Merowech

Merowech (lateinisch Merovechus oder Meroveus, französisch {{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)) war nach der Mitte des 5. Jahrhunderts Kleinkönig[1] über die salischen Franken mit der Residenz Tournai im heutigen Hennegau (Belgien). Etymologisch wird eine ursprüngliche Namensbedeutung „berühmter Kämpfer“ erschlossen.

Leben

Über Merowech ist sehr wenig bekannt. Als glaubwürdig gilt die Angabe des Geschichtsschreibers Gregor von Tours, dass er der Vater Childerichs I. (und somit Großvater Chlodwigs I.) war.[2] Er war also der Stammvater der späteren Frankenkönige aus dem Geschlecht der Merowinger. Gregor von Tours berichtet, dass Merowech, „wie einige behaupten“, aus dem Geschlecht Chlodios stammte, des ersten namentlich fassbaren Königs der Salfranken. Ob dies so zu verstehen ist, dass er Chlodios Sohn war, wie die Fredegar-Chronik berichtet, oder ob nur an ein nicht näher bestimmbares Verwandtschaftsverhältnis zu denken ist, ist umstritten.[3]

Merowechs Regierungszeit war wohl kurz. Da für Childerich im Liber historiae Francorum eine Regierungszeit von 24 Jahren angegeben wird,[4] ergibt sich für Childerichs Regierungsantritt und damit für Merowechs Tod 457/458, doch ist diese Chronologie unsicher; nach einer anderen Datierung begann Merowechs Regierung erst um 460.[5] Sicher ist, dass 463 bereits Childerich regierte. Einer späten Überlieferung von sehr zweifelhafter Glaubwürdigkeit zufolge war Merowech 451 an den Kämpfen gegen die Hunnen Attilas beteiligt.[6]

Sage

Nach einer in der Fredegar-Chronik überlieferten Erzählung begegnete Chlodios Frau, als sie sich zum Baden ans Meer begab, einem Meeresungeheuer, das dem Quinotaurus ähnlich war, bevor sie Merowech gebar. Der Name Quinotaurus erinnert an den Minotauros der griechischen Mythologie; vielleicht ist das Q nur ein Schreiberversehen. Unklar ist, ob das Ungeheuer selbst der Vater Merowechs war oder die Begegnung nur ein Vorzeichen und Chlodio der Vater war; die Quelle lässt das ausdrücklich offen.[7] Eine dritte Möglichkeit ist, dass Chlodio selbst seiner Gemahlin in Gestalt des Ungeheuers erschien und dahinter das Konzept der Hierogamie steht.[8] Außerdem wird vermutet, dass die Erzählung in ihrer überlieferten Form als Verspottung mythischer Konzepte einer sakralen Herkunft des Merowingergeschlechts gemeint war.[9]

In der Forschung ist oft mit sprachlicher und inhaltlicher Begründung die Ansicht vertreten worden, die Sage könne nicht erst im 5. Jahrhundert entstanden sein, vielmehr müsse ihre ursprüngliche Version sich auf eine weit ältere Sagengestalt namens Mero bezogen haben; erst später sei die Geschichte in einer jüngeren Fassung wegen der Namensähnlichkeit auf Chlodio und Merowech übertragen worden. Dadurch sei die irrige Auffassung entstanden, der Name der Merowinger sei von dem historischen König Merowech abgeleitet.[10]

Dieser Deutung hat Alexander Murray widersprochen. Er meint, die Hypothese einer ursprünglichen Sagengestalt Mero sei aus der Quelle nicht abzuleiten; es handle sich auch nicht um eine echte pagane Sage, sondern um eine erst im sechsten oder siebten Jahrhundert von einem gebildeten christlichen Franken geschaffene literarische Fiktion. Deren Zweck sei es gewesen, die Basis für eine der damals beliebten etymologischen Spekulationen oder Spielereien zu bieten. Der Name Merowech sei als „Meer-Vieh“ gedeutet worden, und dies sei der Ausgangspunkt für die Herstellung eines Zusammenhangs mit einem Meeresungeheuer gewesen. Der Urheber der Fiktion habe den Minotauros-Mythos gekannt, dem zufolge Minotauros der Sohn eines Stiers war, den der Gott Poseidon (Neptun) aus dem Meer emporsteigen ließ. Von diesem Sagenmotiv habe sich der christliche Franke dazu anregen lassen, den Minotauros-Mythos für seinen Zweck umzugestalten. In Wirklichkeit sei der Name des Merowingergeschlechts tatsächlich von dem historischen König Merowech abgeleitet.[11]

Literatur

  • Ludwig Schmidt: Aus den Anfängen des salfränkischen Königtums. In: Klio 34, 1942, ISSN 0075-6334, S. 306–327.
  • Heinrich Tiefenbach, Ian N. Wood: Merowech. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 19, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 3-11-017163-5, S. 574–576. (online)
  • Erich Zöllner: Geschichte der Franken bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts. Auf der Grundlage des Werkes von Ludwig Schmidt unter Mitwirkung von Joachim Werner neu bearbeitet. Beck, München 1970, ISBN 3-406-02211-1.

Weblinks

Commons: Merovech – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Matthias Becher: Chlodwig I. Der Aufstieg der Merowinger und das Ende der antiken Welt. München 2011, S. 116.
  2. Gregor von Tours, Historiae 2, 9.
  3. Wood S. 575 (für ein Vater-Sohn-Verhältnis); Zöllner S. 37 und Eugen Ewig: Die Namengebung bei den ältesten Frankenkönigen und im merowingischen Königshaus. In: Francia 18, 1991, S. 21–69, hier S. 47 (für ein sonstiges Verwandtschaftsverhältnis).
  4. Liber historiae Francorum 9.
  5. Wood S. 575; vgl. Zöllner S. 39.
  6. Eugen Ewig: Die Namengebung bei den ältesten Frankenkönigen und im merowingischen Königshaus. In: Francia 18, 1991, S. 21–69, hier S. 47.
  7. Fredegar-Chronik 3, 9, hrsg. von Bruno Krusch, Monumenta Germaniae Historica Scriptores rerum Merovingicarum Bd. 2, S. 95.
  8. So Karl Hauck: Lebensnormen und Kultmythen in germanischen Stammes- und Herrschergenealogien, in: Saeculum 6 (1955) S. 186–223, hier S. 197–204.
  9. Wood S. 575.
  10. Zöllner S. 29 Anm. 2; Reinhard Wenskus: Artikel Chlodio, in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 4 (1981) S. 477; Eugen Ewig: Trojamythos und fränkische Frühgeschichte, in: Die Franken und die Alemannen bis zur „Schlacht bei Zülpich“ (496/97), hrsg. Dieter Geuenich, Berlin 1998, S. 14.
  11. Alexander Callander Murray: Post vocantur Merohingii: Fredegar, Merovech, and ‚Sacral Kingship’, in: After Rome’s Fall. Narrators and Sources of Early Medieval History, hrsg. A. C. Murray, Toronto 1998, S. 121–152.

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