Dan (Dänemark)

Dan ist der Name eines sagenhaften dänischen Königs. Von ihm wird der Name „Dänemark“ abgeleitet.

Mittelalterliche Chroniken

Dan wird in nordischen Chroniken und Sagas seit dem 12. Jahrhundert erwähnt. Die chronologischen und genealogischen Angaben über ihn sind so unterschiedlich, dass sie unmöglich auf eine reale historische Person zurückgehen können.

Die früheste Erwähnung fand Dan im Chronicon Lethrense, einer kurzen lateinischen Chronik über die dänischen Sagenkönige aus dem 12. Jahrhundert. Dort ist er einer von drei Söhnen von Ypper, dem ersten König von Uppsala, und wird Herrscher von Seeland, Fünen und Schonen. Seine Lebenszeit wird auf die Regentschaft von Kaiser Augustus datiert.

Saxo Grammaticus nutzte diese Chronik vermutlich als Quelle. Er sah Dan als den Urheber der dänischen Monarchie an, von dem sich auch der Name Dänemark herleite. Als seine Vorfahren würden in seinen Quellen entweder die Danaer, der biblische Dan oder wegen der lateinischen Bezeichnung für Dänemark, Dacia, die Dakier ausgemacht. Laut Saxo kamen Dan und sein Bruder Angul, von denen er die Angeln ableitete, von außen nach Dänemark, wo sie die Herrschaft übernahmen. Dan selbst sei noch nicht König gewesen, aber sein Sohn Humblus/Humbling aus der Ehe mit einer Adligen namens Gytha wurde von Thing zum König gewählt, aber später von seinem Bruder Lotherus vertrieben, der über seinen Sohn Skjöld der Stammvater des dänischen Königsgeschlechts der Skjöldinger wurde.[1] Dans Lebenszeit datierte Saxo Später erscheinen zwei weitere Könige des Namens: Dan II. als Sohn von Uffi / Offa und Dan III., der die Elbe überquerte und gegen die Sachsen kämpfte. Letzterer habe einen Enkel Frotho gehabt.[2] In der Ynglingasaga von 1230 ist Dan „mikilatta“ (= der Große / Stolze) als Bruder von Drott, der Ehefrau des schwedischen Königs Dyggvi, genannt. Sein Sohn war Frode Fredegod,[3] der zwar auch bei Saxo erscheint, aber erst mehrere Generationen später. Laut der Skjoldungesaga war Dan Herrscher von Jütland und Schwager des bereits erwähnten Offa.

Neuzeitliche Historiker

Die neuzeitliche Geschichtsschreibung seit dem Humanismus versuchte die widersprüchlichen Angaben zu vereinen. Es wurde auch diverse Lokalisierungen seines Grabes vorgenommen.

Johannes Magnus, der letzte katholische Erzbischof von Uppsala, zitierte in seiner 1554, zehn Jahre nach seinem Tod, veröffentlichten Historia de omnibus Gothorum Sueonumque regibus, der Geschichte aller gotischen und schwedischen Könige, eine angebliche alte Ballade über Erik, den angeblich ersten König von Gotland. Dieser habe im 3. Jahrhundert n. Chr. ein unkultiviertes Land namens Vetala besiedeln lassen. Zum Regenten sei Dan, der Sohn von Humli, eingesetzt worden, nach dem das Land Dänemark genannt worden sei. Anders Sørensen Vedel, der als erster Saxo Grammaticus’ Gesta Danorum ins Dänische übersetzte, datierte Dans Lebenszeit in seinem Hundertliederbuch von 1591 dagegen auf etwa 700 n. Chr.

Ludwig Holberg teilte 1750 die Historiker danach ein, ob welcher „Hypothesis“ sie über den Beginn der dänischen Geschichte folgten: Das sind erstens die Nachfolger von Saxo Grammaticus, darunter Albert Krantz, die die dänische Geschichte mit Dan beginnen lassen; zweitens die Vertreter der von Johannes Magnus und Nicolaus Peträus aufgestellten Genealogie, die Dans Vorfahren bis zur Arche Noah zurückverfolgte; und drittens die Isländersagas, die die dänische Königsreihe erst viel später beginnen lassen. Letzterer folgte Holberg.[4] Auch Ludewig Albrecht Gebhardi lehnte die Volksetymologie von Saxo und in seiner Folge den humanistischen Historikern ab.[5] Er führte in seiner Geschichte der Königreiche Dänemark und Norwegen von 1770 aber „Dan den Prächtigen“ oder „Dan Mykilati“ als einen der vorchristlichen Könige auf, der von etwa 450 bis 470 regiert habe. In seine Zeit datiert er die Eroberung Britanniens durch die Angeln und Jüten. Dan soll auch die Sitte der Totenverbrennung aufgegeben und sich stattdessen als erster unverbrannt mit seinen Pferden und Schätzen in einem Hügelgrab haben beisetzen lassen. Dieses verortete Gebhardi bei dem „Hjesteberg“ bei Gammel Lejre. Dans Sohn sei Frotho III. gewesen.[6]

Die Sage von König Dans Begräbnis entwickelte sich im 19. Jahrhundert weiter zu einer Bergentrückungssage als Parallele der deutschen Kyffhäusersage. Demnach schlafe König Dan umgeben von seinen Kriegern auf einem Thron sitzend in einer Erdhöhle unter einem Hügel bei Tönning, bis sein Volk seine Hilfe brauche.[7]

Einzelnachweise

  1. Gesta Danorum 1,1; Paul Herrmann: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Band 1: Übersetzung. Engelmann, Leipzig 1901, S. S. 14 f. (Textarchiv – Internet Archive)
  2. Gesta Danorum, 4.
  3. Ynglingasaga 20. Dauði Dyggva.
  4. Ludwig Holberg: Dänische und norwegische Staatsgeschichte. 1750, S. 171–176.
  5. Ludewig Albrecht Gebhardi: Geschichte der Königreiche Dänemark und Norwegen, Band 1. Halle 1770, S. 276
  6. Ludewig Albrecht Gebhardi: Geschichte der Königreiche Dänemark und Norwegen, Band 1. Halle 1770, S. 357–359.
  7. Ludwig Bechstein: Könid Dan. In: Deutsches Sagenbuch, Leipzig 1853.

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