Schatz von Mala Pereschtschepyna

Siegelring von Khan Kubrat, Inventarnummer W-1052 der Eremitage[1]

Als Schatz von Mala Pereschtschepyna wird ein Depotfund bezeichnet, der am 11. Juni 1912 am Ufer der Worskla bei Mala Pereschtschepyna im Gouvernement Poltawa des Russischen Kaiserreiches gefunden wurde.[2] Er wird auf das 7. Jahrhundert datiert und Khan Kubrat (auch Kobrat, von qobrat – „sammle das Volk“), dem Gründer des Großbulgarischen Reiches zugeschrieben.[3]

Geschichte

Fund und 1. Weltkrieg

Am 29. Maijul. / 11. Juni 1912greg. fanden zwei Jungen beim Hüten von Kühen einen metallenen Kelch. Sie brachten ihn nach Hause und zeigten ihn dem Vater des einen. Dieser dachte, dass der wertvolle Kelch in der nahen Kirche gestohlen wurde und brachte ihn zum Priester. Da dieser den Kelch nicht kannte, wurde der Geschichte der Jungen Glauben geschenkt und die Behörden wurden verständigt. Erst zwei Tage später trafen die Polizei und Experten der Archäologischen Kommission an der Fundstelle ein. Ein Teil der Funde war geplündert und wurde bei Durchsuchungen der Polizei im Umkreis wieder sichergestellt. Es wurden über 800 Einzelstücke überwiegend aus Silber (ca. 50 kg) und Gold (ca. 20 kg) gefunden. 1913 kündigte Nikolay Makarenko eine genaue Fundbeschreibung an und 1914 stellte Graf Alexei Alexandrowitsch Bobrinski ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)) auf einem Londoner Kongress den Fund detailliert vor.[4]

Aufgrund des Beginns des I. Weltkrieges geriet der Fund in Vergessenheit und wurde in der Eremitage eingelagert.[5]

Zwischenkriegszeit und 2. Weltkrieg

Während weiterer Untersuchungen konnte 1928 der Fundkomplex abschließend erschlossen werden. Er besteht aus dem Depot und zwei in der Nähe befindlichen Gräberresten. Bei dem Erstfund befanden sich mehrere persönliche Grabbeigaben, und deshalb wird heute der Schatz auch als Grabfund bezeichnet. Zu diesen Grabbeigaben zählen u. a. ein paar Steigbügel,[6] Teile eines Köchers[7] oder ein goldener Löffel.[8]

Während des II. Weltkrieges verblieb der Fund in Leningrad.

Nachkriegszeit bis heute

Zu Beginn der Perestroika konnten die deutschen Wissenschaftler Joachim Werner und Werner Seibt erstmals wieder Nachforschungen zu dem Fund betreiben.[9]

Am 24. Mai 2019 wurde im Fürstenpalast in Sofia das Schwert von Kubrat aus dem Fund ausgestellt. Das Artefakt wurde in Anwesenheit des bulgarischen Ministerpräsidenten Bojko Borissow, der stellvertretenden Direktorin der Eremitage (Sankt Petersburg) und der Generaldirektorin der UNESCO Audrey Azoulay der Öffentlichkeit vorgestellt.[10] Die Ausfuhr des Schwertes aus Russland war nur mit ausdrücklicher Genehmigung von Präsident Wladimir Putin möglich.[11]

Literatur

  • Бобринской А. А. Перещепинский клад. Материалы по Археологии России No 34, Петроград 1914, С. 111–120 и табл. (Bobrinskoj, A. A. Pereščepinskij klad. Materialy po Archeоlogii Rossii No 34 [Der Schatz von Pereščepina, Materialien zur Archäologie Russlands Nr. 34]), Petrograd 1914, S. 111–120 und Abbildungen.http://kronk.spb.ru/library/bobrinskoy-aa-1914.htm
  • Joachim Werner: Der Grabfund von Malaja Pereščepina und Kuvrat, Kagan der Bulgaren. Verlag der bayrischen Akademie der Wissenschaften, München 1984.
  • Залесская В. Н. и др. Сокровища хана Кубрата. Санкт Петербург 1997 (Zalesskaja, V. N. et al: Sokrovišča chana Kubrata [Die Schätze des Khans Kubrat]. Sankt Petersburg 1997).
  • Сокровища хана Кубрата: Альбом. Санкт Петербург 1997 (Sokrovišča chana Kubrata: Albom [Die Schätze des Khans Kubrat: Bildband]. Sankt Petersburg 1997).
  • Гавритухин И. О. Хронология эпохи становления Хазарского каганата. Хазары. Москва, 2005. (Gavrituchin, I. O.: Chronologija ėpochi stanovlenija Chazarskogo kaganata. Chazary. [Die Chronologie der Epoche der Entstehung des Chasaren Khanats. Die Chasaren] Moskau 2005).
  • Комар А. В. Перещепинский комплекс в контексте основных проблем истории и культуры кочевников Восточной Европы VII – начала VIII в. Степи Европы в эпоху средневековья. Донецк, 2006. Т. 5. (Komar, A. V.: Pereščepinskij kompleks v kontekste osnovnych problem istorii i kul'tury kočevnikov Vostočnoj Evropy VII - načala VIII v. Stepi Evropy w ėpochu srednevekov'ja [Der Komplex von Pereščepina im Kontext grundlegender Probleme der Geschichte und Kultur der Nomaden im Osteuropa des VII.– Anfang des VIII. Jahrhunderts. Die Steppen Europas im Mittelalter] Bd. 5, Doneck 2006).

Weblinks

Commons: Pereshchepina Treasure – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Inventarnummer W-1052 der Eremitage Beschreibung auf der Museumsseite. Abgerufen am 23. April 2020.
  2. Малоперещепинський скарб Eintrag zum Schatz von Mala Pereschtschepyna in der Enzyklopädie der modernen Ukraine; abgerufen am 22. April 2020 (ukrainisch)
  3. Iranica Protobulgarica Beschreibung auf krorania.com. Abgerufen am 23. April 2020. (pdf)
  4. Перещепинското съкровище, съкровището на Княз Кубрат Veselin Trakiyski auf academia.edu. Abgerufen am 23. April 2020. (pdf) (bulgarisch)
  5. Одну из самых богатых находок ХХ века Bericht auf fakty.ua. Abgerufen am 23. April 2020. (russisch)
  6. Inventarnummer 1930-132 der Eremitage Beschreibung auf der Museumsseite. Abgerufen am 23. April 2020.
  7. Inventarnummer 1930-115 der Eremitage Beschreibung auf der Museumsseite. Abgerufen am 23. April 2020.
  8. Inventarnummer 1930-7 der Eremitage Beschreibung auf der Museumsseite. Abgerufen am 23. April 2020.
  9. Der Grabfund von Malaja Pereščepina und Kuvrat, Kagan der Bulgaren
  10. Ще говорим с Ермитажа за отливки на меча и пръстена на хан Кубрат Artikel vom 24. Mai 2019 auf monitor.bg. Abgerufen am 23. April 2020. (bulgarisch)
  11. Мечът и пръстенът на хан Кубрат пристигнаха у нас Nachrichtenausschnitt auf nova.bg. Abgerufen am 23. April 2020. (bulgarisch)

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