Als Theseus dies erfuhr, erinnerte er sich an einen Orakelspruch, den er einst erhalten hatte: er solle eine Stadt gründen, wenn er ein schlimmes Leid erfahren würde. So gründete er die Stadt Pythopolis am Askaniossee, übergab sie Euneos und Thoas, den Brüdern des Solois und ließ Hermus und andere Gefolgsleute zurück. Den Fluss nannte er nach dem Toten Solois.

Theseus entführte Antiope/Hippolyte nach Athen, heiratete sie und zeugte mit ihr Hippolytos. Die Amazonen verfolgten den Entführer über den Landweg und belagerten die Stadt. Zunächst belauerten sich die Gegner und erst nachdem Theseus Phobos, dem Daimon der Angst, geopfert hatte, kam es zum Kampf. Die Kampfhandlungen dauerten drei Monate an. Schließlich kam es durch Vermittlung von Theseus’ Gattin zum Waffenstillstand. Nach anderer Überlieferung war Antiope/Hippolyte jedoch an Theseus’ Seite kämpfend gefallen. Später heiratete Theseus Phaidra, die jüngere Schwester der Ariadne. Eine Version der Geschichte besagt, dass er vorher Antiope/Hippolyte verstoßen hätte und deshalb die Amazonen bewaffnet auf der Hochzeitsfeier erschienen. Sie wurden jedoch alle getötet und Antiope/Hippolyte starb durch die Hand von Herakles. Die weitere Variante besagt, dass Antiope/Hippolyte schon gestorben war, als Theseus Phaidra heiratete. Phaidra wiederum starb durch Selbstmord, nachdem sie ihren Stiefsohn Hippolytos vergeblich begehrt hatte.[15]

Kampf der Kentauren

Theseus besiegt den Centauren von Antonio Canova – Wien, Kunsthistorisches Museum

Der Lapithenkönig Peirithoos wollte Theseus’ Mut und Stärke auf die Probe stellen und entführte deshalb dessen Rinder aus Marathon. Als Theseus ihm bewaffnet gegenübertrat, waren beide über des Anderen Schönheit und Kühnheit verwundert. Sie legten die Waffen nieder und Theseus sah von einer Bestrafung ab. Stattdessen reichte er Peirithoos die Hand. Sie waren von nun an Freunde und Kampfgefährten.

Als Peirithoos Hippodameia heiratete, waren auch Kentauren unter den Gästen. Als diese vom Wein trunken die Frauen belästigten und auch die Braut entführen wollten, kam es zum Kampf zwischen Lapithen und Kentauren. Theseus, der auch dort war, half seinem Freund und so wurden alle Kentauren getötet. Anschließend feierten sie ein großes Fest. Dieser auch Kentauromachie genannte Kampf wurde in der Antike oft dargestellt, wie zum Beispiel am Parthenon.[16]

Raub der Helena

Als Theseus 50 Jahre alt war, kam er zusammen mit Peirithoos nach Sparta und entführte die damals zwölfjährige Helena aus dem Tempel der Artemis Orthia. Als sie ihren Verfolgern entkommen waren, losten sie darum, wer sie heiraten dürfe, und Theseus gewann. Da sie noch nicht im heiratsfähigen Alter war, brachte Theseus sie zunächst nach Aphidnai und gab sie in die Obhut seiner Mutter Aithra. Eine andere Version der Geschichte besagt, dass Idas und Lynkeus Helena entführten und sie Theseus anvertrauten.

Nun wünschte Peirithoos Persephone, die Gattin des Hades, zu heiraten. Deshalb begleitete Theseus ihn nach Eleusis, wo sich das Tor zur Unterwelt befand.[17] Hades empfing sie und bat die beiden zunächst, auf einem Thron Platz zu nehmen. Doch sobald sie saßen, wurden sie von Schlangenarmen festgehalten. Herakles stieg in die Unterwelt herab und befreite Theseus – Peirithoos blieb zurück.

Menestheus, der Sohn des Peteos, nutzte Theseus’ Abwesenheit aus und bemächtigte sich der Regierung über Attika. Die Dioskuren, die Brüder von Helena, kamen zu ihm und forderten die Herausgabe ihrer Schwester. Da Menestheus den Aufenthaltsort nicht kannte, verwüsteten die Zwillinge das Land. Schließlich verriet nach einer Version des Plutarch Akademos das Versteck, um weiteren Schaden abzuwenden.[18] Nach einer Version des Herodot haben die Dioskuren den Aufenthaltsort der Helena von den Dekeleiern erfahren.[19] Die Brüder eroberten Aphidnai im Sturm, befreiten Helena und nahmen ihrerseits Aithra gefangen.[20] Helena soll von Theseus schwanger gewesen sein und entweder schon in Aphidnai[21] oder später in Argos Iphigenie, die eigentlich als Tochter von Agamemnon und der Klytämnestra gilt, geboren haben. Helena soll Iphigenie an Klytämnestra weitergegeben haben, da diese bereits verheiratet war.[22]

