Cornia Nou
Cornia Nou Poblat talaiòtic de Cornia Nou | |||
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Blick von Süden auf den westlichen Talayot von Cornia Nou. | |||
Lage auf Menorca | |||
Koordinaten | 39° 52′ 53″ N, 4° 14′ 1″ O | ||
Ort | Maó, Balearische Inseln, Spanien | ||
Entstehung | um 1000 v. Chr. | ||
Höhe | 76 m |
Cornia Nou (auch Curnià Nou; vollständiger Name Poblat talaiòtic de Cornia Nou, „Talayotische Siedlung von Cornia Nou“) ist eine archäologische Fundstätte auf der spanischen Baleareninsel Menorca. Die Siedlung, die der Talayot-Kultur zugeordnet wird, befindet sich in der Gemeinde Maó im Osten der Insel.
Lage
Die archäologische Stätte von Cornia Nou befindet sich 2,5 km westsüdwestlich vom Zentrum Maós und etwa 150 m nördlich der Straße Me-12 nach Sant Climent. Zu erreichen ist sie nur über eine schmale Straße, die vom Cami Vell de Sant Climent zur Einmündung des Carrer de Bajoli in die Avinguda des Cap de Cavalleria im Industriegebiet (Polígon industrial) im Westen Maós führt, von wo aus der Weg zur Fundstätte ausgeschildert ist. Die talayotische Siedlung von Sa Cudia Cremada liegt ca. 800 m östlich, der Talayot de Torelló ca. 1100 m westlich.
Die Fundstätte befindet sich auf Privatgelände und darf nur sonnabends ab 10 Uhr betreten werden. Schautafeln geben dem Besucher nähere Informationen.
Beschreibung
Überblick
Die Fundstätte, an der seit 2007 Grabungen des Museu de Menorca durchgeführt werden,[1] besteht aus zwei separaten Teilen. Im Westen steht einer der größten Talayots der Insel, ein turmartiges Bauwerk in Form eines Kegelstumpfs, das ohne Mörtel aus übereinander gehäuften großen Steinen errichtet wurde. Talayots findet man nur auf Mallorca und Menorca. Sie entstanden um 850 v. Chr. in der frühen Eisenzeit und wurden um 550 v. Chr. wieder aufgegeben.[2] Die Ausgrabungen haben einige Nebengebäude freigelegt, die im Süden und Westen an den Talayot angrenzen.[1] Etwa 80 Meter östlich befindet sich ein zweiter, deutlich kleinerer Talayot mit einem inneren Korridor, der als Eingangstor zu einem teilweise von einer Zyklopenmauer umgebenen Hügel angesehen wird. Hier könnte sich auf einer Fläche von 4000 m²[1] der ursprüngliche Kern der Siedlung befunden haben.[3]
Der westliche Talayot und seine Nebengebäude
Das auffälligste Element der Anlage ist der westliche Talayot. Er besitzt einen kreisförmigen Grundriss mit einem Durchmesser von 26 Metern und ist 10 Meter hoch. Das Bauwerk besteht aus großen, grob behauenen Steinen, die in horizontalen Schichten aus konzentrischen Kreisen verlegt wurden. Seine ursprüngliche Höhe ist nicht bekannt, da noch in den 1940er Jahren Steinblöcke von seiner Spitze entnommen wurden.[2] Von Osten und Westen führen schmale steile Treppen ins Innere des Talayots. Man nimmt an, dass sie auf seine obere Plattform führten. Durch Einstürze in der Vergangenheit enden sie heute jedoch blind. Dagegen führt eine eindrucksvolle 2,20 m breite Freitreppe,[3] die sich außen in die Wand des Bauwerks einschneidet, vom Dach eines südlich angrenzenden Gebäudes auch heute noch auf den Talayot.
Das südliche Gebäude wurde zwischen 2008 und 2012 vollständig ausgegraben. Das von einer doppelwandigen Mauer begrenzte Gebäude besitzt eine leicht nach innen gebogene 13 Meter breite Fassade. Ein zentrales Eingangstor mit einem großen Monolithen als Türsturz führt im Inneren auf einen Korridor. Dieser besitzt im hinteren Teil eine Herdstelle. Ein westlicher Raum ist in vier kleinere Kammern geteilt. Ein kleinerer östlicher Raum besitzt eine Pflasterung. Der Korridor endet in einem Gebäudeteil, der mit Steinen aufgefüllt wurde – mit Ausnahme eines schmalen Ganges, der auf das Dach führt. Von hier erreicht man über die Freitreppe die Spitze des Talayots. Innerhalb des südlichen Gebäudes wurde eine große Anzahl von Werkzeugen wie Mahlsteine, Stößel, Punzen, Ahlen und Knochenspatel gefunden, die zur Lebensmittelverarbeitung und zur Produktion verschiedener Gebrauchsgüter gedient haben. Darüber hinaus fanden sich Knochen von domestizierten Tieren wie Ziege, Schaf, Schwein und Rind, aber auch vom Rothirsch, sowie nahe der Herdstruktur Reste verkohlten Getreides. Letzteres fiel wohl an, als das Korn zur Erleichterung des Entspelzens geröstet wurde.[2] Gefunden wurden außerdem Scherben talayotischer, karthagischer, römischer, iberischer und islamischer Keramik. Die Forscher schlussfolgerten, dass das Gebäude in talayotischer Zeit dazu diente, die Verarbeitung, Lagerung und Verteilung von Produkten zu zentralisieren. Die Gemeinschaft, die hier lebte, zeigte soziale Komplexität und vielleicht eine beginnende gesellschaftliche Schichtung.[4]
Bei der Ausgrabung des südlichen Gebäudes konnten verschiedene Bauphasen nachgewiesen werden. Es wurde versucht, eine Chronologie dieser Baumaßnahmen mit Hilfe der Radiokarbondatierung zu erstellen. Ein Ergebnis war, dass der Talayot bereits am Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. gebaut worden sein muss und damit Jahrhunderte früher als andere.[5] Der Talayot und das südliche Gebäude wurden im 6. Jahrhundert v. Chr. aufgegeben, obwohl einige Strukturen an der östlichen Außenseite auch in der Römerzeit genutzt wurden.
