Mes Aynak

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Mes Aynak
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Koordinaten 34° 24′ N, 69° 22′ OKoordinaten: 34° 24′ N, 69° 22′ O
Basisdaten
Staat Vorlage:Infobox Ort/Wartung/Staat

Provinz

Lugar
Distrikt Mohammed Agha
Höhe 2120 m
Überreste des Klosters Kafiriat Tepe, Mes Aynak
Überreste des Klosters Kafiriat Tepe, Mes Aynak

Mes Aynak (Dari: Kupferquelle, Kupferschacht) ist ein 40 Kilometer südöstlich von Kabul gelegener Ort im Distrikt Mohammed Agha der afghanischen Provinz Lugar.

Mes Aynak war von der späten Kuschana-Zeit bis zur späten Shahi-Zeit (2. bis 9. Jahrhundert) eine weitläufige buddhistische Siedlung.[1] Die Siedlung bestand aus mehreren reich verzierten Klosteranlagen mit Stupas und hunderten von Buddhastatuen sowie Wohn- und Gewerbebauten. Unterhalb der buddhistischen Klosterruinen wurden Überreste einer prähistorischen Siedlung aus der Bronzezeit entdeckt.

Mes Aynak beherbergt zudem eines der größten unerschlossenen Kupfervorkommen der Welt.[2] Die afghanische Regierung hat die Schürfrechte 2007/08 der chinesischen Bergwerksfirma China Metallurgical Group (MCC) zugesprochen, die dafür 3,5 Milliarden Dollar geboten hatte.[3] Da der historische Klosterkomplex vollständig dem Kupfertagebau weichen soll, verständigte sich der afghanische Bergbauminister Mohammed Ibrahim Adel mit der MCC auf die Durchführung archäologischer Rettungsgrabungen unter Einbindung des Nationalen Instituts für Archäologie Afghanistans. Die Grabungen in Mes Aynak, die mit internationaler Unterstützung umgesetzt werden, begannen 2009.[4] Sie sollten nach drei Jahren abgeschlossen sein, werden aber gegenwärtig fortgesetzt (Stand: August 2013).

In Zusammenhang mit zunehmender internationaler Berichterstattung über die bedrohte historische Kulturstätte verschob die afghanische Regierung den Beginn des Kupfertagebaus auf 2014.

Die historischen Siedlungsanlagen

Archäologische Befunde deuten auf eine erste Besiedlung der Region Mes Aynak während der Bronzezeit hin. Die umfangreichen Kupfervorkommen Mes Aynaks waren schon damals bekannt, wie eine bei Grabungen entdeckte bronzezeitliche Kupfergrube belegt. Fortschritte in der Metallverarbeitung hatten Kupfer zu einem für die Produktion von Bronze-Legierungen benötigten Rohstoff gemacht.

Eine weitere Besiedlung konnte für die Zeit ab dem späten Kuschana-Reich bis zur späten Shahi-Herrschaft (2. bis 9. Jahrhundert) nachgewiesen werden. In diesem Zeitraum existierte in Mes Aynak eine umfangreiche buddhistische Siedlung, die mehrere separate Klosteranlagen umfasste. Neben den bislang nachgewiesenen Klöstern „Kafiriat Tepe“ und „Gol Hamid“ dürfte es zumindest zwei weitere Anlagen gegeben haben.[5] Ohne dass die monastische Tradition dieser Klöster bislang identifiziert werden konnte, deuten Funde von Steinreliefs von Bodhisattvas wie Avalokiteshvara auf eine der Vorläuferschulen des Mahayana-Buddhismus hin.[6]