Theseus’ Tod

Als Theseus wieder nach Athen kam, wurde er von Menestheus vertrieben und begab sich deshalb zur Insel Skyros. Entweder forderte er von König Lykomedes dessen Thron oder Unterstützung gegen Menestheus – dies war jedenfalls für Lykomedes Grund genug, Theseus von einem Felsen in den Tod stürzen zu lassen. Er wurde auf der Insel begraben. 476/75 v. Chr. erhielt der Archon Phaidon durch einen Orakelspruch den Auftrag, die Gebeine von Theseus nach Athen zu holen und in Athen gebührend zu bestatten. Kimon eroberte die Insel Skyros und fand den Grabhügel durch einen Adler, der darauf saß und mit seinen Krallen scharrte. Er fand im Boden einen Sarg für einen übergroßen Leichnam. Daneben lagen ein Bronzespeer und ein Schwert. Die Gebeine wurden nach Athen gebracht und im Theseion erneut bestattet.[23]

Bedeutung

Der halbgöttliche Heros Theseus war der ionische (speziell athenische) Hauptheld, den seine Verehrer zu gleichem Glanz wie die Dorer den Herakles zu erheben versuchten, und war insbesondere Repräsentant des volkstümlichen Königtums. Ihm wurde in Athen ein prachtvoller Tempel errichtet. Noch jetzt führt ein bis ins 19. Jahrhundert als christliche Kirche dem Heiligen Georg geweihter, dann als Museum benutzter, kunstgeschichtlich höchst bedeutsamer Tempel in Athen – der Tempel des Hephaistos – den Namen Theseion, wenn auch zu Unrecht.

Die Darstellung des Theseus auf Kunstwerken ähnelt oft sehr der des Herakles, nur wird er stets jugendlich dargestellt, er ist in seiner ganzen Erscheinung schlanker, und die Keule ist weniger wuchtig als die von Herakles. Besonders auf attischen Monumenten (Metopen und Fries des Hephaistostempels in Athen) sind seine Taten oft dargestellt worden.

In einigen Elementen der Sage glaubt eine Reihe von Historikern zudem eine vage Erinnerung an historische Vorgänge erkennen zu können: Dass Athen von Kreta abhängig gewesen sei, dem Minotaurus Menschenopfer habe darbringen müssen und sich dann dank Theseus von der kretischen Vorherrschaft habe befreien können, könnte eventuell auf die Ablösung der minoischen Dominanz im Agäisraum (um 1500 v. Chr.) durch die mykenischen Griechen hinweisen. Gewiss ist dies aber nicht, da die historische Auswertung mündlich überlieferter Sagen stets sehr problematisch ist.

Archäologischer Befund

Nach Medienberichten soll 2006 das vermeintliche Grab des Theseus in der Region Troizen bei Galatas auf der Ostseite der Peloponnes gefunden worden sein. Das Grab gehört zu einer Reihe von Kuppelgräbern an der Akropolis Maghoula. Die Archäologin Eleni Konsolaki gibt an, Pausanias habe dort den Geburtsort und das Grab des Theseus besucht und habe deshalb gezielt in der von Pausanias genannten Gegend gesucht. Tatsächlich lokalisierte Pausanias nur den Geburtsort in Troizen,[24] während er das Grab in Athen beschrieb.[25] Letzte Gewissheit über die Identität des Grabinhabers sollen Untersuchungen der in der unterirdischen Grabanlage gefundenen Knochen bringen. Bei der Grabanlage handelt es sich um drei Kuppelgräber aus dem 15. bis 13. Jahrhundert v. Chr. Die archäologische Bedeutung der Region zeigte sich schon 1990, als bei Methana ein mykenisches Heiligtum aus der gleichen Zeit gefunden wurde. Diese Funde wurden 1997 auf der ersten Konferenz zur archäologischen Geschichte des Saronischen Golfs in Poros veröffentlicht.

Dass Theseus’ Gebeine im Tempel des Hephaistos zu Athen liegen (daher auch Theseion genannt), war eine Legende byzantinischer Zeit.

Literarische Bearbeitungen

  • Jakob Ayrer schrieb die 1618 veröffentlichte Tragedia Thesei.
  • Ernst Bacmeisters Tragödie Theseus erschien 1940.
  • André Gide schrieb eine Art Biographie des in die Jahre gekommenen Helden: „Theseus“ (OT Thésée), veröffentlicht im Jahre 1946 (Auszüge bereits 1944).
  • Johannes Tralows Roman Aufstand der Männer (1953) behandelt die Sage von Theseus, Ariadne und dem Minotauros als breit angelegtes Abenteuer vor dem Hintergrund der Überwindung der minoischen Vorherrschaft über die griechische Welt. (8. Aufl., Berlin 1997, ISBN 978-3-373-00501-8).
  • In Michel Butors Roman Der Zeitplan, dt. erstmals 1960, neu bei Matthes & Seitz, Berlin 2009, bildet die Theseus-Sage den eigentlichen Hintergrund.
  • Der Theseus-Mythos wurde von der englischen Schriftstellerin Mary Renault in zwei historischen Romanen ausgearbeitet:
    • Der König muss sterben (The king must die). Droemer Knaur, München 1993, ISBN 3-426-63017-6.
    • Der Stier aus dem Meer (The bull from the sea). Droemer Knaur, München 1997, ISBN 3-426-63088-5.

