Engilin

Engilin
Blick ins Thüringer Becken vom Beichlinger Kirschberg (Herrschaftswege am Schloss)

Blick ins Thüringer Becken vom Beichlinger Kirschberg (Herrschaftswege am Schloss)

Historisches Zentrum Memleben
Lage Thüringen/Sachsen-Anhalt
Engilin (Thüringen)
Besonderheiten Gau der Angeln in Altthüringen, noch um 1000 wurde der Gauname in Thüringen aktiv verwendet.
Engilin und Umgebung um 1000

Engilin und Umgebung um 1000

p1

Der Gau Engilin erstreckte sich im Thüringer Becken zu beiden Seiten der mittleren wie der unteren Unstrut am Südabhang der Gebirgszüge Hainleite, Schmücke und Finne über Memleben bis nahe Naumburg an der Unstrut im südlichen Sachsen-Anhalt.

Der Landschaftsbezeichnung Engili wurde 772 erstmals erwähnt. Auch die Bezeichnungen Engilin (932), Englehem und Englide (um 802) weisen ein hohes Alter auf. Benannt wurde der Gau nach den Angeln, die in einer Wandergemeinschaft mit den Warnen in diese Region zogen und sich an beiden Ufern der mittleren und südlich der unteren Unstrut als Kolonisten ansiedelten. Die Warnen siedelten im östlich liegenden Gau Werinofeld. Die näheren Umstände der Besiedlung sind unter Historikern umstritten.[1]

Auf die Anwesenheit von Angeln und Warnen in Thüringen verweist auch die Lex Angliorum et Werinorum hoc est Thuringorum, die Karl der Große um 802/803 aufzeichnen ließ.[1]

Der Wortstamm in den Namen einiger noch heute bestehender Dörfer und Ortsteile, wie Holzengel, Feldengel, Kirchengel oder Westerengel bei Großenehrich im Kyffhäuserkreis, geht auf diese Siedler zurück.[1]

Siehe auch

  • Liste mittelalterlicher Gaue

Literatur

  • Sigrid Dušek: Altthüringer. In: Ur- und Frühgeschichte Thüringens, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-8062-1504-9.
  • Heike Grahn-Hoek: Das Recht der Thüringer und die Frage der ethnischen Identität, In: Die Frühzeit der Thüringer: Archäologie, Sprache, Geschichte. (Ergänzungsband zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde). de Gruyter, Berlin 2009, S. 416.
  • Heike Grahn-Hoek: Stamm und Reich der frühen Thüringer nach den Schriftquellen. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte 56, 2002, S. 7–90.
  • Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 7., vollständig überarbeitete Auflage. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54986-1, S. 168 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Günter Neumann: Engilin. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 7, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1989, ISBN 3-11-011445-3, S. 288 f. online
  • Steffen Raßloff: Geschichte Thüringens. Beck, München 2010. ISBN 978-3-406-60523-9.
  • Wilhelm Seelmann: Die Ortsnamenendung -leben. In: Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung. Jahrgang 1886. XII., Diedr. Soltau's Verlag. Norden u. Leipzig 1887. S. 7–27.online scan
  • August von Wersebe: Pagus Engilin. In: Beschreibung der Gaue zwischen Elbe, Saale und Unstrut, Weser und Werra, etc., Verlag der Hahn'schen Hof-Buchhandlung, Hannover 1829, S. 67ff. online
  • August von Wersebe: Über die Vertheilung Thüringens zwischen den alten Sachsen und Franken: zugleich eine Revision der ältesten Geschichte und Diöcesanverfassung von Thüringen, Teil 1-2, Perthes, Hamburg 1834, online

Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 1,2 Günter Neumann: Engilin. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 7, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1989, ISBN 3-11-011445-3, S. 288 f.

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