Heraklesknoten

Diadem mit Heraklesknoten

Der Heraklesknoten, bekannter als Herkulesknoten sowie nodus Herculis, herculaneus, herculanus, hámma herakleotikón,[1] galt in der Antike als sehr fester Knoten und war ein beliebtes Motiv für Schmuck. Der Name geht entweder auf die Schlangen zurück, die Herakles als Kind erwürgt hat, oder auf die Art, wie er das Löwenfell vor seiner Brust geknotet trug.

Der Heraklesknoten entspricht vermutlich dem heutigen Kreuzknoten.

Geschichte

Der Herkulesknoten war ein besonders fester Knoten in der Antike, speziell in der griechischen und römischen Kultur,[2] der wahrscheinlich unserem gewöhnlichen Kreuzknoten entsprach.[3] Da man in jener Zeit weder das Versiegeln noch Vorhängeschlösser kannte, war ein fester Knoten das einzige Mittel, um eine Kiste, einen Sack oder dergleichen zu verschließen. So zeigte Kirke dem Odysseus das Binden eines festen Knotens. Aiolos wiederum verschloss für die Rückkehr von Odysseus die günstigen Winde in einem Sack, indem er ein silbernes Seil darumband. Für das Handelsvolk der Phönizier war das Binden eines festen Knotens von großem Wert. Aus dieser Verehrung brachten sie den Knoten aus Seil, aus Holz geschnitzt oder in Metall gegossen an einem Stab an, den sie als Zeichen des Friedens voraussandten, bevor sie an einer Küste anlandeten. Dieser Friedensstab, welcher der mächtige Hermesstab genannt wurde, ist weiter ausgebildet worden. Der Knoten mit den daran hängenden Bändern wandelte sich unter den Händen griechischer Künstler zu zwei einander umwindenden Schlangen,[4] die nun mystisch für die verschiedenen Bedeutungen herhalten mussten. Doch der Ursprung war nur der Knoten, den wir als „Vorhängeschloss“ der antiken Welt verdanken.

Auch nachdem schon lange andere Verschlussarten erfunden waren, gebrauchte man doch noch in einigen Fällen den Herkulesknoten. So wurde er namentlich in der Magie verwandt. Auch knüpfte die Braut ihren Gürtel aus Schafwolle mit dem Herkulesknoten um ihre Tunika, den der Bräutigam in der Hochzeitsnacht lösen musste.[5] Damit sollte der Bräutigam bei der Zeugung der Kinder so glücklich sein wie Herkules, dessen Zeugungskraft sich bekanntlich bei den 50 Töchtern des Thespios zeigte. So behauptete dies zumindest Festus.

Böttiger dagegen vertrat die Meinung, man habe den Gürtel als Zeichen der Festigkeit des neuen Ehebundes auf diese Weise geknüpft.[6] Diese wäre jedoch ein schlechtes Omen gewesen, wenn dieses Zeichen der Festigkeit vom Bräutigam gelöst werden musste. Vermutlich hatte der Knoten gar keine symbolische Bedeutung. Der Gürtel musste gebunden werden und dies geschah mit dem Herkulesknoten, weil er einfach fester war als andere.

Chirurgenknoten

Der römische Gelehrte Plinius der Ältere (23/24 bis 79 n. Chr.) behauptete vom damaligen Herkulesknoten: „Wunden, die mit dem Herkulesknoten geschlossen werden, heilen schneller“.[7] Außerdem soll der Knoten durch das Zusammenbinden der mittleren Finger der rechten Hand zu starkes Schwitzen am Kopf und triefende Augen heilen. Ebenso meinte Plinius, sei es hilfreich zur Einleitung einer schnellen Geburt, wenn der Erzeuger des Kindes seinen Gürtel um die Schwangere legte und mit dem Knoten band. Danach sprach er die Formel: „Ich habe gebunden und löse auch.“[3]

Der Herkulesknoten ist in den Schriften des griechischen Arztes Heraklas aus dem 1. Jahrhundert als chirurgischer und orthopädischer Knoten dokumentiert.[8]

Chirurgen, allen voran Kurt Sprengel, belegten ihren Chirurgenknoten ebenfalls mit dem Namen nodus Herculeus, der neben Wundnähten auch zugezogen für Bandagen bei Knochenbrüchen und Verrenkungen angelegt wurde.[3][6] Als Liebesknoten diente er auch bei Vergils sexuellen Praktiken.[9]

Verschiedene Darstellungen

Einzelnachweise

  1. J. Turner: History and Science of Knots. ISBN 981-02-2469-9, S. 399, The true Love Knot: A famous Knot in the Greek and Roman culture was the Hercules Knot.
  2. Claudia Schopphoff: Der Gürtel. Funktion und Symbolik eines Kleidungsstücks in Antike und Mittelalter. 2009, S. 33, 124, 125, 309 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 17. Mai 2019]).
  3. 3,0 3,1 3,2 Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste. Zweite Section H–N. 1829, S. 147 f. (Volltext in der Google-Buchsuche [abgerufen am 17. Mai 2019]).
  4. J. Turner: History and Science of Knots,(1995) S. 400.
    C.L. Day: Knots and Knotlore – A study in Primitive Beliefs and Supperstitions, Western Folklore N°9 (1959) 229 – 256.
  5. Exkurs: Die Gespräche der Aloisia Sigaea, 5. Gespräch, lösen des Herkulesknotens.
  6. 6,0 6,1 Karl August Böttiger: Griechische Vasengemälde. 1797, S. 103 (Volltext [abgerufen am 17. Mai 2019]).
  7. Knoten Welt.
  8. J. Joris Hage: Heraklas on knots: sixteen surgical nooses and knots from the first century A.D. In: World Journal of Surgery. Nr. 32, 2008, doi:10.1007/s00268-007-9359-x, PMID 18224483 (Vorschau, Abbildungen).
  9. Google Books, Vergils Eklogen.

Siehe auch

  • Liste der Knoten
  • Knotenkunde

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