Ausgegrabener buddhistischer Stupa

Der Niedergang der Siedlung, die zugleich als Handelszentrum fungierte, dürfte spätestens im 8. Jahrhundert begonnen haben, als sich auf dem Gebiet des heutigen Afghanistan infolge der Invasion der muslimischen Araber langsam der Islam durchsetzte. Möglicherweise wurde die Siedlung aber erst während des 13. Jahrhunderts endgültig aufgegeben. Der historische buddhistische Klosterkomplex, der auf einem Hügel in 2.400 Metern Höhe liegt und insgesamt ein eineinhalb Quadratkilometer großes Areal bedeckt, wurde 1963 wiederentdeckt.[7] Mehrere geologische Erkundungsprojekte ergaben in den folgenden Jahren weitere Hinweise auf die buddhistischen Klosterruinen. Als im Zuge illegaler Raubgrabungen ab 2004 vermehrt buddhistische Artefakte in der Hauptstadt Kabul auftauchten, wurde das Nationale Institut für Archäologie Afghanistans auf das historische Kulturerbe in Mes Aynak aufmerksam.

Von dem buddhistischen Klosterkomplex in Mes Aynak haben sich neben Gebäuderesten einzelne Münzen (die ältesten von Kuschana-Herrscher Kanischka), Keramik, Wandmalereien, Felsreliefs sowie Schiefer- und Lehmskulpturen im graeco-buddhistischen Gandhāra-Stil erhalten. Die kulturhistorische Bedeutung des Komplexes entspricht etwa der der Fundstätte Hadda sowie des Klosterkomplexes in Bamiyan.[8] Alle drei buddhistischen Fundstätten auf dem Gebiet des heutigen Afghanistan sind etwa zeitgleich entstanden, als sich der Buddhismus durch die Region entlang der Seidenstraße nach Zentralasien und China ausbreitete.

Geplanter Kupfertagebau und Rettungsgrabungen

Afghanische Arbeiter und internationale Archäologen legen das buddhistische Klostergebäude frei (2011)
Zeltlager der Archäologen (grün eingezäunt) unterhalb der Grabungsstätte von Mes Aynak

China ist der weltweit größte Abnehmer raffinierten Kupfers.[9] Da die heimischen Lagerbestände nicht mehr ausreichen, investieren chinesische Firmen angesichts einer rapide wachsenden Nachfrage vermehrt in unerschlossene Kupfervorkommen. Im November 2007 erhielt die China Metallurgical Group (MCC) nach zweijährigen Verhandlungen für 3,5 Milliarden Dollar den Zuschlag für die Schürfrechte zu den Kupfervorkommen in Mes Aynak.[3] Die Vertragslaufzeit beträgt 30 Jahre. Es handelt sich um das größte ausländische Investitionsprojekt der afghanischen Geschichte.[10] Die MCC beziffert das Volumen des Kupfervorkommens in Mes Aynak auf rund 11 Millionen Tonnen Kupfer im Gesamtwert von mehreren zehn Milliarden Dollar.[11] Die MCC will für den Kupferabbau unter anderem neue Straßen, eine Eisenbahnstrecke und ein 400-Megawatt-Kraftwerk errichten.

Der geplante Kupfertagebau bedroht die historischen Kulturstätten. Unter dem Eindruck von Presseberichten über die drohende Zerstörung Mes Aynaks, in denen die MCC mit den Zerstörern der Buddha-Statuen von Bamiyan verglichen wurde, stimmte die MCC Plänen für eine Rettungsgrabung zu. Im Rahmen der 2009 begonnenen Rettungsgrabung, die von einem 16-köpfigen Archäologenteam unter Leitung der „Délégation Archéologique Française en Afghanistan“ (DAFA)[12] durchgeführt und finanziell von mehreren Staaten und Einrichtungen wie der Weltbank unterstützt wird, sollen möglichst viele Artefakte in großer Eile gesichert und abtransportiert werden. Das Grabungsprojekt war Gegenstand internationaler Tagungen von Geologen, Bergbauingenieuren, Archäologen und Entwicklungsexperten (zum Beispiel in Washington, D.C., 2012).

