Heraia
Die Heraia ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:ISO15924:97: attempt to index field 'wikibase' (a nil value), auch Heräen oder Heraien) waren im antiken Griechenland Feierlichkeiten zu Ehren Heras, der Bewahrerin der Ehe und Göttin der Frauen. Sie wurden vom 6. Jahrhundert v. Chr. bis in die römische Kaiserzeit in mehreren griechischen Städten abgehalten.
Am bekanntesten waren die Heraia in Argos, dem wichtigsten Kultzentrum der Hera, wo sie zugleich Stadtgöttin war und die Jahre nach dem Namen ihrer Priesterinnen benannt wurden. Hier übernahm Demetrios Poliorketes persönlich die Spielleitung[1] und der Vater Alexanders des Großen, Philipp II. von Makedonien, trat als Kampfrichter auf.[2] Die Priesterin des Hera-Kults fuhr auf einem von vier weißen Rindern gezogenen Wagen zum Heraion von Argos und wurde dabei in einer feierlichen Prozession vom Volk und der streitbaren Mannschaft in Waffen begleitet. An ein großes Stieropfer schlossen sich ein allgemeiner Opferschmaus und die Wettkämpfe an.
An den Spielen, die zur Zeit des Pausanias in dem auch für die Nemeen genutzten Stadion stattfanden, beteiligten sich Knaben und Männer. Die Spiele hatten teils kriegerischen Charakter – so schleuderten die Kämpfer beispielsweise Wurfspieße auf einen als Ziel aufgestellten Schild –, bestanden darüber hinaus aber aus gymnischen und musischen Agonen, an denen sich auch Herolde und Rhetoren beteiligten. Hauptpreis für die Sieger in den einzelnen Disziplinen war jeweils ein argivischer Schild und ein Myrtenkranz.
Bedeutend waren auch die Heraia, die in Samos gefeiert wurden und mit dem Kult in Argos verbunden waren.[3] Auch hier traten die männlichen Teilnehmer in Waffen auf, es gab gymnische und musische Wettkämpfe. Zudem wurde der Hieros gamos, die Heilige Hochzeit, zwischen Hera und Zeus nachgestellt.
Auch in Olympia fand unter dem Namen Heraia ein Fest statt, das alle vier Jahre vermutlich jeweils vor den Olympischen Spielen veranstaltet wurde. Die einzige erhaltene Beschreibung dieses Festes findet sich in der Reisebeschreibung des Pausanias.
Im Zentrum der Feiern stand ein Frauensportfest, dessen Höhepunkt ein Lauf über 160 m war. Anders als die Wettkämpfer bei den Olympischen Spielen waren die Teilnehmerinnen bei dem Fest zu Ehren Heras bekleidet, mit der Ausnahme, dass die rechte Brust frei lag. Die Siegerinnen erhielten Ölbaumkränze und Teile einer der Hera geopferten Kuh. An dem Sportfest durften nur unverheiratete Jungfrauen teilnehmen.
Weitere Heraia wurden ebenfalls in Delphi, auf Ägina, in Stratonikeia in Karien und an weiteren Orten begangen.
Literatur
- Konrat Ziegler: Heraia 3. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VIII,1, Stuttgart 1912, Sp. 416–418 (Digitalisat).