Seit dem Abschluss der archäologischen Arbeiten am südlichen Gebäude konzentrieren sich die Grabungen auf ein ähnliches, westlich am Talayot lehnendes Gebäude mit einer monumentalen Umfassungsmauer. Seine Fassade ist 8,90 Meter breit.[1] Das Innere wird durch eine Mauer in zwei etwa gleich große Räume geteilt. Im zentralen Teil der Westfassade öffnen sich zwei Portale, die in diese Räume führen. Die Räume waren einmal durch eine Öffnung in der Trennwand verbunden, die aber schon in prähistorischer Zeit geschlossen wurde. Die Ausgrabung des südlichen der beiden Räume im Jahr 2016 förderte zwei weitere Portale zu Tage, eines durch die Außenwand nach Süden – auch dieses wurde bereits vor der Aufgabe des Gebäudes geschlossen – und eines zum Talayot. Im Raum befindet sich eine zwei Meter hohe polylithische Säule aus fünf Steinen. Der oberste könnte bereits der Deckstein sein. Da die Umfassungsmauer höher ist, könnte das auf die frühere Existenz eines Zwischengeschosses hindeuten. Auf dem Boden wurden – wie im Südgebäude – Mahlsteine, Stößel und andere Werkzeuge gefunden.[6]
Der östliche Talayot
Der östliche Talayot ist deutlich kleiner als der westliche. Sein Durchmesser beträgt lediglich 12 Meter.[1] Er wird von Norden nach Süden von einem bis zu 4 Meter hohen[1] und 1,60 Meter breiten,[7] überdachten Korridor durchlaufen. Der Talayot lehnt sich an die Reste einer älteren Mauer, die ursprünglich ein Areal auf dem hinter ihr liegenden Hügel abgrenzte. Er könnte einen monumentalen Zugang zu diesem Areal gebildet haben. Im westlichen Flügel des Talayots befindet sich eine Kammer mit einer schießschartenartigen Wandöffnung zum Korridor.[2] Dieser Teil des Fundortes wurde bereits zwischen 2007 und 2008 untersucht und zeugt von erneuter Nutzung der Siedlung im 4.–3. Jahrhundert v. Chr. Am Fuß des Talayots gibt es zwei in den Fels gegrabene Zisternen mit einer Reihe von Wasserauffangkanälen. Die größere konnte 16, die kleinere 4 Kubikmeter Wasser aufnehmen.[3] Als sie in den letzten Jahrhunderten v. Chr. ihre Funktion verloren hatten, wurden sie bis ins Mittelalter als Abfallgruben genutzt. Große Mengen an Keramik zeigen, dass die Siedlung noch in der islamischen Zeit, die von 903 bis 1287 dauerte, bewohnt war.[8]
Auf dem Gelände der Fundstätte befinden sich zudem mehrere künstliche Grabhöhlen (Hypogäen) aus der ersten Phase der Nutzung.
Denkmalschutz
Die talayotische Siedlung von Cornia Nou ist seit 1966 als Kulturgut (Bien de Interés Cultural) geschützt. Die Registriernummer beim spanischen Kulturministerium ist RI-51-0003546.
Nominierung für Weltkulturerbeliste
Cornia Nou gehört zu den 32 archäologischen Stätten, die Spanien am 14. Januar 2016 als „Talayotische Kultur Menorcas“ offiziell für eine Aufnahme in die UNESCO-Liste des Welterbes vorschlug.[9][10] Das Welterbekomitee stellte den Antrag auf seiner 41. Sitzung im Juli 2017 zurück und forderte Nachbesserungen.[11]
Literatur
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Cornia Nou talayotic settlement auf der Website Menorca Talayótica (englisch), abgerufen am 22. Oktober 2017.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Informationstafel an der Fundstätte, gesehen am 26. September 2016
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Lluís Plantalamor Massanet, Joaquim Pons Machado, Antoni Ferrer Rotger: Resultats preliminars de les excavacions al talaiot est de Cornia Nou (Maó). In: J. Gual (Hrsg.): III Jornades d’Arqueòlegs de les Balears (Maó, 3. und 4. Oktober 2008). Maó, Consell Insular de Menorca, Llibres del Patrimoni Històric i Cultural. Band 4, 2011, S. 131–138 (katalanisch)
- ↑ Montserrat Anglada, Antoni Ferrer, Lluís Plantalamor, Damià Ramis, Mark Van Strydonck: Les comunitats humanes a Menorca durant l’edat del bronze: el jaciment de Cornia Nou (PDF; 2,1 MB). In: Quad. Preh. Arq. Cast. Band 29, 2011, S. 27–46 (katalanisch).
- ↑ Montserrat Anglada, Antoni Ferrer, Lluís Plantalamor, Damià Ramis, Mark Van Strydonck, Guy De Mulder: Chronological Framework for the Early Talayotic Period in Menorca: The Settlement of Cornia Nou. In: Radiocarbon. Band 56, Nr. 2, 2014, S. 411–424 (englisch)
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- ↑ Ferran Lagarda i Mata: Cornia 2 (Talayots) auf der Webseite www.arqueoguia.com (englisch), abgerufen am 26. Oktober 2017.
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- ↑ Talayotic Culture of Minorca, auf der spanischen Tentativliste bei der UNESCO (englisch), abgerufen am 28. Oktober 2017.
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