Iynx (magisches Objekt)

Die weiblichen Figuren haben eine Iynx in Händen, Gold, 330–300 v. Chr.

Die Iynx, auch Jynx, ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value), Mehrzahl Iynges), ist ein magisches Werkzeug, eine Art Zauberkreisel der griechischen und der römischen Mythologie.[1] Sie ist ein typisches Attribut von Peitho, der Göttin der erotischen Überredung. Die Iynx war aber auch als „Rad der Hekate“ oder „Hekates Kreisel“ bekannt.[2]

Die Iynx bestand aus einer goldenen oder bronzenen Scheibe, die auf einen Lederriemen gefädelt war. Diese Scheibe war oft am Rande gezackt und hatte Gravuren oder zwei oder vier Speichen. Durch Spannen und Lösen des Riemens wurde sie in Bewegung gesetzt und erzeugte ein für ein Schwirrholz typisches, summendes oder sirrendes Geräusch.[2] Die griechische Bezeichnung „Ἴυγξ“ ist diesem Geräusch sehr ähnlich.

Die Iynx wurde bevorzugt für Liebeszauber eingesetzt. Solche Kreisel werden in Lukians Gesprächen sowie von Horaz, Properz und Ovid erwähnt.[2][3]

Geschichte

Die Form der Iynx ähnelt einer Spinnwirtel, hier: Spinnwirtel der Eisenzeit

Die Form der Iynx weist auf eine Entstehung aus Spinnwirteln und der Brettchenweberei hin, zumal das Spinnen und Weben eng mit weiblicher Mythologie und Magie verbunden ist.[2]

Mythologie

Iynx wurde in einen Vogel (Jynx torquilla) verwandelt und auf eine Scheibe gebunden

Nach der griechischen und der römischen Mythologie ist die Iynx folgendermaßen entstanden: Iynx war eine Dienerin der Io. Durch Zauberei hat sie Jupiter (Zeus) zur Liebe mit Io verlockt. Zur Strafe wurde sie von Juno (Hera) in einen Vogel (Jynx torquilla) verwandelt und auf ein Rad festgebunden.[4][5]

Jason gewann Medea durch den Gebrauch der Iynx

Später lehrte Aphrodite, die Göttin der Liebe und des sinnlichen Begehrens, Jason den Gebrauch dieser Iynx, so dass dieser Medea gewinnen konnte.[2][5]

Magie und Theurgie

Die Iynges waren Hekate, der Göttin der Magie, geweiht.[2]

Mit der Iynx wurden die Daimones angerufen, hier: geflügelter Daimon auf einer korinthischen Scheibe mit Loch

In der griechischen Mythologie ist ein Daimon ein Wesen, das zwischen Göttern und Menschen vermittelt und den Magier oder Theurgen über den Aufbau der Welt belehren kann. Die Iynx diente dazu, mit den Daimones in Kontakt zu treten. In den nur fragmenthaft erhaltenen chaldäischen Orakeln wird ein solches Ritual beschrieben. Die Iynx war so auch ein Werkzeug zum Wahrsagen und zur Beschwörung.[2]

Die magisch-aphrodisische Verwendung der Iynx wird auf die Mythologie zurückgeführt. Danach lehrte Aphrodite Jason, den nach vier Seiten auseinander gespannten Vogel (Jynx torquilla) unter Zaubersprüchen herumzudrehen, um dadurch Medeas Liebe zu gewinnen. Der Vogel wurde so zum Symbol für Liebesverlockung, auch in der bildenden Kunst.[6] Für einen Liebeszauber wurde dieser Vogel an ein vierspeichiges Rad gebunden und dieses unter Zaubersprüchen gedreht. Der einfachste dieser Zaubersprüche lautete: „Jynx, ziehe diesen Mann zu meinem Hause herbei!“ Später wurde der Vogel durch einen mit Purpurwolle umsponnenen Kreisel ersetzt. Thessalische Zauberinnen sollen der Sage nach einen solchen Kreisel zuerst benutzt haben.[3]

Literatur

  • Grace W. Nelson: A Greek Votive Iynx-Wheel in Boston. In: American Journal of Archaeology, 44/4, 1940, S. 443–456.

Weblinks

Wikisource: Griechische und römische Mythologie – Quellen und Volltexte
  • Iynx beschrieben von Roman Eisele
  • Iynx magisches Objekt

Einzelnachweise

  1. Anmerkung: Im Lateinischen gibt es den Buchstaben „J“ nicht, so dass „I“ und „J“ in der Übersetzung synonym gebraucht werden.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 Thomas Lautwein: Hekate – Die dunkle Göttin. Edition Roter Drache, Rudolstadt, 2009, S. 235–243, ISBN 978-3-939459-21-7.
  3. 3,0 3,1 Max Haushofer: Tragödien und Komödien des Aberglaubens - Liebeszauber. In: Die Gartenlaube. Heft 1, 1897, S. 4–8 (Volltext [Wikisource]).
  4. Wilhelm Vollmer, Johannes Minckwitz: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker, 3. Auflage, Hoffmann’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1874, S. 19, online. Abgerufen am 5. September 2016
  5. 5,0 5,1 Richard Engelmann: Iynx 1). In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,1, Leipzig 1894, Sp. 772 f. (Digitalisat).
  6. Meyers Konversations-Lexikon, Iynx, 4. Auflage, Bibliographisches Institut, Leipzig 1888–1889, Band 9, S. 110. Digitale Ausgabe in Wikisource (Version vom 18. Juli 2015).

Die News der letzten Tage