Zur internationalen Aufmerksamkeit, die die bedrohte afghanische Kulturstätte seit 2007 auf sich zog, trug auch ein Filmprojekt bei. Der 2013 fertiggestellte Dokumentarfilm Die Buddhas von Mes Aynak (The Buddhas of Mes Aynak) des US-amerikanischen Filmemachers Brent E. Huffman erzählt die Geschichte der Grabungsstätte und schildert die prekäre Situation, in die die geplante Kupfermine Archäologen, chinesische Arbeitskräfte und Einheimische gebracht hat.[13] Der Film stellt den geplanten Kupfertagebau und die Rettungsgrabung aus der Sicht verschiedener Archäologen und eines Managers der MCC dar. Das Mitglied des DAFA-Teams Philippe Marquis spricht in dem Film davon, dass bislang nur zehn Prozent der vorhandenen Artefakte hätten gesichert werden können und dass ein mindestens zehnjähriges Grabungsprojekt erforderlich sei, um ein Gutteil der noch verborgenen Bauten und Kunstschätze freilegen und dokumentieren zu können.

Im Juli 2013 zeigte sich Wahidullah Shahrani, Adels Nachfolger als Bergbauminister, über die Verzögerung des Projekts durch die chinesischen Vertragspartner enttäuscht. Angesichts der schlechten Sicherheitslage in der Region und hoher Schutzgeldforderungen der Taliban hielte die MCC den Vertrag mit Afghanistan nicht mehr für profitabel und wolle diesen neu verhandeln.[14]

Fotogalerie zur archäologischen Grabungsstätte (2011)

Weblinks

Commons: Mes Aynak – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. New excavations in Afganistan: Mes Aynak (Memento des Originals vom 17. März 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/nationalmuseum.af (PDF; 4,1 MB), National Museum of Afghanistan, Kabul 2011, S. 5
  2. Nur die unerschlossenen Kupferlagerstätten Ojuu Tolgoi im Süden der Mongolei (31 Mio. Tonnen), Reko Diq in Pakistan (24 Mio. Tonnen) sowie Tampakan auf den Philippinen (13 Mio. Tonnen) sollen umfangreicher sein als das auf rund 11 Millionen Tonnen Kupfer geschätzte unerschlossene Vorkommen von Mes Aynak (Strategic Report, July/August 2009 (PDF; 111 kB). Metals Economics Group, Halifax, Nova Scotia 2009, S. 17).
  3. 3,0 3,1 Andrew Lawler: Chinesischer Bergbau bedroht Kulturstätte, in: Süddeutsche Zeitung, 14. September 2012
  4. Der Traum von Aynak in Der Spiegel 52/2009, Seiten 120 bis 122
  5. New excavations in Afganistan: Mes Aynak (Memento des Originals vom 17. März 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/nationalmuseum.af (PDF; 4,1 MB), National Museum of Afghanistan, Kabul 2011, S. 6
  6. New excavations in Afganistan: Mes Aynak (Memento des Originals vom 17. März 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/nationalmuseum.af (PDF; 4,1 MB), National Museum of Afghanistan, Kabul 2011, S. 10
  7. New excavations in Afganistan: Mes Aynak (Memento des Originals vom 17. März 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/nationalmuseum.af (PDF; 4,1 MB), National Museum of Afghanistan, Kabul 2011, S. 4
  8. New excavations in Afganistan: Mes Aynak (Memento des Originals vom 17. März 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/nationalmuseum.af (PDF; 4,1 MB), National Museum of Afghanistan, Kabul 2011, S. 23
  9. The World Copper Factbook 2012. International Copper Study Group, Lissabon 2012, S. 30
  10. Andrew Lawler: Der Buddha und das Kupfer, in: Süddeutsche Zeitung, 6. August 2010
  11. Rohstoff-Report (PDF; 1,8 MB), 4. Jahrgang, Ausgabe 23, 26. November 2007
  12. Webseite der französischen Botschaft in Afghanistan (Memento des Originals vom 29. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ambafrance-af.org (französisch)
  13. Freddie McConnell: Afghanistan's heritage is at stake, in: Independent, 17. März 2013
  14. Waslat Hasrat-Nazimi: Afghanistan. Bergbaudeal mit China vor dem Aus, Deutsche Welle, 31. Juli 2013

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