Marissa (Israel)
Marissa ist der antike Name einer kleinen antiken Stadt im heutigen Israel. Er ist als Stadt Judas im südlichen Vorgebirgsland zu verorten.
Name und Lage
Der Ort erscheint als Marescha in der Bibel. Der heutige Ruinenhügel trägt die Bezeichnung Tell Sandahannah; dieser Name stammt von den Ruinen einer hier gelegenen Annenkirche ("Santa Anna").
Der Ort liegt im südlichen Teil des Bet-Guvrin-Marissa-Nationalparks im Tiefland Judäas etwa 30 Kilometer östlich von Aschkelon unweit der Grenze zum Westjordanland.
Geschichte des Ortes
Es erscheint als eher unwahrscheinlich, dass der in den Amarnabriefen (14. Jahrhundert v. Chr., Pharao Echnaton) erwähnte Ort Muchraschti (mu-uch-ra-asch-ti) mit Marescha identisch ist, da bei Ausgrabungen keinerlei Funde zu Tage traten, die älter sind als die Eisenzeit. Somit ist ein kanaanitischer Vorgänger der israelitischen Stadt nicht belegt.[1] Der Ort wurde unter Salomos Sohn Rehabeam (ca. 920 v. Chr.) befestigt und 587 v. Chr. von den Babyloniern zerstört. Die Edomiter, die sich die Schwächung und zuletzt Zerstörung des Königreichs Juda zunutze machten, besiedelten die Region und machten Marescha sogar zu ihrer Hauptstadt. Bei ihrer Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft im sechsten und fünften Jahrhundert fanden die Juden hier wie andernorts auch Teile ihres ehemaligen Hochheitsgebiets von anderen Ethnien besiedelt. Im vierten Jahrhundert, zur Zeit hellenistischer Vorherrschaft in der Levante, siedelten Phönizier aus der Stadt Sidon in der nun von den Griechen Marissa genannten Stadt. Der Ort wurde unter den Diadochen hellenisiert und wohl neu aufgebaut. Ab 312 v. Chr. wechselte Marissa mehrfach ihren Besitzer, abwechselnd herrschten Seleukiden und Ptolemäer, die Stadt blieb jedoch Hauptort der Edomiter, die nun ebenfalls gräzisiert Idumäer hießen. Der Ort wurde im Jahr 40 v. Chr. von den Parthern zerstört und danach nie wieder aufgebaut. Das geschah im Lauf des Machtkampfes zwischen Herodes, der idumäischer Abstammung war und als Klientkönig von Judäa die Unterstützung Roms genoss, und dem letzten Hasmonäerherrscher, Antigonos, der mit den Parthern verbündet war. Wahrscheinlich stammten die Familien des Herodes und des Kostobaros, seines Schwagers, aus Marissa.
Die innere Stadt wurde 1898 bis 1900 vollständig ausgegraben und eingehender untersucht als die meisten anderen hellenistischen Siedlungen in Palästina. Weitere Grabungen finden seither immer wieder statt. Die innere Stadt von Marissa ist nur 150 × 160 m groß und von einer Mauer umgeben. Im Kern befanden sich eine Ost-West verlaufende Hauptstraße und mehrere kleinere Straßen. Der Plan ist in etwa schachbrettartig und zeigt deutliche hellenistischen Einfluss. Um diese innere Stadt gibt es die sogenannte Unterstadt. Die Häuser waren oftmals über Höhlen errichtet. Ein Teil von ihnen wurde als Ölpressen benutzt, ein anderer Teil diente anscheinend als Columbarien. Außerhalb der Stadt gibt es eine Nekropole mit teilweise dekorierten Grabanlagen.
Siehe auch
Weblinks
Literatur
- John P. Peters, Hermann Thiersch: Painted Tombs in the necropolis of Marissa (Marêshah). Palestine Exploration Fund, London 1905 (Online bei Internet Archive)
- Amos Kloner (Hg.): Maresha Excavations Final Report. Bd. 1: Subterranean Complexes 21, 44, 70. IAA Reports 17. Jerusalem 2003. ISBN 965-406-150-3; Bd. 2: Hellenistic Terracotta Figurines from the 1989 - 1996 Seasons. IAA Reports 35. Jerusalem 2008. ISBN 978-965-406-201-5
- Amos Kloner, Art. Maresha. In: David Noel Freedman (Hrsg.), The Anchor Bible Dictionary, Doubleday 1992, ISBN 3-438-01121-2, Bd. 4, S. 52–-525.
Einzelnachweise
- ↑ Avraham Negev und Shimon Gibson (Hrsg.), Archaeological Encyclopedia of the Holy Land, Continuum 2001, Seite 315.
Koordinaten: 31° 36′ N, 34° 54′ O