Rezeption in der Musik

  • Patrick Wolf hat diesen Heldenmythos 2003 in dem gleichnamigen Song Theseus verarbeitet.
  • Juan María Solare hat 2002 den Song „Meditación de Teseo“ (Meditation des Theseus) nach einem Text des chilenischen Dichters Pedro Lastra komponiert. Das Stück wird auch in einer rein instrumentalen Fassung gespielt.
  • Von Jean-Baptiste Lully stammt eine Tragédie en musique mit dem Titel Thésée aus dem Jahr 1675.
  • Georg Friedrich Händel hat 1712 Teseo als dritte Oper für London komponiert, eine Oper in fünf Akten
  • Claudio Monteverdi (1567–1643): In Lamento d’Arianna aus der Oper L’Arianna (1608) nach einem Libretto von Ottavio Rinuccini (1562–1621) besingt Ariadne den Tod von Theseus.

Benennung

Der Mount Theseus in der Antarktis ist nach ihm benannt.

Literatur

  • Frank Brommer: Theseus. Die Taten des griechischen Helden in der antiken Kunst und Literatur. Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 1982, ISBN 3-534-08784-4.
  • Claude Calame: Thésée et l’imaginaire athénien. Légende et culte en Grèce classique. Preface de Pierre Vidal-Naquet. Payot, Lausanne 1990; 2. Auflage. Payot, Lausanne 1996.[26]
  • Joachim Harst: Theseus. In: Maria Moog-Grünewald (Hrsg.): Mythenrezeption. Die antike Mythologie in Literatur, Musik und Kunst von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 5). Metzler, Stuttgart/Weimar 2008, ISBN 978-3-476-02032-1, S. 669–673.
  • Hans Herter: Theseus. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband XIII, Stuttgart 1973, Sp. 1045–1238.
  • Christiane Sourvinou-Inwood: Theseus as son and stepson. A tentative illustration of Greek mythological mentality. University of London, London 1989 (Bulletin of the Institute of Classical Studies, Suppl. 40).
  • Hermann Steuding: Theseus. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 5, Leipzig 1924, Sp. 678–760 (Digitalisat).

Weblinks

Commons: Theseus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Felix Jacoby (Hrsg.): Das Marmor Parium. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1904, S. 8–9 (Digitalisat [abgerufen am 23. April 2016]).
  2. Plutarch, Theseus 3
  3. Plutarch, Theseus 4–6
  4. Bibliotheke des Apollodor 1,67; 1,111
  5. Strabon, Geographica 380
  6. Hyginus, Fabulae 187
  7. Bibliotheke des Apollodor 3,216–4,4; Plutarch, Theseus 6–12
  8. Bibliotheke des Apollodor 4,4-6; Plutarch, Theseus 12
  9. Bibliotheke des Apollodor 3,209-213; 4,5-6; Plutarch, Theseus 14–15; Strabon, Geographica 399
  10. Plutarch, Theseus 15–23
  11. Plutarch, Theseus 13
  12. Strabon, Geographica 397
  13. Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges 2,15; 6,61; siehe zum Synoikismos des Theseus auch ausführlich: Hans Lohmann: Kiapha Thiti und der Synoikismos des Theseus. In: Hans Lohmann, Torsten Mattern (Hrsg.): Attika. Archäologie einer „zentralen“ Kulturlandschaft. Wiesbaden 2010, S. 35–46.
  14. Plutarch, Theseus 24–25
  15. Plutarch, Theseus 26–28
  16. Plutarch, Theseus 30
  17. Strabon, Geographica 48
  18. Plutarch, Theseus 31–34
  19. Herodot, Historien 9,73
  20. Strabon, Geographica 396
  21. Johannes Tzetzes, Ad Lykophron 143
  22. Pausanias, Reisen in Griechenland 2,22,6–7
  23. Plutarch, Theseus 35–36; Pausanias, Reisen in Griechenland 1,17,2–6
  24. Pausanias, Reisen in Griechenland 2,32,9
  25. Pausanias, Reisen in Griechenland 1,17,2–6
  26. Rezensionen zu Calames Thésée et l’imaginaire athénien:
    • Vinciane Pirenne-Delforge in: Kernos. Bd. 6, 1993 (download).
    • Pascal Payen in: Revue de l’histoire des religions. Bd. 210, 1993, S. 93–99 (online).
    • Philippe Borgeaud in: History of Religions. Bd. 41, 2001, S. 81–84 (online).
    • Anton Bierl in: Bryn Mawr Classical Review 02.05.04.
    • Patrick Kaplanian in: L’Homme. Bd. 164, 2002 (online).

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