Schlacht an der Unstrut
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Datum | in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts 531 n. Chr. |
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Ort | möglicherweise im Unstruttal bei Burgscheidungen |
Ausgang | Sieg der Franken |
Territoriale Änderungen | Gebiet der Unstrut |
Folgen | Untergang der Thüringer (als Dynastie) |
Konfliktparteien | |
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Reich von Metz, eventuell Sachsen, als Verbündete der Franken |
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Befehlshaber | |
Truppenstärke | |
unbekannt | unbekannt |
Verluste | |
unbekannt |
Die Schlacht an der Unstrut, Schlacht bei Runibergun oder auch Schlacht bei Burgscheidungen besiegelte im Jahr 531 das Ende des Thüringer Königreiches durch den Sieg der Franken an der Unstrut.
Ablauf der Schlacht
Nach einem offenbar fehlgeschlagenen fränkischen Invasionsversuch im Jahr 529[1] zogen die Franken unter Führung des Merowingerkönigs Theuderich I., seines Sohnes Theudebert I. und seines Halbbruders Chlothar I. im Jahr 531 gegen die geschwächten Thüringer. An der Unstrut trafen sie auf das Heer des Thüringerkönigs Herminafried und vernichteten es. Gregor von Tours (6. Jahrhundert), die wichtigste Quelle dazu, berichtet:
„Theuderich aber nahm seinen Bruder Chlothachar (Chlothar I.) und seinen Sohn Theudebert zu Hilfe mit sich und rückte ins Feld. Als die Franken nun herangezogen, stellten die Thüringer ihnen eine Falle. Auf dem Feld nämlich, wo gekämpft werden sollte, gruben sie Löcher, deren Öffnungen wurden mit dichtem Rasen bedeckt, so dass es eine ebene Fläche zu sein schien. In diese Löcher nun stürzten viele der fränkischen Reiter, als es zum Schlagen kam, und wurden schwer behindert. Nachdem man aber die List bemerkt hatte, fing man an, achtsam zu sein. Als aber die Thüringer sahen, dass sie großen Verlust erlitten, wandten sie, da auch ihr König Herminafrid schon die Flucht ergriffen hatte, den Rücken und kamen bis zur Unstrut. Dort wurden so viele Thüringer niedergemacht, daß das Bett des Flusses von der Masse der Leichname zugedämmt wurde und die Franken über sie, wie über eine Brücke, an das jenseitige Ufer zogen. Nach diesem Sieg nahmen diese sofort das Land in Besitz und brachten es unter ihre Botmäßigkeit.“[2]
Die Thüringer hatten die getarnten Fallgruben wahrscheinlich angelegt, um Zeit zu gewinnen und Krieger aus den umliegenden Siedlungen zum Schlachtort zu bringen. Offenbar wurde Herminafrid von den heranrückenden Heeren erst kurz vorher informiert und hatte so nur wenig Zeit, ein Aufgebot an Kriegern zu stellen.[3] Als die ersten thüringischen Krieger eintrafen, überließ er ihnen das Kommando und floh mit seiner Familie in Richtung Norden oder Osten in einen abgelegenen Teil des Reiches. Nachdem die zahlenmäßig überlegene Großmacht der Franken das Heer der Thüringer an der Unstrut besiegt hatte, zogen sie hinüber, nahmen das Land in Besitz und plünderten es. Außerdem plünderten sie den Königshof und steckten ihn in Brand, wie die De excidio Thuringiae des Venantius Fortunatus berichtet.[4] Bis zum Jahr 534 konnte sich König Herminafried noch in einem wahrscheinlich östlich der Saale abgelegenen Gebiet behaupten, bis er von den Franken zu angeblichen Friedensverhandlungen nach Zülpich gelockt und ermordet wurde.
Widukind von Corvey (10. Jahrhundert) schrieb in seinen Sachsengeschichten, dass die Sachsen an der Schlacht beteiligt waren und nach der Vernichtung des Thüringer Reiches den Norden (Altmark bis zur Unstrut) bekamen, doch dies wird von der modernen Forschung teilweise bestritten.
Ort der Schlacht
Gregor von Tours schrieb, dass die Franken die Thüringer in einer Schlacht an der „Onestrudis“ (Unstrut) besiegten. Widukind nannte genauere Ortsangaben; bei „Runibergun“ (vermutlich die Runneburg) und bei der angeblichen Burg Herminafrieds „Scithingi“, dem heutigen Burgscheidungen, soll die Schlacht stattgefunden haben. Da Widukind diese Orte in seinen Sachsengeschichten erst etwa 450 Jahre später niederschrieb, werden sie von der Forschung angezweifelt. Außerdem lieferten Ausgrabungen des Hallenser Archäologen Berthold Schmidt in Burgscheidungen in den 1960/70er Jahren und die von Thomas Stolle in der Runneburg in Weißensee keine Anhaltspunkte. Kein Fund wurde auf das 6. Jahrhundert datiert.
Neben diesen Orten wurden auch Ronnenberg in Niedersachsen, die Ruhnsburg an der westlichen Hainleite und die Ronneberge westlich des Schloss Vitzenburg bei Zingst in Betracht gezogen. Bis heute konnte kein Ort mit Sicherheit, der Schlacht von Runibergun zugeordnet werden.
Folgen der Schlacht
Nach dem Tod Herminafrieds gingen seine Ehefrau Amalaberga und sein Sohn Amalafrid ins Exil nach Italien, ins ostgotische Reich der Amaler. Die Franken konnten so das Reich der Thüringer einnehmen und in ihr Reich eingliedern. Es gehörte damit zum Reich von Metz, dem Gebiet Theuderichs I. und Vorgängerreich von Austrasien, obwohl sein Bruder Chlothar I. durch die Heirat mit Radegunde – der Tochter Berthachars, eines Bruders Herminafrieds – als legitimer Herrscher galt. Dies führte zum Streit zwischen den Brüdern, ein Mordanschlag Theuderichs auf Chlothar schlug fehl. Nach dem Tod Theuderichs im Jahr 533 konnte dessen Sohn Theudebert – trotz eines versuchten Mordanschlags auf ihn, veranlasst von Chlothar – König seines Teilreiches bleiben. Erst im Jahr 555, nach dem Tod seines Sohnes Theudebald, konnte Chlothar ganz Austrasien (das Reichsgebiet Theuderichs, Theudeberts und Theudebalds) und damit auch das eingenommene Reich der Thüringer in sein Reich eingliedern.
Die Franken konnten nur das Gebiet zwischen Harz und Main halten, der Norden wurde von den Sachsen besiedelt, die den Franken dafür angeblich jährlich 100 Rinder als Pfand gaben, um in diesem Gebiet siedeln zu dürfen. Den dünn besiedelten Osten und Süden konnten die Franken nicht halten, er wurde von slawischen beziehungsweise böhmischen Stämmen besiedelt. Die Thüringer mussten den Franken jährlich einen Zins von 500 Schweinen zahlen. Der Schweinezins bestand bis 1002. Im Jahr 630 gründete König Dagobert I. zur besseren Kontrolle und zur besseren Abwehr gegen Einfälle der Slawen ein Herzogtum in Thüringen. Die Thüringer unternahmen viele Aufstände gegen die Franken, der bekannteste ist der Hardrad-Aufstand in der Zeit Karls des Großen.
Die Zerstörung der Dynastie der Thüringer und die Folgen werden auch im Klagelied der Radegunde des Venantius Fortunatus (um 600) erwähnt.
Quellen
- Gregor von Tours, Decem libri Historiarum (Zehn Bücher Geschichten) (um 575)
- Widukind von Corvey, Res gestae Saxonicae, Buch I. (Sachsengeschichten) (um 950)
- Venantius Fortunatus, "De excidio Thuringiae" Vom Untergang Thüringens. Das Klagelied der Radegunde. (um 600)
- Venantius Fortunatus, "De vita sanctae Radegundis" Das Leben der heiligen Radegunde. (um 600)
Literatur
- Werner Mägdefrau: Vom Thüringer Königreich bis zum Ende der Sächsischen Kaiserzeit 531-1024. Band 1: Thüringen im frühen Mittelalter. Bad Langensalza 2003, ISBN 978-3-936030-98-3.
- Berthold Schmidt: Das Königreich der Thüringer und seine Eingliederung in das Frankenreich. In: Die Franken. Wegbereiter Europas. Vor 1500 Jahren: König Chlodwig und seine Erben. Katalog der Ausstellung im Reiss-Museum Mannheim 8. September 1996 bis 6. Januar 1997. Mainz 1996, S. 285, ISBN 3-8053-1813-8
- Michael Kirchschlager: Runibergun, Vom Königreich der Thüringer. Verlag Kirchschlager, Arnstadt 2009, ISBN 978-3-934277-27-4
Anmerkungen
- ↑ Reinhold Andert: Der Thüringer Königshort. Dingsda Verlag, Querfurt 1995, ISBN 978-3-928498-45-6, S. 29.
- ↑ Reinhold Andert: Der Thüringer Königshort. Dingsda Verlag, Querfurt 1995, ISBN 978-3-928498-45-6, S. 202–203.
- ↑ Reinhold Andert: Der Thüringer Königshort. Dingsda Verlag, Querfurt 1995, ISBN 978-3-928498-45-6, S. 220f.
- ↑ Reinhold Andert: Der Thüringer Königshort. Dingsda Verlag, Querfurt 1995, ISBN 978-3-928498-45-6, S. 213ff.